Autozulieferer suchen neue Branchen
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Rüstung, Raumfahrt und Roboter bieten Chancen – Berater erkennen hohe Eintrittsbarrieren
jh München
Das schwache Fahrzeuggeschäft veranlasst Autozulieferer, in andere Industriesektoren zu streben. Rüstung steht an erster Stelle. Das fränkische Familienunternehmen Brose, das unter anderem elektrische Fensterheber herstellt, hat sich für einen anderen Weg entschieden: Es wagt den Schritt in die Raumfahrt- und Satellitentechnik. Brose schloss dafür vor kurzem Partnerschaften mit zwei Fraunhofer Instituten und der Berlin Space Consortium GmbH, die auf Raumfahrtantriebe spezialisiert ist. Gemeinsam wollen sie Kleinsatelliten mit einem Gewicht von 50 bis 500 Kilogramm entwickeln und in Serie herstellen. Bis es so weit sein könnte, dauert es freilich einige Zeit.
„Es ist eine klare Kompetenz von Autozulieferern, Projekt- in Seriengeschäft zu überführen“, sagt Branchenexperte Fabian Piontek vom Beratungsunternehmen Alix Partners. Die Unternehmen hätten die Fähigkeit, Kapazitäten zu skalieren. In einem Pressegespräch am Mittwoch betonten die Alix-Berater vor allem die Chancen, die ein Einstieg in das Rüstungsgeschäft bietet. Als Beispiel nannte Piontek Hersteller von Produkten wie Sensoren, die schon heute sowohl zivile als auch militärische Kunden hätten. Allerdings gehe es im Verteidigungsgeschäft in der Regel nur um einen Bruchteil der Stückzahlen, verglichen mit dem erheblich größeren Automarkt.
Hoher Aufwand für Qualifizierung
Der kleineren Menge stehen häufig ein wesentlich höherer Aufwand für die Qualifizierung als Lieferant gegenüber sowie hohe Sicherheitsanforderungen, wie von Zulieferern zu hören ist. Viele von ihnen scheuen deshalb den Einstieg. Berater Piontek spricht in diesem Zusammenhang von beachtlichen Eintrittsbarrieren. Als andere Schwierigkeit nennt er die Vorfinanzierung. Dies sei im Rüstungsgeschäft ähnlich komplex wie in der Autoindustrie: „Bis die ersten Einnahmen fließen, dauert es eine ganze Weile.“
Nach Pionteks Erfahrung sind viele Unternehmen noch in der „Findungsphase“. Die Verteidigungsindustrie sei für manche verpönt gewesen. Ein Wandel der Überzeugung brauche Zeit, und es müsse Vertrauen zu einer anderen Branche aufgebaut werden. Zu den Zulieferern, die schon ein kleineres Rüstungsgeschäft haben und dies ausbauen wollen, gehört Schaeffler. Nachdem die Grundsatzentscheidung getroffen worden ist, erarbeitet nun ein Projektteam bis Februar Details einer Produkt-, Fertigungs- und Vertriebsstrategie. Anfang November sprach der Vorstandsvorsitzende Klaus Rosenfeld von einem regen Interesse möglicher Kunden aus der Verteidigungsindustrie.
Allianz mit Spezialfirma
Schaeffler hat sich das Ziel gesteckt, im Jahr 2035 etwa ein Zehntel des Konzernumsatzes von dann 35 Mrd. Euro mit neuen Wachstumsgeschäften zu erzielen. Schwerpunkt sind außer der Rüstung humanoide Roboter. Dafür gab der fränkische Konzern vor kurzem eine Partnerschaft mit dem vor sechs Jahren gegründeten schwäbischen Unternehmen Neura Robotics bekannt. Gemeinsam wollen sie Schlüsselkomponenten wie Aktoren für Roboter, die der menschlichen Gestalt nachempfunden sind, entwickeln und liefern. Aktoren dienen unter anderem dazu, Arme und Knie zu bewegen.
Auch Brose hat sich für den Einstieg in die Satellitentechnik für eine Partnerschaft mit Spezialisten entschieden.
