Asos jagt Schockwellen durch Europas Einzelhandel

Britischer Online-Modehändler senkt Umsatz- und Margenausblick - Kurs rauscht in die Tiefe

Asos jagt Schockwellen durch Europas Einzelhandel

md Frankfurt – Der britische Online-Modehändler Asos hat mit einer Senkung der Umsatz- und Margenprognose Einzelhandelswerte in ganz Europa unter Druck gebracht. An der Londoner Börse brach der Kurs der Aktie um 39 % auf 25,67 Pfund ein; das war der tiefste Stand seit Februar 2016. Im Sog von Asos gaben hierzulande die Titel von Zalando (-8,4 %), Hugo Boss (-2,5 %) und Tom Tailor (-2,5 %) nach. Auch die Kurse der Lifestyle-Konzerne Adidas (-3,7 %) und Puma (-4,2 %) sanken. Renditeziel halbiert Den Angaben zufolge reduzierte Asos das Ziel für die operative Rendite (Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern, Ebit, zum Umsatz): Sie soll demnach 2018/19 (1.September) nur bei 2 % statt – wie bislang in Aussicht gestellt – bei 4 % liegen. Außerdem senkte das Unternehmen das Wachstumsziel für das Jahr von 20 bis 25 % auf nur noch “etwa 15 %”. Asos macht dafür eine “signifikante Verschlechterung” der Geschäftslage im November verantwortlich. Analysten zufolge blieben die Briten im vergangenen Monat bei Umsatz und Margenentwicklung deutlich hinter den Prognosen zurück.Georgina Johanan von J.P. Morgan strich ihr Kursziel für die Asos-Aktie von 75 auf 44 Pfund zusammen, hielt aber an ihrem positiven Votum für das Papier fest. Zwar sei sie immer noch der Auffassung, dass Asos ein struktureller Gewinner der Umbrüche in der Handelsbranche sei, doch riet die Expertin dazu, nicht in die Schwäche hinein zu kaufen.Analyst Neil Wilson von Markets.com meinte, wenn nun schon Asos Schwierigkeiten bekomme, dann habe jede andere Einzelhandelsaktie ebenfalls ein Problem. Wilson verwies u. a. auf die sinkende Stimmung unter den Verbrauchern.Seit Monaten hagelt es im Einzelhandelssektor – und hier vor allem in der Modebranche – Gewinn- und Umsatzwarnungen. In der vergangenen Woche waren es in Großbritannien Sports Direct und Super Dry, in Deutschland erneut Tom Tailor. Der CEO von Sports Direct, Mike Ashley, hatte dabei düstere Signale für Sportartikelanbieter gesendet, als er davon sprach, dass der November “unglaublich schlecht” gewesen sei.Als zusätzliche Belastung für Puma und Adidas wurde im Markt eine Studie von Morgan Stanley mit Fokus auf Luxusgüter angeführt. Analystin Elena Mariani nimmt darin eine vorsichtigere Haltung zu den Konsumausgaben in China ein. Sie liege deshalb in den Bereichen Schuhmode und Männerbekleidung mit ihren Schätzungen um bis zu 20 % unter dem Konsens. Das strahlte nach Händlerangaben negativ auf Puma und Adidas mit ihren Lifestyle-Produkten aus.Modeunternehmen mit überwiegend stationärem Handel schwächeln wegen der bislang stark wachsenden Konkurrenz im Internet schon länger. Nun geraten aber auch die Online-Händler mit Schwerpunkt Bekleidung stärker unter Druck. Der heiße und für die Händler viel zu lang anhaltende Sommer habe die Planungen für die verschiedenen Saisonabläufe durcheinandergebracht, hieß es aus Marktkreisen. Die Folge: Rabattschlachten und Werbeaktionen, die unter anderem Asos für die schlechten Zahlen mitverantwortlich macht. Unternehmen mit breitem Sortiment wie Amazon können diese Turbulenzen besser ausgleichen oder zumindest abfedern.Bei Zalando monieren Analysten schon länger die Margenentwicklung und steigende Marketingausgaben. Umsatzstärke allein reicht ihnen nicht mehr. Gemäß Christain Salis von Hauck & Aufhäuser lassen sich aus der schwachen Entwicklung bei Asos jedoch nur in begrenztem Maß negative Schlussfolgerungen für Zalando ziehen. So habe Asos zuletzt in Großbritannien und den USA, wo das Unternehmen rund 50 % seiner Erlöse erwirtschafte, den Erwartungen hinterhergehinkt, während diese Märkte bei Zalando nur für 5 % des Umsatzes stünden. Zudem spiegelten jüngste Branchendaten für Deutschland, wo Zalando ein Viertel des Konzernumsatzes mache, eine solide Entwicklung im Oktober und November wider.