Auf gute Nachbarschaft
Der einstige Immofinanz-Chef Karl Petrikovics, Ex-Tennismanager Ronald Leitgeb und drei weitere frühere Immofinanz-Manager stehen derzeit in Wien vor Gericht. Im Zentrum des Prozesses steht die “Villa Esmara” in Monte Carlo, ein am Ende gescheitertes Trainingszentrum für Spitzensportler. Der Vorwurf: Untreue. Ein Beispiel von vielen Fällen, in denen österreichische Immobilienunternehmen für Schlagzeilen sorgen.Ob Immofinanz, Conwert oder Meinl und Atrium, Buwog-Skandal oder Immoeast – Kurzweil und Unterhaltung ist meist garantiert. Zumindest für Beobachter, nicht unbedingt für Investoren. Zuletzt waren es die Nachbarschaftsstreitigkeiten und gegenseitigen Umarmungsversuche von CA Immo und Immofinanz. Das soll ein Ende haben, sich in Eigentümergemeinschaft auflösen? Gemach, gemach.Zunächst ist nur eine Grundsatzvereinbarung zwischen beiden Gewerbeimmobilienunternehmen geschlossen. Immofinanz übernimmt eine Sperrminorität an dem Rivalen, der russische Großaktionär dort steigt aus. Vor der vollständigen Verschmelzung mit CA Immo will der Konzern sein problembehaftetes Russland-Portfolio abstoßen, das die Performance seit langem belastet und für hohe Verluste sorgt. Den Käufer, der den Buchwert von 1,2 Mrd. Euro zahlen soll, müssen die Wiener erst einmal finden. Immerhin sorgen die Einkaufszentren in Moskau für fast ein Drittel der Mieteinnahmen. Zuletzt hat Immofinanz ihr Logistik-Portfolio an Blackstone veräußert und die Wohnimmobilien als Buwog an der Börse platziert.Nach der Abspaltung in Russland käme das fusionierte Unternehmen auf einen Immobilienbestand im Wert von 6 Mrd. Euro mit einer Entwicklungspipeline von 2 Mrd. Euro und einem starken Schwerpunkt in Deutschland sowie Mittel- und Osteuropa. Auf dem Weg zur angepeilten Verschmelzung müssen noch einige Hürden genommen werden – nicht nur bei den Wettbewerbshütern. Den Anteilskauf hofft Immofinanz bis Sommer dieses Jahres unter Dach und Fach zu haben. Dann steht die Trennung vom defizitären Russlandgeschäft an. Die Führungsfrage ist nicht beantwortet. Dem Zusammenschluss müssen die Hauptversammlungen beider Konzerne zustimmen, die 2017 über die Bühne gehen dürften.Daraus soll ein Konzern mit einem Streubesitz-Marktwert von 2,8 Mrd. Euro entstehen. Die Aktien beider ATX-Unternehmen haben gestern in einem eher schwächeren Umfeld positiv reagiert. Noch ist aber nicht klar, welche Seite stärker profitiert. Das lässt auf manches Thema mit Unterhaltungswert schließen.