Bahn vermarktet Glasfaserkabel

Staatskonzern öffnet eigenes Netz für Telekomfirmen - Neue Tochter der DB Netz AG übernimmt Vertrieb

Bahn vermarktet Glasfaserkabel

Die Deutsche Bahn öffnet das konzerneigene Glasfasernetz für Telekomanbieter. Den Vertrieb übernimmt die neu gegründete DB Broadband, die ihre Gewinne in die weitere Digitalisierung der Schiene stecken soll. Auch die Hereinnahme eines privaten Investors soll die Bahn zu diesem Zweck erwogen haben. sp Berlin – Die Deutsche Bahn will freie Kapazitäten im konzerneigenen Glasfasernetz entlang ihrer Bahntrassen für Telekomfirmen öffnen. Das hat der Staatskonzern am Dienstag mitgeteilt. “Telekommunikationsanbieter können ab sofort freie Dark-Fiber-Kapazitäten der DB Datenleitungen in ganz Deutschland nutzen”, heißt es in der Mitteilung. Es geht um ein Netz in der Größenordnung von 18 500 Kilometern. In einem internen Konzernpapier, aus dem die Nachrichtenagentur Reuters zitiert, ist von großem Kundeninteresse die Rede. Es gebe Anfragen für die Nutzung von 6 700 Kilometer Kabel mit einem Umsatzpotenzial von 2,4 Mill. Euro. Bis 2023 sei mit der neu gegründeten DB Broadband ein Umsatz von über 42 Mill. Euro geplant, aus dem ein Betriebsgewinn von 22 Mill. Euro gezogen werden soll. Der Gewinn soll demnach in die weitere Digitalisierung der Schiene fließen. Eine Sprecherin der Bahn kommentierte die Zahlen nicht.Das Glasfasernetz der Bahn erstreckt sich parallel zu weiten Teilen des Schienennetzes quer durch die Republik “bis hin zu den entlegensten Bahnhöfen”, wirbt der Konzern für das neue Angebot. Es biete Gemeinden und Gewerbetreibenden daher an allen Orten die Chance auf eine moderne Glasfaserversorgung, heißt es in der Mitteilung. Das kommt wie gerufen, liegt Deutschland beim Anteil der Haushalte mit Glasfaseranschluss in Europa doch abgeschlagen auf einem der hinteren Plätze (siehe Grafik). VerhandlungssacheFür die Telekomfirmen bietet das Bahn-Netz die Möglichkeit, “die Anbindung unserer Mobilfunkstationen zu einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis sicherzustellen”, heißt es bei Vodafone. Darüber spreche man permanent mit allen Glasfaser-Anbietern inklusive der neu gegründeten DB Broadband. “Vodafone arbeitet auf diesem Gebiet bereits seit Jahren mit der DB zusammen und nutzt in seinem Netz bereits heute viele Kabelstränge entlang der Bahnstrecken”, teilt ein Vodafone-Sprecher mit. Telefónica Deutschland weist auf Anfrage darauf hin, dass der Konzern einen zunehmenden Anteil seiner Mobilfunkstandorte über Kooperationen mit leistungsfähigen Glasfaseranschlüssen versorge, um diese auf zukünftige Anwendungen und den 5G-Netzausbau vorzubereiten. Dabei arbeite man mit einer Reihe von Kooperationspartnern zusammen. “Für den weiteren Ausbau ist das Unternehmen selbstverständlich offen für weitere Kooperationspartner. Entscheidend sind die jeweiligen Rahmenbedingungen.” Die Deutsche Telekom verfügt unter den Telekomanbietern in Deutschland über das größte eigene Glasfasernetz.Für den Vertrieb der Glasfaserkapazitäten der Bahn ist die neue DB Broadband zuständig. Reuters berichtet, dass die Bahn erwogen habe, einen privaten Investor mit an Bord zu nehmen, um den Ausbau des Glasfasernetzes entlang des restlichen Schienennetzes schneller voranzubringen. Das ist erforderlich, um die Digitalisierung der Schiene und damit letztlich auch die geplanten Kapazitätserweiterungen mit der Bahn zu schaffen. Da der Bund dem Konzern im Rahmen des Klimapakets jährlich eine Kapitalspritze von 1 Mrd. Euro in Aussicht gestellt hat, sei die Hereinnahme eines Investors nun nicht mehr nötig.