BASF-Chef vor Mitarbeitern: Wollen Agrargeschäft an die Börse bringen
BASF-Chef will Agrargeschäft an die Börse bringen
Reuters/hek Frankfurt
Der neue BASF-Vorstandschef Markus Kamieth will die Agrarsparte des Chemiekonzerns an die Börse bringen. Die Sparte Agricultural Solutions sei unterbewertet, BASF plane einen Teilbörsengang, um deren Unternehmenswert zu steigern, kündigte Kamieth am Mittwoch in einer Mitarbeiterversammlung an. Ein Mitschnitt der Veranstaltung liegt der Nachrichtenagentur Reuters vor. Für die Lack- und Oberflächensparte Coatings ziehe BASF strategische Optionen in Erwägung, sagte der Konzernchef. „Das bedeutet, dass wir uns Partnerschaften ansehen, etwa in Form von Joint-Venture-Lösungen, oder einfach mal sehen, ob jemand anderes als Besitzer für dieses Geschäft in Frage kommt und den Wert dort noch mehr steigern könnte.“ Allerdings gebe es keine Angebote für die Coatings-Sparte, räumte ein Insider ein.
Kamieth will seine Pläne am Donnerstag und Freitag auf dem Kapitalmarkttag den Investoren vorstellen. Ein Sprecher wollte sich nicht zu den Inhalten der Mitarbeiterveranstaltung äußern. Der Aktie gab der Bericht kaum Impulse: Der Kurs bewegte sich am Mittwochnachmittag 1% im Minus. Bereits in der Vorwoche waren Spekulationen aufgekommen, dass die Agrarchemie auf einen möglichen Börsengang in einigen Jahren vorbereitet werden solle. Das Stammwerk Ludwigshafen ist laut Kamieth „im Kern wettbewerbsfähig“, auch wenn die Kosten zu hoch seien.
Agricultural Solutions und Coatings sind neben dem Geschäft mit Autokatalysatoren und Batteriechemikalien zwei der vier Sparten, die Kamieth so verselbstständigen will, dass sie auf eigenen Füßen stehen können. „Alle konkurrieren in den einzelnen Märkten mit Unternehmen, die sich nur auf einen Bereich konzentrieren“, sagte er laut dem Mitschnitt. Das bedeutet: Zum Kerngeschäft von BASF zählt er sie nicht mehr. Dazu gehörten die Sparten Chemicals, Materials, Industrial Solutions sowie Nutrition & Care. „Wir wollen diesen Kern stärken. Das heißt: Wir investieren hier in organisches Wachstum, aber auch in Akquisitionen. Denn wir möchten das Kernportfolio natürlich auch weiter stärken, um noch besser darin zu werden“, sagte der seit April amtierende BASF-Chef.
Der Vorstandsvorsitzende versuchte dort auch der Belegschaft am Firmensitz in Ludwigshafen die Angst vor großen Einschnitten zu nehmen: „Ich war seit vielen Jahren nicht mehr so optimistisch, was Ludwigshafen betrifft wie heute“, sagte Kamieth. Dass die Kosten zu hoch seien, liege auch an einer mangelnden Auslastung, die man ändern könne. Nur 15 bis 20% der Anlagen drohten in den nächsten Jahren in eine Situation zu kommen, wo sie nicht mehr konkurrenzfähig seien. „Wir beobachten das weiter“, versprach Kamieth. Das weltgrößte Chemiewerk kämpft seit Jahren mit hohen Energiekosten in Deutschland und dem weltweiten Überangebot an Basischemikalien.