BASF besiegelt Energiefusion mit Dea

Neue Öl- und Gasgesellschaft strebt mittelfristig an die Börse - Chemiekonzern verunsichert mit Hinweis auf Sommerflaute

BASF besiegelt Energiefusion mit Dea

Der Chemiekonzern BASF und die Investmentgesellschaft Letter One haben eine verbindliche Absichtserklärung zur Zusammenlegung ihres Öl- und Gasgeschäfts unterzeichnet. Die neue Wintershall Dea will sich als führendes unabhängiges Explorations- und Produktionsunternehmen etablieren.swa Frankfurt – Der Blick in die Bücher und Energiereserven hat seine Zeit gebraucht, doch nun sind BASF und Letter One, die Beteiligungsgesellschaft um den russischen Oligarchen Michail Fridman, handelseinig. Der Zusammenschluss der BASF-Tochter Wintershall mit dem Wettbewerber Dea ist besiegelt. Beide Seiten hatten die Fusionspläne und die Anteilsverhältnisse am Joint Venture bereits im vergangenen Herbst bekanntgegeben.Die Transaktion soll nach behördlichen Genehmigungen im ersten Halbjahr 2019 abgeschlossen werden. Mittelfristig ist ein Börsengang geplant, frühestens im zweiten Halbjahr 2020. Noch davor wird BASF für das Gastransportgeschäft der Wintershall weitere Anteile erhalten und ihre Beteiligung am Gemeinschaftsunternehmen auf 72,7 % ausbauen. Die Synergien aus dem Zusammenschluss werden im dritten Jahr nach Abschluss der Transaktion bei 200 Mill. Euro erwartet.Der Unternehmer Fridman hatte die frühere RWE-Tochter Dea 2014 über sein Investmentvehikel Letter One für 5,1 Mrd. Euro gekauft und zwei Jahre danach für 1,6 Mrd. Dollar noch das Explorationsgeschäft der Eon in Norwegen erworben. Damals gehörte auch BASF zu den Interessenten für die RWE-Tochter, wurde aber überboten. Stabiler ErtragsbringerBASF-Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel würdigt die Fusion als “wichtigen, wertschaffenden Schritt auf dem strategischen Pfad der BASF”. Der Chemiekonzern hatte sich zuvor bereits über einen Assettausch mit dem langjährigen russischen Partner Gazprom vom Gashandelsgeschäft (Wingas) getrennt. Der Eintritt ins kapitalintensive Öl- und Gasgeschäft der BASF war vor vielen Jahren strategisch darauf ausgerichtet, die Rohstoffversorgung für die Chemieproduktion abzusichern. Diese Notwendigkeit ist zuletzt immer mehr in den Hintergrund gerückt, gleichwohl war die Tochter Wintershall über viele Jahre ein stabiler Ertragsbringer im Konzern. Auch im laufenden Jahr steuert die Öl- und Gassparte deutlich zum Gewinn bei, während es im Chemiegeschäft schwächelt.In der Ertragsrechnung macht sich die Fusion schon im laufenden Turnus bemerkbar. BASF weist das Ergebnis der Öl- und Gassparte rückwirkend zum 1. Januar 2018 separat als Posten aus nicht fortgeführtem Geschäft aus. Den anteiligen Gewinn aus dem Joint Venture wird BASF dann at equity im Ergebnis bilanzieren. Mit der Umgliederung ändert sich die Prognose des Konzerns für das laufende Jahr – eine “rein mathematische Anpassung”, betont Engel. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) wird nun deutlich unter dem vergleichbar gerechneten Vorjahreswert von 7,6 Mrd. Euro erwartet. Einschließlich Wintershall hatte BASF nur mit einem leichten Rückgang gerechnet. Sondereffekte herausgerechnet werde das Ebit leicht sinken statt leicht zulegen. Der Umsatz soll wie geplant leicht steigen nach 61,2 Mrd. Euro im Vorjahr. Aktienkurs unter DruckAm dritten Quartal machte Engel in einer Telefonkonferenz für den Konzern leichte Abstriche: Die Nachfrage sei im Sommer “vielleicht ein bisschen schleppender” gewesen als erwartet. Dabei habe BASF auch der Niedrigwasserstand im Rhein zu schaffen gemacht. Die Äußerung führte zu Verunsicherung im Markt, und die BASF-Aktie verlor 2,3 % an Wert auf 76,55 Euro.Die neue Wintershall Dea will sich als “führendes unabhängiges europäisches Explorations- und Produktionsunternehmen mit internationalen Aktivitäten in Kernregionen” etablieren. Wintershall und die Deutsche Erdöl haben beide eine Geschichte von rund 120 Jahren. Im Umsatz ist Wintershall mehr als doppelt so groß und weist auch eine höhere Rentabilität aus. Dea hat signifikant höhere Produktionskosten als Wintershall, liegt nach Angaben der BASF aber dabei unter dem internationalen Durchschnitt im Kreis der Wettbewerber. Den Dea-Öl-und Gasfeldern wiederum wird für die nächsten Jahre eine stärkere Dynamik im Produktionswachstum vorhergesagt als der Wintershall.Wintershall und Dea kamen 2017 zusammen auf 4,7 Mrd. Euro Umsatz, ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 2,8 Mrd. und einen Nettogewinn von 740 Mill. Euro. Die Verschuldungshöhe wird nicht genannt, Wintershall Dea strebe nach einem Rating im Investmentgrade. Geführt wird Wintershall Dea vom bisherigen Wintershall-Chef Mario Mehren, Dea-CEO Maria Moraeus Hanssen wird als seine Stellvertreterin das operative Geschäft als COO verantworten. Ein Finanzvorstand wird noch gesucht.