Bahn muss für Arriva vorsorgen

Zusätzliche Rückstellungen in Höhe von 150 Mill. Euro - Börsengang in diesem Jahr gilt als unwahrscheinlich

Bahn muss für Arriva vorsorgen

sp Berlin – Die Deutsche Bahn muss für die Risiken bei der Tochter Arriva mit zusätzlichen Rückstellungen in Millionenhöhe vorsorgen. Konkret geht es um Drohverluste im Zusammenhang mit der Abwicklung von Arriva Rail North, der von der britischen Regierung per 1. März die Lizenz zum Betrieb von Bahnstrecken im Norden des Landes entzogen wurde. Es drohen Belastungen in der Größenordnung von 350 Mill. Euro, heißt es aus dem Umfeld des Aufsichtsrates der Deutschen Bahn. Für etwas mehr als 200 Mill. Euro davon hat der Staatskonzern bereits im Jahr 2018 Vorsorge getroffen. Wenn Bahnchef Richard Lutz in knapp zwei Wochen die Bilanz für das vergangene Jahr vorstellt, werden noch einmal Rückstellungen in Höhe von gut 150 Mill. Euro das außerordentliche Ergebnis belasten.Ein Börsengang von Arriva im laufenden Jahr sei auch wegen der Unsicherheiten im Zusammenhang mit den Verhandlungen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien unwahrscheinlich, heißt es aus dem Umfeld des Aufsichtsrates weiter. Stattdessen werde sich die Bahn in den nächsten Monaten darauf konzentrieren, die Risiken aus der Abwicklung des unprofitablen Geschäfts von Arriva Rail North in den Verhandlungen mit dem britischen Verkehrsministerium zu minimieren und die Perspektiven für die Aktivitäten von Arriva in ihren mehr als ein Dutzend europäischen Ländermärkten zu überprüfen. Eine von der Bahn geplante Task Force Arriva werde diesen Prozess mit Experten aus der Konzernholding begleiten, heißt es weiter. Außerdem soll der Board von Arriva erweitert und das Management der Bahn-Tochter umgebaut werden. CFO Martin Hibbert habe angekündigt, das Unternehmen spätestens im Sommer aus persönlichen Gründen zu verlassen. Die Suche nach einem Nachfolger läuft und wird als zeitkritisch für den Verkauf von Arriva eingeschätzt.Auch die Bahn hat an der Spitze des Finanzressorts vor kurzem einen Wechsel vorgenommen. Zum 1. Februar hat Levin Holle, langjähriger Abteilungsleiter im Finanzministerium, die Verantwortung als CFO übernommen. Er folgte auf den ehemaligen Investmentbanker Alexander Doll, der im Frühjahr 2019 den Verkaufsprozess für Arriva gestartet hatte und im Herbst in die Kritik geriet, weil die Transaktion zu keinem Abschluss fand. Von unzureichender Kommunikation über Risiken bei Arriva war in diesem Zusammenhang auch die Rede. Ein Vorwurf, dem Doll vehement entgegentrat und von dem beim Abschied im November keine Rede mehr war. Mit den zusätzlichen Rückstellungen für Arriva Rail North hofft die Bahn, dass das mit dem Eisenbahnnahverkehr zwischen den Metropolen Liverpool, Manchester und Newcastle verbundene Risiko verarbeitet ist. Verlustreiches GeschäftDass man diesem Geschäft in Berlin nicht nachtrauern wird, legt der gerade veröffentlichte Abschluss von Arriva Rail North für das Ende März 2019 abgeschlossene Geschäftsjahr nahe, in dem ein Verlust von 222 Mill. Pfund angefallen ist. Auch andere Bahnbetreiber in Großbritannien haben zuletzt Probleme bekundet. Die börsennotierte First Group musste für die von ihr betriebene South Western Railway mehr als 100 Mill. Pfund zurück stellen.