Steag-Übernahme

Asterion hat noch Appetit auf weitere Übernahmen in Deutschland

Nach der milliardenschweren Übernahme des Essener Versorgers Steag hat der spanische Investor Asterion weitere Zukäufe in Deutschland nicht ausgeschlossen.

Asterion hat noch Appetit auf weitere Übernahmen in Deutschland

Asterion hat noch Appetit auf weitere Übernahmen

Spanier halten sich nach Steag-Kauf zur genauen Strategie bedeckt – Kommunen gelingt der Ausstieg mit Gewinn

Nach der milliardenschweren Übernahme des Essener Versorgers Steag hat der spanische Investor Asterion weitere Zukäufe in Deutschland nicht ausgeschlossen. Erheblich investieren wollen die Spanier bei Steag in grüne Energien, aber auch in Gaskraftwerke. Auch das Verkäufer-Konsortium KSBG ist mit dem Deal sehr zufrieden.

ahe Berlin

Nach dem Einstieg in den deutschen Markt mit der Übernahme des Energieversorgers Steag hat der spanische Infrastrukturinvestor Asterion Industrial Partners Interesse an noch weiteren Zukäufen in Deutschland gezeigt. "Ja, wir haben Interesse, uns andere Dinge anzusehen", bestätigte die für das Energiegeschäft zuständige Asterion-Partnerin Nicole Hildebrand am Montag auf einer Pressekonferenz in Essen. Konkrete mögliche Übernahmeziele nannte sie dabei allerdings nicht.

Asterion übernimmt mit Steag das fünftgrößte deutsche Energieunternehmen für rund 2,6 Mrd. Euro. Der Essener Konzern betreibt unter anderem an sechs Standorten Steinkohlekraftwerke, die einen Anteil von 5% an der gesamten deutschen Stromerzeugung haben. Die vom Unternehmen verwaltete und installierte Kraftwerksleistung liegt derzeit bei 18 Gigawatt (GW). Wie die genaue Strategie Asterions für Steag aussieht, wollte Hildebrand unter Verweis auf die noch nicht abgeschlossene Übernahme noch nicht sagen. Sie bestätigte lediglich, dass Steag als Ganzes mit Sitz in Essen weiterentwickelt werden soll und insbesondere die Tochter Iqony durch Investitionen in grüne Technologien erheblich ausgebaut werden soll. Iqony habe eine "ganz hervorragende Basis", die Asterion weiter nutzen wolle, betonte sie.

Iqony ist neben der Kraftwerkssparte der zweite eigenständige Geschäftsbereich von Steag, der sich den Bereichen Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Digitalisierung im Energiesektor verschrieben hat. In einer Mitteilung kündigte Asterion Investitionen in grüne Technologien und Energieträger wie Wasserstoff, Batteriespeicher, Solar- und Windenergie sowie Fernwärme an – allerdings auch flexible, wasserstofftaugliche Gaskraftwerke.

Closing Ende 2023 erwartet

Asterion ist nach eigenen Angaben einer der größten auf Infrastruktur fokussierten Fonds in Europa mit einem verwalteten Vermögen von rund 5 Mrd. Euro. Etwa die Hälfte der bisherigen Investitionen des Unternehmens entfiel auf den Energiesektor in Spanien, Italien, Frankreich und Großbritannien.

Die Steag-Übernahme wird nach Angaben aller Beteiligten voraussichtlich bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Der Steag-Verkäufer, das nordrhein-westfälische Stadtwerke-Konsortium KSBG, erwartet durch den Verkauf auch nach Abzug der Verbindlichkeiten noch "einen erheblichen Betrag". Genaue Zahlen wurden am Montag zunächst nicht genannt, unter anderem, weil der Nettozufluss an die Alteigentümer auch noch vom Steag-Jahresergebnis 2023 abhängig ist. Das Konsortium hatte die Steag 2011 und 2014 in zwei Tranchen komplett für damals insgesamt 1,2 Mrd. Euro übernommen. Seither waren aber Restrukturierungen und Abschreibungen angefallen.

Die Verkäuferseite zeigte sich am Montag äußerst zufrieden mit der nun geplanten Transaktion. Heike Heim, Vorstandschefin der Dortmunder Stadtwerke (DSW21) und Aufsichtsratsvorsitzende der KSBG, sprach von der "bestmöglichen Lösung". Steag benötige zur positiven Weiterentwicklung insbesondere des grünen Geschäftsbereichs jetzt einen solchen finanziellen Anschub, der die Möglichkeiten der Stadtwerke dauerhaft übersteige. Dass der Steag-Konzern für die Energiemärkte der Zukunft gut gerüstet sei, zeigten allerdings nicht zuletzt die aktuell sehr stabilen wirtschaftlichen Ergebnisse, betonte Heim.

Die Steag-Eigentümer hatten die Transaktion, die von der Investmentbank Morgan Stanley und den Kanzleien Gleiss Lutz, Goerg, Freshfields und CMS begleitet wurde, im März gestartet. In der engeren Auswahl waren im Juli noch vier Interessenten gewesen. Nachdem sich der schwedische Finanzinvestor EQT und die US-Private-Equity-Firma KKR zurückgezogen hatten, blieben zum Schluss lediglich noch Asterion, das von Clifford Chance beraten wurde, und der tschechische Energiekonzern EPH des Finanzoligarchen Daniel Kretinsky, der in Ostdeutschland bereits die ehemaligen Vattenfall-Braunkohlekraftwerke besitzt.

Auch RAG-Stiftung mischte mit

An der EPH-Bewerbung hatte sich zuletzt auch die ebenfalls in Essen sitzende RAG-Stiftung noch beteiligt. Ralf Schmitz, Chief Transformation Officer (CTO) der Steag-Geschäftsführung und Mitglied der KSBG-Geschäftsführung, der die Transaktion auf Verkäuferseite verantwortet hat, betonte auf der Pressekonferenz am Montag, in erster Linie sei der Preis das für Asterion ausschlaggebende Argument gewesen. Steag-Chef Andreas Reichel begrüßte die Entscheidung zugunsten der Spanier ausdrücklich. Sie sei "wegweisend für die Zukunft des Konzerns".

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.