Schaeffler sucht Ausweg aus der Krise im Autogeschäft
Schaeffler sucht Ausweg aus Krise im Autogeschäft
CEO peilt Ausbau der Rüstungssparte an – Experte: Nicht alle Zulieferer mit Chancen
jh Herzogenaurach
Im Interview Seite 9
Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler verstärkt sein Rüstungsgeschäft. „Ein Projektteam erarbeitet dazu die Details unserer Produkt-, Fertigungs- und Vertriebsstrategie“, berichtet der Vorstandsvorsitzende Klaus Rosenfeld im Interview der Börsen-Zeitung. Schaeffler kämpft wie andere in der Autoindustrie mit einer schwachen Nachfrage und nicht ausgelasteten Produktionskapazitäten. Das börsennotierte Familienunternehmen ist deshalb dabei, andere Geschäfte zu verstärken oder aufzubauen.
„Wir sind ein Technologieunternehmen, das sich nicht auf einen Sektor beschränkt“, sagt Rosenfeld. „Der gemeinsame Nenner in unserem Geschäftsmodell ist nicht Mobilität, sondern Bewegung.“ Als Beispiel für neue Anwendungsfelder nennt er humanoide Roboter, Maschinen mit menschenähnlichem Körper. „Wir können, was die Hersteller von Humanoiden brauchen: Präzisionsmechanik und Bewegungstechnologie.“ Und Schaeffler könne Industrieprodukte in großen Stückzahlen herstellen.
„Großes Potenzial“
Das Unternehmen braucht für dieses Geschäft Geduld. In den nächsten drei Jahren werde es für den Umsatz voraussichtlich noch keine größere Rolle spielen, betont der Vorstandschef. „Aber hier entsteht auf längere Sicht ein Wachstumsfeld mit einem großen Potenzial und ein Markt, der sich sehr dynamisch entwickelt – vor allem in China und in den USA.“
Das Rüstungsgeschäft ist nach seiner Darstellung anspruchsvoll, da etwa Compliance und Cybersicherheit große Themen seien. Aber es kann sehr profitabel sein. „Das ist ein ganz anderes Geschäft mit anderem Preis-Leistungs-Denken und ohne Wettbewerb mit chinesischen Zulieferern.“
Vorfinanzierung notwendig
Autoexperte Fabian Piontek vom Beratungsunternehmen Alix Partners schätzt die Chancen für Zulieferer auf diesem Feld unterschiedlich ein. Für Hersteller von Sensorik könne er sich „einen Transfer“ zur Rüstungsindustrie und Luftfahrt sehr gut vorstellen, sagte er am Mittwoch in einem Pressegespräch. Anders sehe dies für Unternehmen mit Stahl- und Eisenprodukten aus. Piontek nimmt an, dass ihnen auch das Personal und die Ausstattung in den Werken fehlten.
Zudem gibt er zu bedenken, dass Zulieferer auch die Produktion von Rüstungsgütern vorfinanzieren müssten. Verglichen mit dem Autogeschäft seien die Stückzahlen in der Regel kleiner. Unternehmen in Liquiditätsnöten würden damit einer Krise kaum entkommen.
Schaeffler wächst mit Elektromobilität, während das Geschäft für Verbrennungsmotoren schrumpft. Auf dem Kapitalmarkttag am 16. September will Rosenfeld das Jahr nennen, in dem die Division E-Mobility die Gewinnzone erreichen soll.
