DEUTSCHE BAHN

Bahncard für den Minister

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn hat die Vorstandsgehälter auf die Tagesordnung gesetzt. An einer Sitzung des Gremiums in dieser Woche soll eine Gehaltserhöhung von 400 000 Euro auf 585 000 Euro für einzelne der insgesamt sechs Bahnvorstände...

Bahncard für den Minister

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn hat die Vorstandsgehälter auf die Tagesordnung gesetzt. An einer Sitzung des Gremiums in dieser Woche soll eine Gehaltserhöhung von 400 000 Euro auf 585 000 Euro für einzelne der insgesamt sechs Bahnvorstände diskutiert werden, wie am Wochenende aus Aufsichtsratskreisen über die größte Lautsprecheranlage des Landes – die “Bild am Sonntag” – und an allen Bahnsteigen vernehmbar durchgesagt wurde. Die fixe Vergütung würde um 46 % steigen. Das gab dem in die Defensive geratenen Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) die Gelegenheit, die Schaffnermütze aufzusetzen und die Bahn zurückzupfeifen.Eine Gehaltserhöhung sei ein “falsches Signal”, wetterte der Minister. Er habe seinen Vertreter im Aufsichtsrat deshalb angehalten, solche Überlegungen zu stoppen. Vor einer besseren Vergütung für den Vorstand solle die Bahn erst einmal für bessere Ergebnisse sorgen, erklärte Scheuer streng und war froh, mal wieder über etwas anderes als die Maut sprechen zu können. Selten ist die Bahn so pünktlich gewesen, wie sie es zuletzt immer dann war, wenn sie Ablenkung davon schuf, dass das Verkehrsministerium in Sachen Maut gerade in die nächste Verlegenheit gestürzt ist. Als ein Schreiben von Scheuer an Bahn-Chef Richard Lutz vor einigen Tagen durch die Gazetten geisterte, in dem er Sofortmaßnahmen gegen Zugverspätungen und -ausfälle forderte, kam das dem Minister genauso gelegen wie jetzt die Bahncard 46 für Vorstandsgehälter.Die Bahn verweist auf das Aktienrecht, das vorsieht, Vorstandsgehälter in bestimmten Abständen auf ihre Angemessenheit hin zu prüfen. Das ist wohl auch jetzt geschehen, wobei die Unternehmensberatung Kienbaum zu dem Schluss gekommen sein soll, dass die Einstiegsgehälter im Vergleich zu anderen Unternehmen zu niedrig sind. Mit welchen Firmen die Bahn verglichen wird und ob die mittlerweile arg verschlechterten Aussichten auf lukrative Beraterverträge nach Ende der aktiven Karriere als Bahnvorstand in die Untersuchung eingeflossen sind, ist nicht bekannt.Die französische Staatsbahn, deren Chef Jean-Pierre Farandou sein Amt gerade mit einem Grundgehalt von 450 000 Euro angetreten hat, gehört wohl nicht zur Peergroup. Die Österreichische Bundesbahnen, die ihren Vorständen zuletzt knapp 800 000 Euro Gehalt eingeräumt hat, ist zwar wesentlich kleiner und viel pünktlicher als die Deutsche Bahn, mit einer Verschuldung von mehr als 20 Mrd. Euro aber durchaus vergleichbar.