Anleger verzeihen Leonis Ausrutscher
sck München – Anleger haben dem Nürnberger Autozulieferer Leoni die jüngste Gewinnwarnung verziehen. Kurz nach Handelsbeginn büßte die Aktie zwar zeitweise bis zu 5,2 % ein, drehte dann aber ins Plus und gewann in der Spitze 7,5 % auf 42,25 Euro an Wert. In ersten Reaktionen äußerten sich Analysten relativ milde. Es gebe keine Anzeichen einer nachhaltigen Verschlechterung der Lage, sagten die Experten von Hauck & Aufhäuser. Trotz des Rückschlags bestätigte die Baaderbank ihr Kursziel von 70 Euro. Einige sprachen von guten Kaufgelegenheiten.Beruhigend auf die Investoren wirkte, dass der Vorstand seine mittelfristigen Finanzziele bekräftigte. So strebt das MDax-Unternehmen bis 2016 einen Konzernumsatz von 5 Mrd. Euro und eine operative Umsatzrendite (auf Basis des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern, Ebit) von 7 % an. Auch am Umsatzziel für 2014 (4,1 Mrd. Euro nach 3,9 Mrd. Euro) rüttelte die Firma nicht. Vorleistungen drückenAm Montagabend nach Börsenschluss sorgte Leoni mit einer Ad-hoc-Meldung für Aufsehen (vgl. BZ vom 14. Oktober). Die Franken räumten darin ein, ihre ursprüngliche Ergebnisprognose für 2014 zu verfehlen. Nach einem schwachen dritten Quartal kappte das Unternehmen seine Erwartungen für das Ebit. Der Vorstand rechnet nun für das laufende Jahr mit mindestens 180 Mill. Euro nach 163 Mill. Euro im Geschäftsjahr 2013. Ursprünglich hatte Leoni 2014 über 200 Mill. Euro angepeilt. Als Gründe für die Korrektur nannte die Konzernführung um Vorstandschef Klaus Probst “starke ungeplante” Belastungen durch Neuanläufe in der Sparte Bordnetze. Diese hätten sich bereits im zweiten Quartal negativ ausgewirkt. In den beiden zurückliegenden Dreimonatsabschnitten schmälerten diese “außerplanmäßigen” Kosten das Ebit um 15 Mill. Euro. Im September eingeleitete “Gegenmaßnahmen” hätten die negativen Ergebniseffekte gestoppt. Daher werde das laufende Jahresschlussquartal “plankonform” verlaufen. Eine Kompensierung der im Sommer erlittenen Ergebniseinbußen sei aber nicht mehr möglich.Nach vorläufigen Unternehmensangaben stieg der Umsatz im dritten Quartal zwar um 5,7 % auf 1 Mrd. Euro, das Ebit schrumpfte aber um 4 % auf 35 Mill. Euro. Die Baaderbank führte an, dass der angepasste Ebit-Ausblick deutlich unter den Analystenschätzungen (212 Mill. Euro) liege. Die Konsensusprognose werde daher voraussichtlich um 10 bis 15 % nach unten revidiert.Bei Vorlage der Halbjahreszahlen vergrätzte Leoni die Anleger mit einem hohen Rückgang des Ebit (vgl. BZ vom 13. August). Probst verwies seinerzeit auf hohe Vorleistungen im Bordnetz-Geschäft wegen Modellanläufen bei deutschen Autoherstellern. Davon betroffen waren die Leoni-Standorte in Mexiko und in China. Leoni spürte dies mit gestiegenen Personal- und Transportkosten.Trotz dieses Dämpfers sah der Vorstand im Sommer aber noch keinen Anlass, die Jahresprognose zu revidieren. Im Gegenteil: Der Vorstandschef hielt am Ergebnisausblick ausdrücklich fest. Probst bezeichnete die Entwicklung als “absolut budgetgerecht”. Bereits im vorigen Jahr verfehlte Leoni ihre Ergebnisprognose. Statt geplanter 170 Mill. Euro erwirtschaftete der Konzern ein Ebit von 163 Mill. Euro.