Autobauer investieren in China

Premium-Hersteller setzen auf neue Fabriken, um mit der stetig wachsenden Nachfrage Schritt zu halten

Autobauer investieren in China

Für Audi und BMW ist die Volksrepublik bereits der größte Absatzmarkt. Daimler geht davon aus, dass es für Mercedes-Benz Cars 2015 so weit sein wird. Vor diesem Hintergrund wollen die drei Hersteller von Oberklasse-Fahrzeugen ihre Produktionskapazitäten und Händlernetze im Reich der Mitte deutlich ausbauen.Von Stefan Kroneck, zzt. ShenyangDie deutsche Autoindustrie profitiert derzeit vor allem von einem Land: China. Das Reich der Mitte hat sich zum Wachstumsmotor für die Hersteller von Oberklasse-Fahrzeugen entwickelt. Der mittlerweile größte Automarkt der Welt sorgt für glänzende Bilanzen bei Audi, BMW und Mercedes-Benz Cars. Das Trio fährt derzeit von Rekord zu Rekord bei Absatz, Umsatz und Ergebnis.Wenngleich die Dynamik in China in diesem Jahr voraussichtlich etwas nachlassen sollte, die Vorzeigeunternehmen aus Ingolstadt, München und Stuttgart rechnen bei den Verkäufen abermals mit Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich. Größter AbsatzmarktFür die VW-Tochter und BMW ist China mittlerweile der größte Absatzmarkt. Die Ingolstädter verkaufen jedes vierte Auto im bevölkerungsreichsten Land der Erde, bei den Münchenern ist es jedes fünfte. Die Daimler -Autosparte stellt sich darauf ein, dass China 2015 für sie größter Absatzmarkt wird (siehe Grafik). Angesichts des zunehmenden Wohlstands der Bevölkerung in den Ballungszentren an der Ostküste des Landes wächst auch die Käuferschicht für teure Fahrzeuge aus Deutschland. Deshalb sind Audi, BMW und Daimler auch auf lange Sicht recht zuversichtlich, dass der Wachstumstrend in der Volksrepublik anhält. So rechnen die Münchener damit, dass sich im größten asiatischen Schwellenland das Premiumsegment bei Autos in den kommenden vier bis fünf Jahren verdoppelt. In den vergangenen sechs Jahren hat sich das Segmentvolumen in China auf rund 1 Million verkaufter Fahrzeuge gut verzehnfacht. Hohe InvestitionenVor diesem Hintergrund ist das Trio dabei, die Produktionskapazitäten und das Händlernetz in China deutlich auszubauen. Um mit der Nachfrage mithalten zu können, investieren sie mit ihren chinesischen Joint-Venture-Partnern vor Ort Milliarden in neue Werke und die Erweiterung bestehender Fertigungsstandorte. Somit reinvestieren sie einen Großteil ihrer in China erwirtschafteten Gewinne, die bei den deutschen Konzernen für gute Erfolgsrechnungen sorgen. Auf diese Weise sichern sich Audi & Co. aber auch ein Wohlverhalten Pekings gegenüber den führenden ausländischen Anbietern im Premiumsegment. Denn die chinesische Zentralregierung ist zum Aufbau einer eigenen Autoindustrie insbesondere auf das Know-how der deutschen Hersteller angewiesen. Somit profitieren beide Seiten von der Zusammenarbeit.Mit ihrem zweiten Werk Tixie am Standort Shenyang im Nordosten Chinas will BMW die Produktionskapazität im Land auf insgesamt 200 000 Autos pro Jahr erhöhen, mittelfristig sollen es 300 000 sein (siehe Grafik Produktionskapazitäten in China). Dafür investierten die Münchener mit ihrem Partner Brilliance seit 2009 rund 1,5 Mrd. Euro.Tixie entspricht den Standards an den deutschen BMW-Standorten. Die Fertigungsschritte sind großteils voll automatisiert. Die Produktionskosten machen aber nur ein Zehntel jener in Deutschland aus. Allerdings steigen in China die Gehälter zum Teil jährlich um 10 bis 20 %. Das sorgt dafür, dass die Personalkosten kontinuierlich wachsen.BMW ist seit 2003 mit einem Gemeinschaftsunternehmen in China aktiv. Das bestehende Werk Dadong (Shenyang) reichte aber nicht mehr aus, um mit der Nachfrage Schritt halten zu können. BMW fertigt vor Ort u. a. den BMW 3er und die Langversion des BMW 5er. Im neuen Werk rollen seit Februar die neue Langversion des BMW 3er und der Geländewagen BMW X 1 vom Band. In einem neuen Motorenwerk (Vierzylinder) will BMW auf mittlere Sicht eine Kapazität von 100 000 Einheiten pro Jahr erreichen. Audi ist PlatzhirschBMW-Rivale Audi hat dank des Mutterkonzerns VW bereits längere Erfahrungen in China. Die Wolfsburger sind seit fast 30 Jahren dort aktiv, Audi seit 1988 – entsprechend weit verzweigt ist mittlerweile das Fertigungsnetz, das Volkswagen stetig ausbaut. Dies ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die Ingolstädter in China gegenüber Wettbewerbern die Nase vorn haben. Doch BMW und Mercedes-Benz Cars schließen auf. Mit ihrem Partner FAW produziert Audi heute Langversionen des A4 und des A6 sowie den Geländewagen Q5. Im kommenden Jahr will Audi ein neues Werk in Foshan im Süden des Landes eröffnen. Dieser Schritt soll dazu beitragen, die jährlichen Kapazitäten mittelfristig auf bis zu 700 000 Einheiten zu erhöhen.Derweil ist die Daimler-Autosparte dabei, ihre Fertigungskapazität in China von derzeit 80 000 Fahrzeugen auf mittelfristig rund 200 000 pro Jahr zu erweitern. Das betrifft u. a. die zusammen mit dem Partner BAIC gefertigten Langversionen der C-Klasse und der E-Klasse. Mercedes-Benz Cars ist seit sechs Jahren in China mit einem Werk in Peking präsent. Der Stuttgarter Autokonzern will seine lokale Fertigung schrittweise mit neuen Kompaktklasse-Modellen erweitern. Im kommenden Jahr soll ein neues Motorenwerk in China an den Start gehen; auch ein Forschungsstandort ist mit BAIC geplant.