Bahn plant Ausbau des Kerngeschäfts

Neue Strategie "Starke Schiene" vorgestellt - Vorgabe für Klimaziel verschärft - 100 000 neue Mitarbeiter

Bahn plant Ausbau des Kerngeschäfts

jh München – “Starke Schiene” heißt der neue Strategieplan der Deutschen Bahn. Dahinter steckt die Konzentration auf den Ausbau des Kerngeschäfts, wie das Staatsunternehmen nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrats mitteilte. Die Bahn nimmt nach den Worten des Vorstands nicht nur verkehrs-, sondern auch klimapolitische Ziele der Bundesregierung in Angriff. Im Jahr 2038 werde die Bahn nur noch mit Strom aus erneuerbaren Energien fahren. Bisher galt diese Vorgabe für 2050. Der Vorstandsvorsitzende Richard Lutz fasst die Botschaft so zusammen: “Deutschland braucht eine starke Schiene: für das Klima, für die Menschen, für die Wirtschaft und nicht zuletzt für Europa.”Am Geschäft im Ausland will die Bahn zumindest zum Teil festhalten.Eine starke Schiene brauche eine internationale Vernetzung, sagte Lutz und erwähnte besonders ein Tochterunternehmen: “DB Schenker stärkt unseren europäischen Schienengüterverkehr.” Die Spedition solle Teil des Konzerns bleiben. Die Ansprüche der Kunden im Personen- und Güterverkehr machten nicht an der Grenze halt und könnten nicht allein mit der Schiene erfüllt werden. “Unsere Großbeteiligungen messen wir am Beitrag zur starken Schiene”, sagte Lutz. Dagegen sucht die Bahn einen Käufer für die britische Tochtergesellschaft Arriva, die im Bus- und Schienennahverkehr tätig ist. Arriva habe nur eine geringe strategische Relevanz. “Gemeinsamer Kraftakt”Um die Strategieziele zu erreichen, ist nach Ansicht der Bahn ein gemeinsamer Kraftakt der ganzen Branche und der Politik notwendig. Dabei geht es besonders auch um die Finanzierung. In den kommenden Monaten stünden wichtige Weichenstellungen bevor, unter anderem die sogenannte Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung, die von 2020 an neu gelten soll, heißt es. Diese Vereinbarung ist ein Vertrag zwischen dem Bund und der Bahn zur Instandhaltung der Schienen-Infrastruktur.Schon vor einigen Monaten hatte das Unternehmen, das mit rund 20 Mrd. Euro verschuldet ist, angekündigt, in den nächsten Jahren rund 5 Mrd. Euro für mehr Kapazität sowie Modernisierung und Digitalisierung auszugeben. Nun ist die Rede von zweistelligen Milliardenbeträgen, die in neue Züge investiert würden. Die Betriebsleistung auf dem Netz solle um 30 % gesteigert werden. Auch dafür würden in den nächsten Jahren mehr als 100 000 neue Mitarbeiter eingestellt. Starkes Wachstum angestrebtDie Strategie “Starke Schiene”, die das seit Anfang dieses Jahrzehnts geltende Programm “DB 2020” ablöst, soll die Bahn robuster, schlagkräftiger und moderner machen. Auf 173 Seiten verteilen sich zehn zentrale Punkte. An erster Stelle nennt der Staatskonzern Deutschlands Klimaziele und den Plan, sich bis zum Jahr 2038 zu 100 % auf Ökostrom umzustellen.Für Wachstum setzt sich die Bahn mehrere Ziele, ohne einen Zeitplan zu nennen: So soll die Zahl der Reisenden im Fernverkehr auf mehr als 260 Millionen im Jahr verdoppelt werden. Für den Nahverkehr peilt das Unternehmen zusätzlich mehr als eine Milliarde Menschen im Jahr an. Im deutschen Schienengüterverkehr will die Tochter DB Cargo ihre Verkehrsleistung um 70 % steigern. Der Marktanteil in diesem Segment soll von aktuell 18 auf 25 % steigen.