Baker McKenzie punktet im Transaktionsgeschäft
Im Gespräch: Alexander Wolff
Baker McKenzie punktet im Transaktionsgeschäft
Kanzlei setzt auf Full-Service-Angebot für stabiles Wachstum – Legal Tech gewinnt an Bedeutung – HR-Projekt unterstützt Kinder von Migranten
Die Kanzlei Baker McKenzie ist in den vergangenen Jahren gut damit gefahren, Mandanten in komplexen grenzüberschreitenden Transaktionen zu unterstützen. Doch es ist nicht nur M&A, sondern der Full-Service-Ansatz, der für stabiles Wachstum sorgt, erklärt der neue Managing Partner Alexander Wolff.
Von Sabine Wadewitz, Frankfurt
Alexander Wolff ist seit dem 1. Juli 2023 für eine Amtszeit von drei Jahren zum Managing Partner von Baker McKenzie in Deutschland gewählt worden. Die Zufriedenheit mit seinem Wirkungsfeld ist auch nach langer Zugehörigkeit noch ausgeprägt. „Baker McKenzie war für mich immer eine sehr gute Plattform, um als Anwalt unternehmerisch tätig zu sein. Ich habe vor 22 Jahren bei Baker McKenzie angefangen und wollte ursprünglich zwei Jahre bleiben. Man kann hier sehr amerikanisch unternehmerisch agieren. Es gibt keine vorgefertigten festen Vorgaben, es gibt flache Hierarchien, jeder kann sich entfalten und entwickeln. Das hat sich über die Jahre gehalten und ist für mich das Faszinierende an dieser Kanzlei. Wer sich wirtschaftlich entfalten möchte, ist hier gut aufgehoben. Dieses Modell macht uns auch für Bewerber attraktiv.“
Rechtsformwandel
Der im Sommer 2021 vollzogene Rechtsformwandel zur GmbH helfe in der Mandatsarbeit. „In Europa arbeiten alle zusammen, wir arbeiten alle in einen Topf.“ Es fördere die Zusammenarbeit in den unterschiedlichen Ländern, wenn alle davon profitierten. Zugute komme der Kanzlei ihr Full-Service-Ansatz. „Wir sind im Transaktionsgeschäft gut aufgestellt und wollen uns dort weiterentwickeln." Der Wettbewerb sei ein Treiber. "Wir stehen nach wie vor für komplexe grenzüberschreitende Transaktionen. Schwerpunkt ist nicht nur M&A, dazu kommen kartellrechtliche Themen, oft in zahlreichen Jurisdiktionen. Dafür haben wir eingespielte Teams“, sagt Wolff.
Starke Spezialpraxen
Baker McKenzie habe darüber hinaus sehr starke Spezialpraxen. In Litigation sieht Wolff die Kanzlei als Marktführer. Auch im Arbeitsrecht sei man gut vertreten. „Das schätzen die Mandanten. Sie wissen, wir betreuen die Transaktion und wenn es danach Ärger gibt, kümmern wir uns auch um die M&A-Streitigkeit. Unsere Anwälte übernehmen die gesamte Projektbetreuung für den Mandanten in einem Paket.“
Als „bahnbrechendes“ Mandat bezeichnet Wolff die Transaktion von Sika, also die Übernahme der Bauchemiegruppe MBCC für 5,3 Mrd. Euro durch den Schweizer Konzern. Baker McKenzie hat Sika bei Abschluss der Übernahme beraten. Involviert waren 18 Kartellbehörden in verschiedenen Ländern. Die Kanzlei habe mit sechs wichtigen Kartellbehörden einen koordinierten globalen Zeitplan erarbeitet, um Wettbewerbsbedenken auszuräumen und das wettbewerbskritische MBCC-Geschäft mit Betonzusatzmitteln an das Private-Equity-Haus Cinven zu verkaufen. „Darauf sind wir sehr stolz, zumal das Mandat aus Deutschland heraus gesteuert wurde.“
Die Betreuung von Mandanten findet nicht nur im deutschen Markt statt. Viele globale Player, im Dax genauso wie im größeren Mittelstand, bräuchten Beratung auch außerhalb der Grenzen.
Stetig gewachsen
In Deutschland ist der Umsatz der Kanzlei laut dem Branchendienst Juve zuletzt um 14% auf 209 Mill. Euro gestiegen. „Wir sind in Deutschland in den vergangenen Jahren stetig gewachsen.“ Der Full-Service-Ansatz schaffe stabiles Wachstum, auch wenn es in bestimmten Bereichen zeitweise schwächer laufe. Treiber war zuletzt das Transaktionsgeschäft. Neben dem großen Sika-Mandat hat Baker McKenzie zum Beispiel Aurelius bei der Übernahme der LSG Group beraten, der Catering-Sparte der Lufthansa. Im Private-Equity-Segment wolle Baker auf jeden Fall weiter zulegen, auch wenn das Transaktionsgeschäft derzeit weltweit eingetrübt sei. Stattdessen boome das Arbeitsrecht, zumal viele Unternehmen konjunkturbedingt in der Restrukturierung sind. „Die Wirtschaft hat ein Strukturproblem, und diese Themen werden uns eine Zeitlang beschäftigen.“ In Arbeitsrecht und Litigation wolle sich die Kanzlei personell weiter verstärken.
Auch die Digitalisierung, sprich Legal Tech, spielt für die Kanzlei eine wichtige Rolle. Baker McKenzie setzt in Kooperation mit einem Unternehmen aus Israel weltweit künstliche Intelligenz ein, um Prozesse zu automatisieren. Genutzt wird KI zum Beispiel für die Due-Diligence-Prüfung bei Transaktionen, aber auch im Kartellrecht, wo man zum Beispiel systematisch Behördenentscheidungen erfasse. Im Arbeitsrecht komme KI im Thema Sozialauswahl bei betriebsbedingten Kündigungen zum Einsatz. Im Bereich Compliance habe Baker gemeinsam mit zwei Start-ups ein Tool entwickelt, damit Mandanten ihre Lieferketten erfassen und über die Zeit nachhalten können.
Fokus auf Social Mobility
Sehr stolz äußert sich Wolff über ein neueres Projekt der HR-Abteilung. Die Kanzlei habe ein Stipendium für Chancengleichheit entwickelt. Es richte sich an junge Menschen, für die eine attraktive berufliche Laufbahn aufgrund ihres sozialen Umfelds keine Selbstverständlichkeit ist. „Wir können Potenziale auf dem Arbeitsmarkt nicht heben, wenn wir am Thema Social Mobility vorbeigehen“, sagt Wolff. „Wir haben sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund in der ersten Generation, die es möglicherweise nicht hoch genug schaffen, weil sie einfach nicht wissen, wie es geht. Weil sie nicht auf die richtige Schule gegangen sind, ihnen der richtige Coach fehlt. Wir kümmern uns um die Kinder von Migranten, die etwas erreichen wollen, aber die Chance für einen Aufstieg nicht bekommen.“ Diesen jungen Menschen biete Baker McKenzie ein Stipendium und Coaching an und unterstütze sie im Netzwerken. Gegenwärtig sind zwanzig junge Menschen in dem Programm. „Wir treffen auf extrem motivierte junge Migrantinnen und Migranten mit ausgeprägtem Willen zum Aufstieg“, unterstreicht Wolff.