Bahn setzt Verkauf von Arriva auf die Schiene

Auktion mit Citi und Deutscher Bank gestartet - Trennung ganz oder in Teilen - Börse als Alternative - Brexit erschwert Bewertung

Bahn setzt Verkauf von Arriva auf die Schiene

Jetzt soll es schnell gehen: Die Deutsche Bahn ruft für die Trennung von der internationalen Tochter Arriva Interessenten auf, sich bis 3. Mai bei Citi und Deutscher Bank zu melden, die als Berater mandatiert sind. Der staatseigene Konzern favorisiert den vollständigen Verkauf, der 4 Mrd. Euro einspielen könnte. wb Frankfurt – Die Deutsche Bahn macht Dampf: Der staatseigene Konzern fordert potenzielle Bieter für Arriva auf, bis zum 3. Mai ihr Interesse für die zum Verkauf stehende britische Einheit abzugeben. Dies hat das Unternehmen ungeachtet der anhaltenden Ungewissheiten über den Brexit in einer Anzeige in der “Financial Times” vom Mittwoch kundgetan. Die Auktion wird von den Investmentbanken Citi und Deutsche Bank geleitet. Der Konzern sei offen für eine oder mehrere Parteien, und zwar im Ganzen oder in einzelnen Teilen. Alternativ sei auch ein Börsengang zu Devestition möglich. Dabei liegt die Priorität offenbar beim Verkauf, der auf einen Schlag einen Milliardenbetrag einbringen würde. In Finanzkreisen wird die Bewertung auf etwa 4 Mrd. Euro geschätzt, das Doppelte des Buchwertes in der Bahn-Bilanz.Interesse dürfte es vor allem auch von Finanzinvestoren geben. Für Private Equity gilt Arriva neben der BASF-Bauchemie und der Bayer-Tiergesundheit als eines der milliardenschweren möglichen Ziele hierzulande. Doch könnte der Brexit die Bewertung drücken. Börsenpläne für Arriva, in der die Auslandsaktivitäten im Nahverkehr gebündelt sind, und DB Schenker waren vor zweieinhalb Jahren am Widerstand der Politik gescheitert. Stattdessen zog der Bund eine milliardenschwere Finanzspritze auf, die erste seit 1994. Unter SchuldendruckDer Schienenkonzern aus Berlin steht unter Druck, eine Finanzierungslücke zu schließen, und hatte angekündigt, dass ein Verkauf oder eine Notierung dazu beitragen könnte, den Anstieg der Schulden zu begrenzen und Arriva finanziellen Spielraum für Wachstum zu geben.Bei einem Mehrheitsverkauf könnte die Bahn-Bilanz um die Schulden der Nahverkehrstochter von gut 1 Mrd. Euro entlastet werden. Bei der Abgabe lediglich einer Minderheit von Arriva würden die Chancen eines Verkaufs deutlich geringer, heißt es in der vom Vorstand formulierten Begründung zum Beschluss des Aufsichtsrates, über den die Nachrichtenagentur Reuters berichtet hatte. Das Kontrollgremium unter Führung des früheren Staatssekretärs Michael Odenwald hatte das Management im März damit beauftragt, Optionen zur Begrenzung der Schulden von nahezu 20 Mrd. Euro zu präsentieren. Der Konzern muss bis zum Jahr 2023 eine Lücke von rund 5 Mrd. Euro schließen. Allein 2019 fehlen 2,2 Mrd. Euro. Deshalb die Trennung von Arriva. Laut dem Dokument des Vorstands könne auch eine Kapitalbeteiligung Dritter an Schenker ermöglicht werden. Die weltweit tätige Logistiktochter habe aber strategische Bedeutung für den Konzern und bleibe integraler Bestandteil des Konzerns. An DB Schenker komme daher allenfalls eine Minderheitsbeteiligung Dritter in Betracht, heißt es weiter. Diskutiert wird schon länger auch über diesen deutlich gewichtigeren Schritt, zumal die Synergien mit dem Güterverkehr minimal sind. Schenker hatte der staatliche Konzern im Jahr 2002 mit dem Erwerb von Stinnes für 2,7 Mrd. Euro zurückgekauft. Zusätzliche MittelArriva operiert als Bus- und Bahndienstleister in 14 europäischen Ländern, befördert über 2,4 Millionen Passagiere im Jahr und ist heute in UK Bus (über 17 000 Beschäftigte), UK Trains (5 000 Beschäftigte) und Mainland Europe mit 23 000 Beschäftigten tätig. Die Bahn hatte Arriva 2010 für 2,8 Mrd. Euro gekauft und von der Londoner Börse genommen. Sie wurde damals beraten von Barclays, deren früherer Deutschlandchef Alexander Doll heute Bahn-CFO ist. Die Division kam 2018 mit 53 000 Beschäftigten auf einen stabilen Umsatz von 5,4 Mrd. Euro und ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 575 Mill. Euro. Auf Ebit-Ebene waren es erneut 300 Mill. Euro. Die größten Beiträge zum Konzern-Ergbenis vor Steuern und Zinsen steuerten 2018 Netze Fahrweg (840 Mill.), Schenker (500 Mill.), Regio (492 Mill.) und der Fernverkehr mit 417 Mill. Euro bei.Arriva benötigt zudem zusätzliche Mittel: “Aktuell begrenzen mangelnde finanzielle Spielräume das Wachstum und damit die Weiterentwicklung dieses Investments”, hieß es in der Vorstandsvorlage laut Reuters. Der Aufsichtsrat verlangt auch, dass das Management eine Strategieplanung für den Personenverkehr ohne Arriva vorlegt. In der Bundesrepublik konkurrieren zahlreiche ausländische Anbieter mit der Bahn um Nahverkehrsaufträge der Länder. Umgekehrt wäre die Bahn ohne Arriva nicht mehr im europäischen Nahverkehr präsent. Ohne Arriva setzt der Vorstand auf den Ausbau von DB Regio über Deutschland hinaus.—– Wertberichtigt Seite 8