Windenergie

Auktionsergebnis mit Signalwirkung

Rekorderlös: Die Bundesnetzagentur hat bei der Versteigerung von vier Flächen für Windparks auf See 12,6 Mrd. Euro erlöst. Das sorgt jedoch nicht überall für Freude.

Auktionsergebnis mit Signalwirkung

Offshore-Auktion spielt Milliardenerlös ein

BP und Total sichern sich Windparkflächen in Nord- und Ostsee für 12,6 Mrd. Euro – Sorge vor weiter steigenden Strompreisen

Von Annette Becker, Düsseldorf

Erstmals hat die Bundesnetzagentur Offshore-Flächen für Windenergie versteigert und dabei mit 12,6 Mrd. Euro ein Rekordergebnis erzielt. Die Flächen gingen an die Ölkonzerne BP und Total. Doch das Auktionsergebnis wirft auch Fragen auf, ist doch davon auszugehen, dass die Stromverbraucher am Ende die Kosten tragen.

Im Rahmen des dynamischen Gebotsverfahrens für vier Windparkflächen in Nord- und Ostsee hat die Bundenetzagentur ein Rekordergebnis erzielt: Die ausgeschriebenen Flächen sicherten sich die beiden Mineralölkonzerne BP und Total Energies. RWE, die nach eigenen Angaben ebenfalls mitgeboten hatte, ging leer aus. Eine Kommentierung des Ergebnisses lehnten die Essener jedoch ab. Die Gewinner der Ausschreibung zahlen 12,6 Mrd. Euro, um Windparks errichten zu dürfen.

Mit einer Gesamtleistung von 7 Gigawatt (GW) handelte es sich um die weltweit größte Ausschreibung für Windenergieanlagen auf See. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 die Leistung der Offshore-Windkraft auf 30 GW auszubauen. Aktuell sind in Nord- und Ostsee Anlagen mit einer Leistung von gut 8 GW installiert. „Die Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt zur Erreichung des Offshore-Ausbauziels“, kommentierte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Im August werden vier weitere Offshore-Flächen mit in Summe 1,8 GW ausgeschrieben. Dabei geht es allerdings um voruntersuchte Flächen, bei deren Vergabe auch nichtfinanzielle Kriterien eine Rolle spielen.

Mittelverwendung

Der Auktionserlös soll zu 90% in die Finanzierung des Netzausbaus und damit letztlich in die Stromkostensenkung gesteckt werden. Allerdings fließt das Geld gestreckt über einen Zeitraum von 20 Jahren, beginnend mit dem Fertigstellungstermin der Windparks, deren Inbetriebnahme für Ende 2030 vorgesehen ist. Je 5% des Erlöses sind nach den Angaben für Investitionen in den Meeresnaturschutz und zur Förderung einer umweltschonenden Fischerei reserviert.

Dass es überhaupt zur Versteigerung kam, lag daran, dass zum Ende der Gebotsfrist mehrere Null-Cent-Gebote für alle vier Flächen vorlagen. Sprich: Die Bieter verzichten auf staatliche Förderung. In der anschließenden Versteigerung erhielten die Bieter mit der höchsten Zahlungsbereitschaft den Zuschlag. Im Zuge der Reform des Windenergie-auf-See-Gesetzes 2020 war die Zulassung negativer Gebote geschaffen worden.

Für BP bedeutet der Zuschlag den Einstieg in den Offshore-Windmarkt in Kontinentaleuropa. Für 6,8 Mrd. Euro hat sich der Ölkonzern zwei Flächen in der Nordsee mit einer Kapazität von 4 GW gesichert. Dort werden die Zuschläge als großer Meilenstein für die Dekarbonisierungspläne von BP gewertet.

Während Müller das Ergebnis als Bestätigung der „Attraktivität von Investitionen in Offshore-Windenergie“ wertet, geht andernorts die Sorge vor dauerhaft hohen Energiepreisen um. Denn die Konzessionskosten werden die Projektentwickler zwangsläufig auf die Verbraucher und/oder die Zulieferkette abwälzen, befürchtet der europäische Windverband. Das Ergebnis ist insofern zweischneidig, als in Deutschland gerade über die Vergünstigung der Energiekosten für die Industrie – Stichwort: Industriestrompreis – diskutiert wird.

Gefahr der Oligopolbildung

Zugleich warnt Wind Europe davor, dass das Geld, das in die Konzessionen fließt, nicht mehr für andere Windprojekte zur Verfügung stehe. Angesichts der Dringlichkeit beim Ausbaus der erneuerbaren Energien in Europa sei das kein gutes Zeichen. Ein ganz anderes Problem macht Karina Würtz, Geschäftsführerin der Stiftung Offshore-Windenergie, aus: „Es besteht die Gefahr eines Oligopols im deutschen Offshore-Wind-Markt, da die Gebotshöhen und die ohnehin schon großen Projektrealisierungsrisiken nur noch von einem kleinen Kreis an Unternehmen gestemmt werden können.“

Der Einstieg der großen Öl- und Gaskonzerne in den deutschen Offshore-Markt sei zwar grundsätzlich zu begrüßen, doch liege es auch im Interesse der Bundesregierung, die „Akteursvielfalt zu erhalten und den Druck auf den Markt durch einen ungedeckelten Bieterwettstreit nicht noch zu verschärfen“, so Würtz. Sorge bereitet vor allem der entstehende Druck auf die vorgelagerte Wertschöpfungskette, die ohnehin schon unter massiven Kostensteigerungen leidet.

Die Vergabe der Windparkflächen „ebnet den Weg für ein neues Wirtschaftswunder durch Offshore-Wind, ausgelöst durch Milliarden-Investitionen in den Offshore-Wind-Ausbau“, hebt dagegen Stefan Thimm, Geschäftsführer des Bundesverbands der Windparkbetreiber Offshore, hervor. Doch hätte das Geld aus seiner Sicht auch „sinnvoller verwendet werden können“.

| Quelle: Bundesnetzagentur
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