Aurubis-Chef kurz vor Stabwechsel freigestellt
ste Hamburg – Gut zwei Wochen vor dem geplanten Ausscheiden von Jürgen Schachler hat der Kupferkonzern Aurubis den seit Juli 2016 amtierenden und bald 65 Jahre alten Vorstandsvorsitzenden mit sofortiger Wirkung freigestellt. Den vom Aufsichtsrat einstimmig gefassten Beschluss gab das Hamburger MDax-Unternehmen, das vom 1. Juli an von dem seit 20. Mai als stellvertretender Vorstandschef amtierenden Roland Harings geführt werden soll, kurz vor Börsenhandelsschluss per Ad-hoc-Mitteilung bekannt.Zudem wurde mitgeteilt, dass Vorstand und Aufsichtsrat den Stopp des internen Investitionsprojekts Future Complex Metallurgy (FCM) beschlossen hätten. Die bislang angefallenen Investitionskosten des Projekts würden das Ergebnis des dritten Quartals im Ende September ablaufenden Geschäftsjahr 2018/19 mit rund 30 Mill. Euro belasten. Das Vorhaben, das als ein wesentliches Projekt für internes Wachstum gegolten hatte, war mit einem positiven operativen Ergebnisbeitrag (Ebitda) von jährlich 80 Mill. Euro ab dem Geschäftsjahr 2022/23 verbunden worden. Die ursprünglich geplante Investitionssumme hatte Aurubis mit 320 Mill. Euro angegeben. Nun erklärte der Konzern, die zunächst geplante Wirtschaftlichkeit des Projekts sei nicht mehr gegeben. Als Ergebnis des “Basic Engineering” hätten sich deutlich höhere Investitionskosten als geplant ergeben.Aurubis habe mit dem FCM-Projekt große Erwartungen verknüpft, erklärte der designierte Vorstandsvorsitzende Harings. Es sei “schmerzhaft zu erkennen, dass sich die externen und internen Voraussetzungen so verändert haben, dass eine wirtschaftliche Umsetzung des Projektes nicht mehr möglich ist”. Zu einem Projektzeitpunkt, an dem die wesentlichen Bestellungen hätten ausgelöst werden müssen, aber noch nicht in die Wege geleitet waren, sei “eine konsequente Entscheidung dann das Beste”.Zudem warnte der Konzern, dass das derzeitige Konjunkturumfeld das Ergebnis des dritten Quartals und des gesamten Geschäftsjahres belasten werde. Die in den vergangenen zwölf Monaten um 40 % gesunkene Aurubis-Aktie beendete den gestrigen Xetra-Handel mit einem Abschlag von 0,9 % bei 41,12 Euro. Strategischer Kurs bekräftigtDie an der Börse mit gut 1,8 Mrd. Euro bewertete Aurubis betonte, an der Strategie, sich zu einem Multimetall-Anbieter weiterzuentwickeln, ändere sich nichts. Der im Mai verkündete Erwerb der belgisch-spanischen Metallo-Gruppe vom US-Finanzinvestor Towerbrook Capital für 380 Mill. Euro sei ein wichtiger Baustein in der Umsetzung der Strategie. Metallo, auf Rückgewinnung von Nichteisenmetallen aus überwiegend niedrig metallhaltigen Recyclingmaterialien ausgerichtet, erlöste 2018 rund 985 Mill. Euro. Die Transaktion muss noch von Kartellbehörden genehmigt werden.Weiterhin, so Aurubis, sei auch beabsichtigt, die Strategie durch interne Wachstumsprojekte voranzutreiben. Diese Wachstumsoptionen würden “mit der Zielsetzung eines zukünftigen integrierten Hüttennetzwerkes der Aurubis AG” erneut geprüft, hieß es.