Bäckereikette der DBAG insolvent
wb Frankfurt – Die Unternehmensgruppe Unser Heimatbäcker aus Pasewalk in Vorpommern geht in die Insolvenz. Sie wurde 2014 von der Deutschen Beteiligungs-AG und ihrem Fonds VI übernommen. Die sechstgrößte Kette hierzulande betreibt unter der Marke Lila Bäcker mit mehr als 400 Filialen die fünftgrößte Filialbäckerei in Deutschland und hat noch etwa 2 700 Beschäftigte. Die Kanzlei Noerr hat die Kette bei der Vorbereitung und Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung beraten und vertreten.In der fragmentierten Branche häufen sich seit Jahren die Pleiten. Insbesondere Finanzinvestoren hatten nach dem Erfolg von Kamps versucht, die Branche zu konzentrieren, zumal es immer größere Probleme mit der Nachfolge gibt. Mit geringem Erfolg. Erst vor wenigen Tagen meldete die Großbäckerei Frischback in Arnstadt zum zweiten Mal Insolvenz an. Seit einigen Jahren machen die vor allem von Discountern aufgestellten Backautomaten in den Filialen sowie Discountbäcker das Leben schwer. Hinzu kam zuletzt der außerordentlich heiße Sommer.Die Anträge für die fünf Gruppengesellschaften wurden jetzt laut Noerr unter Anwendung des neuen Konzerninsolvenzrechts für alle Gesellschaften beim Amtsgericht Neubrandenburg gestellt. Damit soll eine einheitliche Sanierung als Ganzes ermöglicht werden. Jan Plathner, Partner der Kanzlei Brinkmann & Partner, rückt als Restrukturierer in die Unternehmensführung ein. Schon wertberichtigtDie DBAG hatte 2014 rund 12,2 Mill. Euro investiert, von denen zum Ultimo 2018 noch 1,7 Mill. Euro zu Buche standen. Der Fonds VI steckte 52 Mill. Euro ins Unternehmen, davon dürften noch 7,2 Mill. Euro Bewertung übrig sein. Die Beteiligungsgesellschaft schoss nach dem Investment später noch zweimal Mittel ein. Probleme gab es mit dem verkaufenden früheren Alleineigner und Gründer, der noch 30 % hielt und erst 2018 gehen musste.Offenbar reichte die Restrukturierung nicht aus, um die Probleme in den Griff zu bekommen. 2018 wurde “die Wertschöpfungskette neu strukturiert”, unter anderem wurde ein Produktionsstandort geschlossen und die Kuchenproduktion zentralisiert. Es gebe “Defizite in der gesamten Wertschöpfungskette, vom Einkauf über die Produktion bis hin zur Warenauslieferung”. Schuld daran seien “Fehler und Handlungen in der Vergangenheit”, die das Unternehmen “erheblich geschädigt haben”, heißt es in einer Mitteilung jetzt. Die letzte veröffentlichte Bilanz ist für 2017, sie weist 18,5 Mill. Verlust aus.Unser Heimatbäcker entstand aus dem Zusammenschluss verschiedener Bäckereiketten im Nordosten der Republik. Neben dem Filialgeschäft beliefert die Gruppe über ein Großhandelsunternehmen 1 500 Kunden – Supermärkte, Hotels, Tankstellen – mit Backwaren, die teils aus eigener Tiefkühlproduktion stammen.Unser Heimatbäcker erwartete für 2018 einen auf 130 Mill. Euro sinkenden Umsatz. Auch aufgrund des Personalmangels in den ländlichen Regionen wurden in den vergangenen zwei Jahren mehr Filialen geschlossen, als neue eröffnet werden konnten.Auf Basis einer neuen Struktur sollte das Unternehmen von 2019 an wieder neue Filialen eröffnen. Erwartet wurde ein höherer Umsatz, unter anderem durch den Ausbau des Snackgeschäfts und eine Ergebnisverbesserung. “Zugleich soll die ursprüngliche Strategie der Marktkonsolidierung durch weitere Zukäufe wieder in den Blick genommen werden”, hieß es von der DBAG.Größter Backwarenfilialist in Deutschland ist laut dem Fachblatt “Food Service” die zu Edeka zählende K & U, vor Schäfers aus Porta Westfalica und Subway in Köln. Es folgen Steinecke in Mariental und Kamps in Schwalmtal, die der Frankfurter Finanzinvestor ECM 2015 an die französische Le Duff veräußerte.Unter anderem ging die Bäckerei Karl in Nordrhein-Westfalen pleite. Weitere Fälle sind: Lang in Stuttgart, Bumüller mit Sternenbäck und Emi, Erntebrot in Sachsen, Doppelkorn in Niedersachsen, De Mäkelbörger, wo Private Equity engagiert war und die an “Lila Bäcker” ging, Frischback, Gersthofer Backbetriebe, wo Aldi absprang, Mayer, Entner, Gellerstadt, Lang, Gulde oder Backparadies Langner. Einige Pleiten hatten Krimipotenzial, manche wurden gar zweimal insolvent.Der Finanzinvestor EQT kam mit Erfolg aus der Branche: 2017 ging die Billigkette Backwerk für 190 Mill. Euro an die Schweizer Valora.