Areva spaltet sich

Konzentration auf Geschäft mit nuklearen Brennstoffen - Auftragsbestand von 33 Mrd. Euro

Areva spaltet sich

Der defizitäre Atomkonzern Areva hat Investoren Details seiner geplanten Umstrukturierung vorgestellt. Künftig will er sich auf das Geschäft mit nuklearen Brennstoffen konzentrieren.wü Paris – Der finanziell angeschlagene Atomspezialist Areva hat seine Aufspaltung eingeleitet. Künftig will sich der mehrheitlich vom französischen Staat kontrollierte Konzern auf das Geschäft rund um nukleare Brennstoffe konzentrieren. Es soll im zweiten Halbjahr in ein neues Unternehmen ausgegliedert werden, das noch keinen Namen trägt, kündigte Areva am Mittwoch während einer Investorenkonferenz an. Die neue Gesellschaft soll unter anderem die Gewinnung und Anreicherung von Uranium, die Behandlung/ Wiederverwendung von abgebrannten Brennstäben und die Stilllegung von Anlagen umfassen. Der Auftragsbestand dieser Bereiche lag Ende März bei 33 Mrd. Euro, was nach Angaben von Areva Einnahmen über acht Jahre garantiert.Die neue Gesellschaft sei bestens positioniert, um von der erwarteten Erholung der Atomindustrie vor allem auf den internationalen Märkten zu profitieren, erklärte Konzernchef Philippe Knoche. Areva musste 2015 bereits im fünften Jahr in Folge einen Verlust von 2,03 Mrd. Euro hinnehmen. Der Konzern leidet unter den Folgen der Atomkatastrophe von Fukushima und den Verzögerungen des Baus der EPR-Druckwasserreaktoren in Finnland und der Normandie, die die Kosten haben explodieren lassen. Die neue Gesellschaft soll 2020 auf eine Ebitda-Marge von 25 % und eine Ebit-Marge von mehr als 10 % kommen. Das neue Unternehmen werde aber auch in diesem und im nächsten Jahr Bargeld verbrennen, gab Knoche zu. Ab 2018 soll es dann auf einen positiven Bargeldmittelfluss kommen, der vor allem dazu dienen soll, Schulden abzubauen. Ab wann die neue Gesellschaft eine Dividende zahlen kann, wollte Knoche nicht kommentieren.Die Kraftwerksbausparte Areva NP wiederum soll wie letztes Jahr beschlossen 2017 an den ebenfalls staatlichen Stromerzeuger EDF verkauft werden. Der Atomkonzern will sich zudem von weiteren Aktivitäten trennen. So soll der Verkauf des Spezialisten für nukleare Messungen Canberra an Mirion-Charterhouse in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen werden, der von Areva TA, der auf nuklearen Antrieb und Versuchsreaktoren spezialisierten Einheit, an den französischen Staat sowie den staatlichen Werftenkonzern DCNS Ende 2016 oder Anfang 2017. Aus den erneuerbaren Energien will sich Areva ebenfalls zurückziehen. Insgesamt dürften die Verkäufe 2,9 Mrd. Euro bringen. Lediglich der Vertrag für den verspäteten und erheblich verteuerten EPR-Druckwasserreaktor OL3 in Finnland soll künftig bei Areva SA angesiedelt werden, der künftigen Dachholding der neuen Gesellschaft. Die Verhandlungen mit dem finnischen Versorger TVO über eine Entschädigung sind kürzlich gescheitert. Das neue Unternehmen soll genau wie Areva SA von der für Anfang 2017 geplanten Kapitalerhöhung profitieren. Da der Staat, der 87 % an Areva hält, daran auch strategische Investoren beteiligen will, wird er anschließend mindestens 67 % des Kapitals der neuen Gesellschaft halten. Areva gab am Mittwoch an der Börse von Paris um 0,5 % auf 3,87 Euro nach.—– Wertberichtigt Seite 8