Auch Familie Schaeffler klopft am Kapitalmarkt an

Bessere Konditionen für Kredite von 3,9 Mrd. Euro - Anleihen in Dollar und Euro zusätzlich auf Holding-Ebene - Schuldenabbau steht aus

Auch Familie Schaeffler klopft am Kapitalmarkt an

Erst Continental und Schaeffler AG, jetzt die Schaeffler Holding: Mit einer Umschuldung von Mil liardenkrediten will die infolge der Conti-Übernahme hochverschuldete Familie Schaeffler die Zinslast senken. Vereinbart sind Kredite über 3,9 Mrd. Euro zu verbesserten Konditionen, wozu auch eine Hochzinsanleihe mit 1,5 Mrd. Euro gehört. Damit hätte die Gruppe den zweiten Saugnapf am Kapitalmarkt.wb Frankfurt – Die Schaeffler Holding, hinter der Maria-Elisabeth und ihr Sohn Georg Schaeffler stehen, refinanziert au neuen Krediten mit internationalen Großbanken ihre gesamten, nahezu 4 Mrd. Euro ausmachenden Schulden. Damit werden Darlehen von 2009 abgelöst und teilweise auf den Kapitalmarkt verlagert. Das Paket mit Laufzeit bis 2017 umfasst Darlehen über 2,175 Mrd. Euro sowie eine Betriebsmittellinie von 200 Mill. Die Anleihe im Zielvolumen von 1,5 Mrd. Euro in Euro und Dollar mit einer Laufzeit von fünf Jahren soll bei institutionellen Investoren platziert werden und dient der Tilgung von Bankkrediten. Die Vereinbarung wurde von der Schaeffler Verwaltungs GmbH geschlossen.Der Schuldenstand des Gesamtgebildes Schaeffler liegt bei 10,4 Mrd. Euro. 3,6 Mrd. davon trägt die Holding, die 13,8 % an Continental (aktueller Marktwert: 3,1 Mrd. Euro) und 100 % der Schaeffler AG besitzt. Die übrigen 6,8 Mrd. Euro lasten auf dieser operativen AG, die wiederum ein Conti-Paket von 36,1 % (aktuell 8,1 Mrd. Euro schwer) hält.Der Zulieferer aus dem fränkischen Herzogenaurach hatte sich vor fünf Jahren mit der Übernahme der weit größeren Continental fast verhoben. Mit der jetzigen Neuausrichtung der Verbindlichkeiten auf der Ebene der Holding werde die Basis für die weitere finanzielle und strategische Entwicklung der Gruppe gelegt, heißt es etwas nebulös aus Herzogenaurach. Damit könnte die Hereinnahme eines Investors gemeint sein oder ein Börsengang der AG. Mit dem jetzigen Schritt steht der Familie ein weiterer Zugang zum Kapitalmarkt zur Verfügung, was die Zahl der Optionen steigen lässt. Schaeffler hat bisher zwar umgeschuldet, aber kaum getilgt. AG-Banken mit im BootMit der Transaktion wird die “Payment in kind”-Komponente (Pik) der Schulden deutlich gesenkt, bisher liefen die Zinsen größtenteils auf. Seit 2009 waren die Schulden in zwei Loans und einem Zero-Kupon-Bond strukturiert, den ebenfalls Banken trugen. Mit dem Verkauf eines Conti-Aktienpakets der Familie im September 2012 war die Verschuldung der Holding von 5 Mrd. auf 3,5 Mrd. Euro gedrückt worden. Inklusive aufgelaufener Zinsen und einer Betriebsmittellinie von 200 Mill. Euro beträgt das Volumen nun noch 3,8 Mrd. Euro. Der revolvierende Kredit wurde bisher ebenso wenig wie die 1 Mrd. Euro auf AG-Ebene in Anspruch genommen.Lagen bisher die Darlehen der Holding bei LBBW, Commerzbank und Unicredit sowie einem institutionellen Investor, so sind nun auch die AG finanzierende internationale Adressen hinzugekommen: Deutsche Bank, J.P. Morgan, HSBC, Citi und BNP Paribas. Die LBBW nutzt die Refinanzierung zum Ausstieg, die Royal Bank of Scotland, die ursprünglich zum Konsortium für die Conti-Übernahme zählte, ist offenbar seit einigen Monaten draußen. Ein enormes Klumpenrisiko hatte lange die Commerzbank, die durch die Übernahme der Dresdner der mit weitem Abstand größte Gläubiger in Herzogenaurach war. Zinslast gedrücktDie Verzinsung der Bonds soll bis Ende der Woche feststehen. Dann lasse sich beziffern, was mit der Refinanzierung gespart werde. Die Zinslast sinke auf jeden Fall signifikant. Als Rating der Anleihen vergibt S&P ein “B-“, die Holding wird wie die AG mit “B+” mit stabilem Ausblick eingestuft. Moody’s ist bei “B2” für die Bonds und “B1” für die Holding (wie die AG) mit positivem Ausblick.Die Basis der Optimierungen hatte die AG-Refinanzierung 2012 gelegt. Dem gingen die Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft, die Etablierung der zweistufigen Struktur mit Holding und AG (oben haftet die Familie persönlich, in der AG mittelbar) sowie die Aufteilung der Schulden in Senior und Junior durch die Banken 2009 voraus. Belastungsfaktor war zuvor das Fälligkeitsprofil mit “Bullet”-Tilgung – 12 Mrd. Euro auf einen Schlag – bis Mitte 2014. Als Familienunternehmen fehlte Schaeffler anders als der auch tief in der Kreide stehenden Conti der Zugang zu Investoren.Dreh- und Angelpunkte der Refinanzierung der AG 2012 waren der erstmalige Zugang zum Kapitalmarkt, das Debüt über hochverzinsliche Anleihen und die Verteilung der Lasten von vier Banken auf eine breitere Basis von Gläubigern und Geldgebern. Es ging um 8 Mrd. Euro. Das Unternehmen – bis dahin ein unbeschriebenes Blatt vor allem bei US-Investoren – erarbeitete sich das Kapitalmarktdebüt in Europa und den USA. Das Ergebnis: Die AG hat ein ausgewogeneres Fälligkeitsprofil der Kredite – drei und fünf Jahre – und der Anleihen: fünf und sieben Jahre. Und es wurde die Gruppenstruktur als Basis für weitere Entschuldungsschritte durch Aufnahme externer Kapitalgeber geändert. Ziel: “Schaeffler ,pure play'”, womit das operative Geschäft und das Conti-Paket von 36,1 % getrennt sind.Conti hat jüngst eine fünfjährige Anleihe über 750 Mill. Euro platziert. Sie wird mit 3 % verzinst. BNP Paribas, Citi, Deutsche Bank, ING und Unicredit waren Bookrunner.—– Wertberichtigt Seite 8