Atommüllfonds macht vorerst Verlust
cru Düsseldorf – Der staatliche Fonds zur Finanzierung der Endlagerung des Atommülls kämpft mit Anlaufschwierigkeiten. Wegen der Niedrigzinspolitik der EZB hat das ursprünglich 24 Mrd. Euro schwere Anlagevehikel in der Form einer öffentlich-rechtlichen Stiftung im Jahr 2018 zunächst Verluste eingefahren. Das geht aus einem Bericht des Wirtschaftsstaatssekretärs Andres Feicht an den Rechnungsprüfungsausschuss des Bundestages hervor, der der Börsen-Zeitung vorliegt.Demnach waren Ende 2018 nur 4,2 Mrd. Euro vom ursprünglichen Vermögen von 24 Mrd. Euro, das die Energiekonzerne Mitte 2017 eingezahlt hatten, am Kapitalmarkt investiert. Nach Abzug der Ausgaben von rund 600 Mill. Euro – der Löwenanteil für Zahlungen nach dem Standortauswahlgesetz – lag das Fondsvermögen bei 23,4 Mrd. Euro. Auf den Barmittelbestand von 19,2 Mrd. Euro zahlte der Fonds Negativzinsen von 125 Mill. Euro an die Bundesbank.Doch auch die Investments in Aktien und Unternehmensanleihen entwickelten sich zunächst schlecht. Die Aktieninvestments von 0,8 Mrd. Euro verloren 8,6 % an Wert. Die Investments in Unternehmensanleihen von rund 1 Mrd. Euro verloren 3,2 % an Wert. Weitere 2,4 Mrd. Euro wurden in Staatsanleihen investiert und warfen rund 0,5 % Rendite ab. “Märkte wieder erholt”Die Wertverluste ordnet das Bundeswirtschaftsministerium als vorübergehend ein. “Mittlerweile haben sich die Märkte wieder erholt und die Anlagen des Entsorgungsfonds an Wert zugenommen”, heißt es in dem Bericht. “Der Entsorgungsfonds hat die aktuelle Situation genutzt, um günstigere Einstiegspreise für weitere Investitionen zu erreichen.” Mittlerweile befindet sich die Wertentwicklung nach Auskunft eines Sprechers leicht im Plus. Allerdings muss der Fonds längerfristig eine jährliche Rendite von 4,6 % erzielen, um seine künftigen finanziellen Verpflichtungen bei der Endlagerung des Atommülls bis zum Jahr 2099 einhalten zu können.Geleitet wird der Fonds, der nur 28 Mitarbeiter hat und unter dem Dach des Bundeswirtschaftsministeriums angesiedelt ist, von der ehemaligen Union-Investment-Managerin und Commerzbank-Aufsichtsrätin Anja Mikus. Umgesetzt wird die Anlagestrategie über eine Master-Kapitalverwaltungsgesellschaft (Master-KVG), eine depotführende Verwahrstelle (Global Custodian) und mehrere Assetmanager. Für diese Dienstleister und die eigenen Mitarbeiter hat der Fonds im Jahr 2018 rund 9 Mill. Euro ausgegeben.Die Anlagestrategie des Entsorgungsfonds umfasst ein neutrales, ein liquides und ein illiquides Portfolio: Das neutrale Portfolio (circa 10 % des Gesamtportfolios) soll vor allem aus Euro-Anleihen sowie Geldmarkt- und geldmarktnahen Instrumenten aus dem Euroraum bestehen. Auch Alternative InvestmentsDie neutrale Anlage dient der Begleichung der zu prognostizierenden Zahlungsverpflichtungen des Entsorgungsfonds jeweils in den nächsten fünf bis zehn Jahren und wird fristenkongruent eingesetzt. Für das liquide Portfolio (circa 60 % des Gesamtportfolios) sind vor allem Aktien, Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und Immobiliengesellschaften (sogenannte Real Estate Investment Trusts, Reits) vorgesehen. Das illiquide Portfolio (circa 30 % des Gesamtportfolios) soll vor allem Immobilien und sogenannte Alternative Investments beinhalten. Bei allen Investments wird auf Nachhaltigkeit geachtet.