Bayern zieht mit Rüstungs-Startups an Berlin vorbei
Bayern überholt bei Startups Berlin
Gesamtsumme der Investitionen in deutsche Jungunternehmen so hoch wie seit 2022 nicht mehr
cru Frankfurt
Bayern zieht beim Wagniskapitalvolumen rasant an Berlin vorbei. Erstmals haben die Startups im Freistaat bei Finanzierungsrunden deutlich mehr Kapital eingesammelt als die Jungunternehmen in der Bundeshauptstadt. Zugleich ist die Gesamtsumme der Investitionen in deutsche Startups in der ersten Hälfte dieses Jahres um ein Drittel auf 4,6 Mrd. Euro geklettert – so viel wie seit 2022 nicht mehr. Das Finanzierungsvolumen steigt damit im dritten Halbjahr in Folge und fließt vor allem in Software, KI, Rüstung und die Energiewende. Das geht aus einer Analyse der Unternehmensberatung EY hervor.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres haben die bayerischen Jungunternehmen knapp 2,1 Mrd. Euro Risikokapital eingenommen. Fast jeder zweite deutschlandweit für Wagniskapitalfinanzierungen aufgebrachte Euro ist damit in den Freistaat geflossen. In Berliner Jungunternehmen wurden im gleichen Zeitraum 1,5 Mrd. Euro investiert.
Helsing kassiert am meisten
Die größte Geldspritze erhielt das KI-Startup Helsing aus München (600 Mill. Euro), das sein Geld im Rüstungssektor verdient, gefolgt von dem Batteriespeicheranbieter Green Flexibility aus Kempten im Allgäu (400 Mill. Euro) und dem Software-Startup Amboss aus Berlin (240 Mill. Euro), einer Lern-App für Ärzte.

Im ersten Halbjahr 2025 gingen sechs der zehn deutschlandweit größten Finanzierungsrunden an Startups aus Bayern – nur drei an Jungunternehmen aus Berlin. Komplettiert wird das Top-10-Deal-Ranking von dem Unternehmen Neura Robotics aus Baden-Württemberg.
„Ökosystem verändert sich“
„Das Startup-Ökosystem in Deutschland hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich verändert, die Gewichte verschieben sich", fasst EY-Partner Thomas Prüver zusammen. In Berlin fänden zwar nach wie vor die meisten Deals statt. Und Berlin bleibe beispielsweise im Bereich E-Commerce deutschlandweit klar führend. Aber: "Infolge neuer Megatrends setzen Investoren andere Schwerpunkte als in den Vorjahren: der Krieg in der Ukraine bzw. die steigende Bedeutung des Rüstungssektors zum einen, der weltweite Vormarsch der Künstlichen Intelligenz zum anderen und schließlich die Energiewende und der Umbau der Energieversorgung in Deutschland.“
So waren die Finanzierungsrunden für die in Bayern ansässigen Startups Helsing und Quantum Systems die größte bzw. viertgrößte Investition im ersten Halbjahr in Deutschland – beide Unternehmen sind in der Rüstungsbranche tätig. Von den gut 4,6 Mrd. Euro, die deutschlandweit im ersten Halbjahr investiert wurden, flossen zudem knapp 2 Mrd. Euro an KI-Startups – auch ein Bereich, in dem Bayern besonders stark ist. Und zwei der zehn größten Deals in der ersten Jahreshälfte gingen an bayerische Anbieter von Batterielösungen wie Green Flexibility bzw. Energiegewinnungstechnologien wie die von Proxima Fusion.
Wagniskapital fließt nach Süden: Startups aus dem Freistaat sichern sich mit 2,1 Mrd. Euro frischem Kapital in der ersten Hälfte dieses Jahres erstmals deutlich mehr Investitionen als die Jungunternehmen in der Hauptstadt. Der Rüstungssektor ist dabei kein Tabu mehr für Venture-Capital-Investoren.