Apple sucht Anschluss bei Hyundai

iPhone-Hersteller braucht Partner in der Autoindustrie - Google und Nvidia bereits bestens vernetzt

Apple sucht Anschluss bei Hyundai

Der iPhone-Anbieter Apple macht scheinbar wieder Ernst mit dem Einstieg in das Automobilgeschäft. Nachdem vor dem Jahreswechsel Gerüchte über die Pläne zum Bau eines Autos aus Cupertino die Runde machten, bestätigte nun Hyundai Gespräche mit dem US-Konzern – zumindest für wenige Stunden. Von Sebastian Schmid, FrankfurtNachdem unlängst Gerüchte über einen bereits relativ zeitnahen Einstieg von Apple ins Automobilgeschäft die Runde gemacht hatten, hat sich nun ein erster Partner aus der Deckung gewagt – wenn auch nur für kurze Zeit. Hyundai führe Gespräche mit Apple über die gemeinsame Entwicklung autonom fahrender Elektroautos, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Dies habe der koreanische Autobauer bestätigt. Die Bestätigung hielt indes nicht lange. Wenige Stunden später zogen die Koreaner die entsprechende Erklärung zurück. Man spreche mit vielen möglichen Partnern, hieß es dann nur noch.Ein Dementi ist das nicht. Verwunderlich war allenfalls, dass Hyundai den Kontakt so bereitwillig preisgab. Schließlich ist Apple notorisch bekannt dafür, ihre Geschäftsbeziehungen überwiegend geheimzuhalten. Praktisch alle Zulieferer für Apples iPhone dürfen offiziell nicht über ihre Zusammenarbeit mit dem Konzern aus Cupertino sprechen. Selbst wenn das Produkt bereits erhältlich ist. Die Paarung Apple-Hyundai würde aus verschiedenen Gründen passen. Erstens ist der Konzern um die Marken Hyundai, Kia, Genesis und Ioniq einer der wenigen volumenstarken Anbieter, der noch keine enge Partnerschaft mit einem der großen Tech-Konzerne aus dem Silicon Valley im Bereich autonomes Fahren pflegt. Die meisten deutschen Hersteller und Zulieferer kooperieren mehr oder weniger eng mit dem Chipproduzenten Nvidia. Der Konzern, der sich gerade den Chipdesigner ARM einverleiben will, auf dessen Bauplänen auch Apples wachsendes Halbleiterangebot basiert, hat zudem auch Tesla und Toyota an der Angel. Nicht ganz so gut vernetzt ist Googles Tochter Waymo, die mit General Motors, Fiat Chrysler, Renault-Nissan, Volvo und Daimler Trucks aber auch eine ganze Reihe namhafter Partnerschaften vorweisen kann (siehe Grafik). Ein Problem für Apple ist, dass viele Autobauer Sorge haben vor einer Machtverschiebung ins Silicon Valley. Kooperationen, die ihnen Datenhoheit und höhere Freiheitsgrade lassen, sind ihnen lieber. Das ist ein Vorteil für Nvidia, weil auch Google durch Kartendienste und Infotainment-Funktionen als Konkurrent wahrgenommen wird. Für Apple gilt das umso mehr. Zudem fällt der iPhone-Anbieter bislang nicht dadurch auf, dass er sich als reiner Technologiepartner angeboten hätte. Wo Apple dabei ist, will der Konzern normalerweise die Führung innehaben und den Kurs bestimmen. Deshalb vermuten viele Branchenkenner auch, dass das Unternehmen auf einen Auftragsfertiger wie Foxconn oder Magna setzen könnte. Im Fall von Hyundai könnte es indes anders sein. Die Koreaner bringen etwas mit, das Apple ebenso wenig hat wie die Auftragsfertiger: eine enorme Kundenbasis und beste Verbindungen zu automobilen Zulieferern – auch mit E-Antriebsstrang. Im abgelaufenen Jahr rangierten Hyundai und Kia zusammen auf dem vierten Rang der Anbieter batterieelektrischer Fahrzeuge. Auf Rang 1 lag Tesla, gefolgt von Volkswagen und Renault-Nissan. Die neueste Plattform der Koreaner wird dabei erst dieses Jahr ihr Debüt geben. Der vollelektrische Crossover Ioniq 5 soll deutlich mehr als 500 Kilometer Reichweite haben und in 18 Minuten zu 80 % geladen sein. Allesamt konkurrenzfähige Werte. Und Hyundai sei offen für Partner, signalisierte der deutsche Entwicklungsvorstand Albert Biermann bei der Vorstellung der neuen Plattform Anfang Dezember. Biermann war von BMW zu Hyundai gekommen.Beim autonomen Fahren wiederum hat Hyundai den goldenen Gral noch nicht gefunden. Im August wurde gemeinsam mit dem US-Konzern Aptiv das Joint Venture Motional gegründet, um gemeinsam Roboterfahrzeuge zu entwickeln. Allerdings hat sich diese Entwicklung längst als extrem kostspielig erwiesen, so dass gerade ein finanzkräftiger Partner wie Apple mit nahezu unbegrenzten Ressourcen sicher gefragt wäre. Die hohen Kosten waren schon in der Vergangenheit oft Treiber für einen Partnerwechsel oder zusätzliche Kooperationen im Bereich selbstfahrender Autos. Der Einfluss des Silicon Valley in der Automobilindustrie dürfte daher angesichts des Bewertungsunterschieds weiter wachsen.