Ausverkauf der Wrede Holding

Keine Nachfolge in der Familie - Interprint geht an japanische Toppan - Mutares erwirbt Keeper

Ausverkauf der Wrede Holding

Von Walther Becker, Frankfurt Die familieneigene Wrede Holding aus Arnsberg in Nordrhein-Westfalen, 1880 gegründet, löst sich auf. Die industriellen Beteiligungen werden verkauft. Interprint, für die zu einer nicht genannten Bewertung die japanische Toppan Printing als Käufer gefunden wurde, ist der dickste Brocken. Der Familie Wrede, der Interprint seit der Gründung vor knapp 50 Jahren gehört, fehlt ein Nachfolger aus der nächsten Generation. Interprint stellt Dekordruck her, der etwa in Ikea-Möbeln verwendet wird. Ende statt ExpansionAnfang vorigen Jahres war Michael Sindram in die Geschäftsführung der Wrede Industrieholding berufen worden. Dabei handelt es sich um einen “Hidden Champion” mit einer wechselvollen Geschichte, der stets unter dem Radarschirm der Öffentlichkeit geflogen ist. Der Auftrag des damals 40-Jährigen, der zuvor für Roland Berger und Hilti tätig war: ein großes Rad in M&A zu drehen. Er sollte binnen kurzer Zeit den Umsatz auf mehr als 1 Mrd. Euro verdoppeln. Doch inzwischen hat sich der 64-jährige Thomas Wrede, der drei Dekaden die Geschicke der mittlerweile zu einer Stiftung gehörenden Holding gelenkt hatte, zum Ruhestand entschlossen.Und unter den mittlerweile fünf Mitgliedern der fünften Generation der Familie gab es zwar die Bereitschaft, aus Pflichtgefühl die Gruppe zu führen, doch nicht aus Leidenschaft, wie vom Senior gefordert. Der Sprung für die 16 Familienmitglieder wäre zu groß gewesen – nun ist für sie offenbar Bares Wahres. So lief Ende 2018 der Verkaufsprozess an, den Roland Berger begleitete.Interprint nennt sich “Technologieführer im Digitaldruck”. Das Unternehmen sei seit Jahren profitabel” und auch für die Zukunft “hervorragend aufgestellt”. Es sei eine Erfolgsgeschichte, betont Sindram, für die man die Perspektive gehabt habe, sie binnen zwei bis drei Jahren zu verdoppeln.Die Früchte ernten nun die Japaner. Toppan will Aktivitäten außerhalb des Heimatmarkts ausbauen und eine Auslandsquote von 30 % erreichen. Zusammen mit der 2017 übernommenen Decotec Printing S.A. und Toppan Interamerica beschleunige die Transaktion die internationale Expansionsstrategie im Dekordruckmarkt. Interprint ist Wettbewerber der börsennotierten Surteco, die auch mal ein Auge auf Interprint geworfen hatte und dann Süddekor kaufte. Interprint wurde 1969 gegründet und nennt sich einen der weltweit führenden Dekordrucker mit 1 300 Beschäftigten und acht Produktionsstandorten in Deutschland, USA, Malaysia, Polen, China, Russland und Brasilien. 2018 setzte sie 350 Mill. Euro um und belieferte die Möbel- und Fußbodenindustrie mit 1,1 Mrd. Quadratmetern Oberfläche.Toppan Printing bietet Lösungen in Druck, Kommunikation, Sicherheit, Verpackung, Dekormaterialien und Elektronik. Rund 50 000 Frauen und Männer sorgen für einen weltweiten Umsatz von umgerechnet 12 Mrd. Euro. Toppan ist in Tokio gelistet und im Nikkei 225 enthalten. Vom Sägewerk zum Dekor Wrede wurde 1880 in Niederbergheim an der Möhne gegründet, später in Hüsten als Säge- und Sperrholzwerk ansässig. 1958 wurde die Produktion von Holz auf Kunststoff umgestellt. Unter dem Markennamen Duropal wurde eine dekorative Schichtstoffplatte eingeführt. Später expandierte man mit Interprint. In den über knapp 140 Jahren ihrer Geschichte hat sich Wrede dreimal ganz neu orientiert, blieb aber immer ein Familienunternehmen.Die Wrede Industrieholding bündelt die industriellen Aktivitäten der Familie. Mit bisher über 2 000 Beschäftigten weltweit und zehn Produktionsstandorten erzielte die Gruppe einen Umsatz von rund 500 Mill. Euro. Seit 2014 ist sie im Eigentum der Wrede Stiftung. Gleiss Lutz ist von Wrede rechtlich mandatiert. Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities steht Toppan zur Seite, die juristisch auf Baker McKenzie setzt.Zudem hat die Beteiligungsgesellschaft Mutares die Übernahme von Keeeper aus dem Wrede-Portfolio abgeschlossen. Sie wird mit 65 Mill. Euro Umsatz als einer der größten Anbieter von Kunststoffhaushaltsprodukten in Europa bezeichnet.Übrig bliebt bei Wrede die Beteiligung an Arcolor in der Schweiz. Sie wurde 1996 als Joint Venture mit Schattdecor gegründet und hat sich zum weltgrößten Hersteller von wässrigen Druckfarben für die Dekordruckindustrie entwickelt, heißt es. Darüber hinaus stellt Arcolor Farben für den Verpackungs- und Digitaldruck her. Hier bleibt ein Herauskaufen des Partners mit anschließender Komplettveräußerung oder die Abgabe des Anteils an Schattdecor.