Automobilzulieferer Leoni erkennt keine Krise

Aber Volumenhersteller unter Druck - Zukauf in Südkorea belastet Ergebnis unerwartet stark

Automobilzulieferer Leoni erkennt keine Krise

mic München – Trotz eines Gewinnhängers im zweiten Quartal und einer leichten Prognosesenkung blickt der Autozulieferer Leoni optimistisch in die Zukunft. “Wir sehen in unserem Geschäft keine Krise”, sagte Vorstandsvorsitzender Klaus Probst in einer Telefonkonferenz: “Die im zweiten Quartal gezeigte Ergebnisschwäche, die zum großen Teil auf Einmaleffekten beruht, sehen wir im zweiten Halbjahr nicht.” Der Vorstand erwarte eine stabile Entwicklung mit wenig Sondereffekten.Obwohl das Geschäft für Leoni in der Summe wie erwartet läuft, registriert der Vorstand starke kundenspezifische Unterschiede. Die Volumenhersteller, die vor allem in Europa engagiert seien, litten stark, sagte Probst. Leoni sehe dort deutliche Abweichungen vom Budget nach unten. Die Schwäche schlage jedoch nicht in Form von Forderungen nach stärkeren Preissenkungen auf Leoni durch: “Es gibt nichts Außergewöhnliches.” Dies gelte auch für PSA Peugeot Citroën, General Motors und Opel.Bei den Premiumherstellern registriert der Autozulieferer Budgetüberschreitungen dank der florierenden Geschäfte in China und in den USA. Die stärksten Zuwächse unter den Kunden verzeichneten Mercedes, BMW, Renault-Nissan und die Nutzfahrzeuge, sagte Probst. Das Jahr 2013 hänge davon ab, wie sich China und die USA entwickelten.Allerdings kämpft Leoni auch mit einem Spezialproblem bei dem Anfang 2012 komplett übernommenen ehemaligen Gemeinschaftsunternehmen Daekyeung in Südkorea. “Daekyeung ist schon ein Thema, das uns überrascht hat”, sagte Probst. Tatsächlich senkte der Vorstand dort die Umsatzerwartung von 130 Mill. Euro auf 100 bis 110 Mill. Euro im laufenden Jahr. Statt eines Gewinns von 5 Mill. Euro rechne man nun mit einem Verlust von 15 Mill. Euro, sagte Probst. Damit verursacht dieser Effekt den Großteil der Senkung der Gewinnprognose: Statt 230 bis 280 Mill. Euro werden nun 230 bis 250 Mill. Euro auf Ebit-Ebene erwartet (vgl. BZ vom 27. Juli).Überrascht habe bei dem Daekyeung-Erwerb die Bewertung von Teilen des Bestands, sagte Probst. Zudem würden die Anlaufkosten für zwei neue Modelle von General Motors ungeplant überschritten. Während dies im Verantwortungsbereich von Leoni liege, komme eine geringe Nachfrage nach den zwei Modellen hinzu. Deren Akzeptanz liege deutlich unter den Erwartungen. Dies sei der wesentliche Faktor für den Verlust. Geplant beim Daekyeung-Umbau sei dagegen die Schließung eines Standorts in China gewesen. Die Produktion sei an einen anderen Leoni-Standort verlagert worden. Der Konzern steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr um gut 4 % auf 1,9 Mrd. Euro (siehe Tabelle). Allerdings schwächte sich das Wachstumstempo im zweiten Quartal deutlich ab. Das operative Ergebnis (Ebit) kletterte um 12 % auf 145 Mill. Euro. Das Plus beruht ausschließlich auf dem Verkaufserlös für die Tochter Leoni Studer Hard AG in Höhe von 28,2 Mill. Euro. Ohne diesen Effekt und bereinigt um Restrukturierungen wäre das Ergebnis um 15 % gesunken. Probst machte hierfür vier Effekte in der Summe von 13 Mill. Euro verantwortlich: Die Daekyeung-Integration, die Zahlung eines Bonus an die Beschäftigten, die Verzögerung eines Großprojektes und eine Kaufpreissenkung für Studer Hard von 1,3 Mill. Euro. Kabel-Segment schrumpftIm Kabel-Segment sanken die Erlöse sogar, wenngleich nur geringfügig. Probst begründete dies mit dem niedrigeren Kupferpreis und der Verschiebung eines Großprojektes. Dieses sei nun im Juli ausgeliefert worden. Mit Blick auf das zweite Halbjahr zeigte er sich optimistisch für das Segment. Der Vorstand erwarte eine weiter hohe Auslastung bei Fahrzeugleitungen sowie eine gute Performance der Medizintechnik und Robotik. Bei Hausgeräten würden im zweiten Halbjahr in China Verbesserungen erwartet.