Aurubis fehlt Planungssicherheit

Kupferkonzern könnte Investitionen in Frage stellen - Dividende sinkt stärker als erwartet - Aktie fällt

Aurubis fehlt Planungssicherheit

Der Vorschlag für eine deutlich reduzierte Dividende und einen Rückgang der Gewinnausschüttungsquote auf 46 (i.V. 51)% hat Aktionäre des Kupferkonzerns Aurubis verstimmt. Die Aktie rutschte gestern trotz der vom Vorstand geäußerten Zuversicht ans Ende des MDax.ste Hamburg – Europas größter Kupferkonzern Aurubis hat anlässlich der Bilanzvorlage am Montag verlässliche energiepolitische Rahmenbedingungen angemahnt. Der Koalitionsvertrag von Union und SPD sorge nicht für Klarheit, und das mögliche EU-Verfahren gegen das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), über das die EU-Kommission am Mittwoch beraten will, erzeuge zusätzliche Unsicherheit in der Industrie, kritisierte Vorstandsvorsitzender Peter Willbrandt vor Medienvertretern in Hamburg. Die energieintensive Industrie wisse nicht, ob Investitionen am Standort Deutschland heute sinnvoll seien.”Wir haben kaum Planungssicherheit, und es sieht so aus, dass wir sie in den kommenden Wochen und Monaten auch nicht bekommen werden”, erklärte der seit Anfang 2012 amtierende Aurubis-Chef. Dabei geht man im Hamburger MDax-Konzern davon aus, dass die von der EU-Kommission monierte Befreiung der energieintensiven Industrien von der Zahlung der Umlage zur Förderung der Ökostromproduktion nicht zu Wettbewerbsverzerrung führt und somit auch keine staatliche Beihilfe darstellt. Es würden keine Steuermittel verwendet, so Willbrandt. Es handele sich um politisch motivierte Zusatzbelastungen, die Aurubis über Produkte nicht an Kunden weitergeben könne, da der Kupferpreis an der Rohstoffbörse ausgehandelt werde. Für die Bildung von Rückstellungen für mögliche Nachzahlungen besteht nach Ansicht von Willbrandt kein Bedarf.Die Kupfererzeugung ist mit hohen Energiekosten verbunden. Wie der Aurubis-Chef erläuterte, beläuft sich die Minderbelastung für den Konzern durch die Befreiung von der deutschen Ökostrom-Umlage im laufenden Kalenderjahr auf rund 44 Mill. Euro und 2014 bei einem höheren Satz für die EEG-Umlage von 6,3 Cent/Kilowattstunde auf etwa 50 Mill. Euro. Willbrandt sprach von erheblichen Beträgen, mit denen Aurubis bislang nicht belastet werde. Die Eröffnung eines Beihilfeverfahrens werde die Verunsicherung in der Industrie erhöhen. Derzeit halte Aurubis zwar keine größeren Investitionen in Deutschland zurück. Allerdings werde sich bei neuen Projekten absehbar die Frage stellen, ob sich Investitionen für energieintensive Unternehmen lohnen, fügte Willbrandt hinzu. Erst im Oktober wurde ein Projekt zum Ausbau der Kupferkonzentratkapazitäten in Hamburg mit Gesamtinvestitionen von 50 Mill. Euro abgeschlossen. Von den konzernweit 6 563 Mitarbeitern waren zum 30. September 56 % in deutschen Werken beschäftigt. Blick über die GrenzenDer Aurubis-Chef unterstrich das Ziel, den Konzern angesichts einer erwarteten steigenden Kupfernachfrage in den kommenden Jahren, angesichts komplexerer Materialien, einer zunehmenden Bedeutung des Recycling sowie wachsender Nachhaltigkeitsbestrebungen international breiter aufzustellen. “Wir arbeiten intensiv daran”, sagte Willbrandt. Er schließe weder Zukäufe noch den Bau neuer Anlagen aus.Kurzfristig rechnet der Kupferkonzern nach einem deutlichen Ergebnisrückgang auf operativ 114 (i.V. 296) Mill. Euro vor Steuern im Geschäftsjahr 2012/2013 (30. September) mit einer Rückkehr zu deutlich verbesserten Ertragniveaus. Der rund sieben Wochen bis Oktober andauernde Stillstand der Konzentratverarbeitung am Standort Hamburg und der damit verbundene Durchsatzausfall würden sich im laufenden ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres noch nachteilig auswirken. Danach sei von einer stetigeren und normalisierten Produktionsentwicklung auszugehen. Willbrandt erklärte, dass sich Aurubis 2013/2014 dem Zielwert der operativen Rendite auf das eingesetzte Kapital (Roce) von 15 % wieder “deutlich annähern” sollte. Nach 20,5 % im Rekordvorjahr fiel der Wert zuletzt auf 6,8 %.Die Aktionäre von Aurubis, unter ihnen der mit rund 25 % beteiligte Stahlkonzern Salzgitter, müssen sich nun vorerst mit einer auf 1,10 (i.V. 1,35) Euro je Aktie schrumpfenden Dividende begnügen. Der vorgeschlagene Rückgang fiel kräftiger aus als von Analysten erwartet: Die Aktie des Konzerns, der bereits am 5. November vorläufige Ergebniszahlen vorgelegt hatte, fiel um 1,9 % auf 41,09 Euro und war damit schwächster Tageswert im MDax.—– Wertberichtigt Seite 6