BASF erhöht nach starkem Quartal die Prognose

Chemiekonzern gelingen teilweise deutliche Preiserhöhungen - Kritik an Russland-Sanktionen der USA

BASF erhöht nach starkem Quartal die Prognose

swa Frankfurt – Nach einem anhaltend dynamischen Geschäft im zweiten Quartal wächst die Zuversicht im Chemiekonzern BASF. Das Management steckt das Ergebnisziel für das Jahr höher, was im Markt allgemein erwartet worden war. Das Betriebsergebnis (Ebit) vor Sondereinflüssen soll 2017 deutlich um mindestens 11 % zulegen (2016: 6,3 Mrd. Euro). Bislang war ein Ergebnisplus bis maximal 10 % in Aussicht gestellt worden. Für den Umsatz bekräftigt das Unternehmen das Wachstumsziel von mindestens 6 %.Vorstandschef Kurt Bock dämpfte zu hohe Erwartungen für das zweite Semester. Er rechne mit einer “leichten” Steigerung des bereinigten Ebit, was in der BASF-Terminologie ein Plus zwischen 1 und 10 % bedeutet. Die bislang gute Entwicklung im Chemikaliengeschäft (Segment Chemicals) werde sich im zweiten Halbjahr vermutlich abschwächen. Zudem sei bis Jahresende die Aufgabe zu bewältigen, auch in den Weiterverarbeitungsstufen die Preise so weit zu erhöhen, dass man auf dem Margenniveau des Vorjahres ankomme. Bei anhaltend guter Nachfrage sollte es gelingen, sagt Bock. Der Downstream-Bereich sei bislang durch hohe Rohstoffkosten belastet, während es bei Basischemikalien gelungen sei, die Rohstoffkosten über höhere Verkaufspreise mehr als zu kompensieren. Im zweiten Quartal zogen die Preise im Segment Chemicals um 25 % an – insbesondere bei Produkten wie Isocyanate.Dem Ergebnisschub in der Sparte Chemicals von 458 Mill. auf 1,12 Mrd. Euro im Quartal ist es zu verdanken, dass der Konzern das bereinigte Ebit um 32 % auf 2,3 Mrd. Euro hievte. Alle anderen Segmente bis auf Öl und Gas zeigen Ergebniseinbußen. Das Energiegeschäft profitierte von höheren Preisen und Mengen. Zum Absatzwachstum beigetragen hat auch die Förderung in Libyen aus einem sogenannten Offshore-Lifting auf einer Plattform im Juni.Auch im Agrarchemiegeschäft musste BASF Federn lassen: Trotz Umsatzwachstums um 5 % ging das bereinigte Ebit im Quartal um 15 % zurück. Den Wettbewerber Bayer hat es wegen Problemen in Brasilien deutlich stärker getroffen mit einem Einbruch um 60 % im bereinigten Ebit der Sparte Cropscience, was den Vorstand zu einer Korrektur der Jahresprognose für den Konzern veranlasste. Für BASF läuft es in Brasilien in dem Geschäft ebenfalls nicht rund, aber nicht so dramatisch. “Wir haben auch gespürt, dass der Markt dieses Jahr schwieriger ist”, sagt Bock. Es gebe Liquiditätsengpässe bei Landwirten und relativ viel Warenbestand im Markt. Der Absatz habe in Brasilien im zweiten Quartal unter Vorjahresniveau gelegen. “Südamerika ist dieses Jahr kein wahres Vergnügen”, resümiert Bock. Auch für den globalen Gesamtmarkt in der Agrarchemie könne BASF noch keine Wende erkennen.Schwarze Wolken könnten sich für BASF im Energiegeschäft aus der Ausweitung der Russland-Sanktionen der USA zusammenbrauen. Bock findet scharfe Worte für Überlegungen, auch Strafen für ausländische Unternehmen vorzusehen, wenn sie an bestimmten Projekten mit russischen Firmen beteiligt sind. Im Fokus der USA stehen Pipelines zum Energieexport wie die Erdgasleitung Nord Stream, die durch die Ostsee führt und Europa mit weiterem Gas versorgen soll.Es wäre eine neue Qualität in der Zusammenarbeit zwischen USA und Europa, Sanktionen zu Lasten eines Dritten, nämlich Europa, zu beschließen und damit gleichzeitig die amerikanische Wirtschaft zu fördern, moniert Bock. “Das ist bemerkenswert vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass Russland uns seit Jahrzehnten zuverlässig in Europa beliefert”, ergänzte der Manager. Er hoffe sehr, dass doch noch europäische Interessen berücksichtigt würden. “Absoluter Humbug”Die Vorstellung, dass sich Europa über Flüssiggaslieferungen mit Schiefergas aus den USA versorgt, hält Bock für “absoluten Humbug”. “Das geht weder von der Menge noch von der Logistik.” Europa habe eine diversifizierte Versorgungsstruktur aus eigenen Quellen sowie Förderung in Norwegen und Russland. Wettbewerb sei immer willkommen. Wenn Firmen mit verflüssigtem Gas als Importeure in Europa aufträten, könne man Bezugsquellen weiter diversifizieren. Dies mit Sanktionen zu erzwingen, sei der falsche Weg.