RHÖN-KLINIKUM

Auf ein Neues

Die Dramatik auf der Hauptversammlung des privaten Krankenhauskonzerns Rhön-Klinikum hätte kaum größer sein können. Nach ausgiebigen Diskussionen und einer ungewöhnlich langen Wartezeit nach dem Auszählen der Stimmen konnte Aufsichtsratschef Eugen...

Auf ein Neues

Die Dramatik auf der Hauptversammlung des privaten Krankenhauskonzerns Rhön-Klinikum hätte kaum größer sein können. Nach ausgiebigen Diskussionen und einer ungewöhnlich langen Wartezeit nach dem Auszählen der Stimmen konnte Aufsichtsratschef Eugen Münch mit unbewegter Miene den Coup verkünden: Die Anteilseigner hatten die Übernahmehürde in der Rhön-Satzung gekippt, die Münch vor Jahren gegen unerwünschte Annäherungsversuche aufgestellt hatte. Wichtige gesellschaftsrechtliche Beschlüsse verlangen nun nicht mehr eine Hauptversammlungsmehrheit von mindestens 90 % des vertretenen Kapitals.Doch die Zitterpartie hält an, nachdem der unerwartete Befreiungsschlag ein Nachspiel vor Gericht hat. Das mit knapper erforderlicher Mehrheit erreichte Votum zieht Anfechtungsklagen nach sich. Die Köpfe der Anwälte werden vor allem über der Frage rauchen, ob das Aktienpaket des Rhön-Widersachers und wichtigen Lieferanten B. Braun von vermutlich 5 % rechtmäßig in der Abstimmung außen vor blieb. Nach Darstellung von Rhön war der Stimmrechtsvertreter des nordhessischen Medizintechnikunternehmens nicht ordnungsgemäß legitimiert.Eine solche Schlamperei ist angesichts der Brisanz der Abstimmung zwar schwer vorstellbar, und B. Braun wird das Procedere gerichtlich prüfen lassen. Genauso wenig aber kann man sich ausmalen, dass Rhön ohne doppelten rechtlichen Boden eine so schwerwiegende Entscheidung über den Ausschluss eines Aktionärs fällt.Denn wären die Stimmkarten von B. Braun mitgezählt worden, hätte das Ergebnis anders ausgesehen, und Rhön müsste sich weiterhin mit einer Pattsituation im Aktionärskreis herumschlagen. Gewissheit wird erst mit dem Eintrag ins Handelsregister herrschen, dann können die Korken in Bad Neustadt knallen.An der Börse ist die Übernahmefantasie schon zurückgekehrt. Zwar versucht Rhön die Erwartungen zu dämpfen, dass die Klinikkette nun stehenden Fußes an die Neuauflage eines Zusammenschlusses mit Fresenius geht. Doch beide Parteien, deren Fusion vergangenes Jahr durch den Wettbewerber Asklepios und B. Braun vereitelt wurde, haben aus ihrer anhaltenden Zuneigung keinen Hehl gemacht. Die Fresenius-Kliniktochter Helios geht zudem aktuell mit dem von Münch ausgeklügelten Konzept eines Behandlungsangebots mit Zusatzversicherung auf den Markt. Auf ein Neues, dürfte es in beiden Konzernzentralen heißen. Das nächste Mal muss allerdings für Transaktionssicherheit gesorgt sein.