Apple-Sorgen belasten Dialog Semiconductor

Chiphersteller sieht keinen operativen Grund für den Kurssturz - Konzern müht sich mit Diversifizierung

Apple-Sorgen belasten Dialog Semiconductor

igo Stuttgart – Die Sorge um ausbleibende Aufträge des Großkunden Apple hat beim Chiphersteller Dialog Semiconductor am Dienstag für einen Kurseinbruch um gut ein Drittel gesorgt. Erst am Abend schränkte die Aktie ihre Verluste auf ein Minus von 14 % ein. Die Analysten vom Bankhaus Lampe verwiesen in einer Studie auf vermehrte Neueinstellungen bei Apple im Bereich Analog- und Power-Management-Chip-Design. Dialog liefert integrierte Schaltkreise zur Stromsteuerung (PMIC) an Apple.Lampe schloss daraus, dass Apple künftig eigene PMIC entwickelt, die ab 2019 in iPhones verbaut werden könnten. Lampe verwies auf rund 80 Ingenieure, die Apple bereits rekrutiert habe. Bei Dialog sind etwa 900 Personen mit dem Design und der Entwicklung vom PMIC beschäftigt. Es sei zwar unsicher, ob Apple damit Erfolg haben werde, dennoch würden “signifikante Unsicherheiten auf Dialog zukommen”, schreibt Analyst Karsten Iltgen. Dialog erlöste laut Geschäftsbericht 2016 in den vergangenen Jahren jeweils mehr als 70 % des Konzernumsatzes mit Apple. Ein Wegfall dieser Umsätze wäre damit wohl existenzbedrohend.Dialog bezeichnete in einem Statement die Visibilität der Designzyklen “führender Kunden” als unverändert. Sie beträgt üblicherweise bis zu zwei Jahre. Dem Konzern seien keine operativen Gründe für die Kursbewegung bekannt, hieß es weiter. Die Prognose für das erste Quartal und die Aussichten für das Gesamtjahr seien unverändert. Dialog rechnet für 2017 weiterhin mit “ordentlichem Umsatzwachstum”. Für das erste Quartal sind Erlöse zwischen 255 Mill. und 285 Mill. Euro vorgesehen. Alter KritikpunktDie Abhängigkeit von Apple wird von Analysten und Dialog selbst seit langem thematisiert. Der Konzern hat daher in den vergangenen Jahren erfolglos versucht, sich durch Übernahmen und Fusionen zu diversifizieren und weniger abhängig von Apple beziehungsweise generell von Chips für Smartphones zu machen. 2014 etwa wollte Dialog mit dem österreichischen Wettbewerber AMS zusammengehen. Die Fusion scheiterte allerdings an unterschiedlichen Vorstellungen über den Preis und die Strategie. Die 2015 geplante Übernahme des US-Konkurrenten Atmel scheiterte an dem Protest der Investoren und einem besseren Gegenangebot.Seither versucht Dialog selbst, neue Kunden zu gewinnen und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Vorstandschef Jalal Bagherli will etwa die Geschäfte mit Produkten für die Vernetzung über Bluetooth und mit schnellen Ladegeräten ausbauen und vermehrt Kunden aus der Automobilindustrie mit Chips für Mobilitätsdienste beliefern. Das ist allerdings ein mühsames Geschäft: 2016 wurden ganze fünf neue Kunden mit einem Auftragsvolumen von mehr als 200 000 Dollar akquiriert.Andere Analysten nahmen der Lampe-Studie im Tagesverlauf indes etwas Wind aus den Segeln. Dialog habe die Entwicklungen für 2017 und 2018 für den Kunden Apple bereits im Sack und verhandele derzeit über 2019, schrieb etwa Exane mit Verweis auf Gespräche mit dem Dialog-Management. Der Dialog-Vorstand habe bei dem iPhone-Anbieter keine Veränderungen im Ton oder in der Denkweise ausgemacht. Apple selbst reagierte auf eine Bitte um Stellungnahme nicht.