Agrarhandel

Baywa backt kleinere Brötchen

Der Agrarhandels- und Energiekonzern Baywa hat sich ehrgeizige mittelfristige Ergebnisziele gesetzt. Doch 2023 wird das SDax-Mitglied einen operativen Gewinndämpfer verdauen müssen nach dem "Ausnahmejahr" 2022.

Baywa backt kleinere Brötchen

Baywa backt kleinere Brötchen

Ergebnis des Mischkonzerns sackt 2023 zwar ab, Dämpfer aber durch Basiseffekt geprägt

Von Stefan Kroneck, München

Der Mischkonzern Baywa verzeichnet eine tendenziell wachsende Profitabilität. Im Vergleich zum Rekordjahr 2022 muss das Münchner Agrarhandels- und Energieunternehmen im laufenden Zwölf-Monats-Berichtsturnus allerdings kleinere Brötchen backen. Das liegt insbesondere an einem Basiseffekt. Die Turbulenzen an den Weltgetreidemärkten aufgrund des Ukraine-Kriegs, die zu einem Preisschub auf der Angebotsseite führten, sowie ertragreiche Verkäufe von Solaranlagen im Bereich erneuerbarer Energien sorgten im vergangenen Jahr dafür, dass die Baywa-Gruppe ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 504 Mill. Euro verbuchte. Das war ein Plus von 90% und ein Rekord in der 100-jährigen Firmengeschichte.

"Ausnahmejahr" 2022

Für 2023 rechnet die Geschäftsleitung mit einem Rückgang des Ebit in einer Bandbreite von 320 Mill. bis 370 Mill. Euro. Zur Vorlage der Zahlen des ersten Quartals bekräftigte der neue Vorstandsvorsitzende Marcus Pöllinger diese Prognose. Das Vorstandsmitglied übernahm den Posten Anfang April vom langjährigen CEO Klaus Josef Lutz, der nächste Woche nach der Hauptversammlung zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt werden soll.

„Mit Blick auf das außerordentlich gute Abschneiden im vergangenen Geschäftsjahr liegt die erwartete Ergebnisentwicklung weiterhin deutlich über den Durchschnittswerten der Vorjahre“, schreibt das Unternehmen im Zwischenbericht zum 31. März. In einigen Bereichen sei mit einer „Normalisierung der Entwicklungen“ zu rechnen. In den vergangenen fünf Jahren erwirtschaftete der Konzern im Schnitt ein Ebit von 269 Mill. Euro. „Das vorangegangene sehr erfolgreiche Geschäftsjahr – bedingt durch außerordentliche externe Effekte – sollte weniger als Vergleich herangezogen werden als die Quartalsentwicklungen der Vorjahre. Dabei wird deutlich, wie stark der Auftakt im laufenden Geschäftsjahr gewesen ist.“ Diese Ausgangslage sei eine „gute Basis“, die Ergebnisziele für 2023 zu erreichen. Pöllinger bezeichnete 2022 als „Ausnahmejahr“. Zur Erinnerung: Aufgrund des saisonalen Geschäfts war es früher bei der Baywa üblich, im Winterquartal operativ rote Zahlen zu schreiben. Im ersten Dreimonatsabschnitt des laufenden Jahres erzielte die Baywa-Gruppe ein Ebit von 92 (i.V. 145) Mill. Euro. Die Diversifizierungsstrategie und internationale Expansion zahlt sich für den Konzern auf lange Sicht aus. Im Vergleich zu damals hat sich das Ergebnisniveau stabilisiert. Das Ebit des Segments Regenerative Energien schwächte sich im ersten Quartal auf 53 (64) Mill. Euro ab. Im Segment Agrar ging das Ebit auf 31 (59) Mill. Euro zurück. Das Unternehmen führt Letzteres unter anderem auf eine Kaufzurückhaltung der Landwirte bei Betriebsmitteln zurück.

Allzeithoch liegt zurück

Der Dämpfer auf hohem Niveau spiegelt sich im Aktienkurs wider. Seit Jahresbeginn büßte der Titel der Baywa 14% an Wert ein. Am Mittwoch notierte das Papier des SDax-Mitglieds zeitweise bei 37,75 Euro (−2,2%). Zum Vergleich: Im zurückliegenden November erreichte die Aktie ihr bisheriges Allzeithoch von 49,20 Euro. Nach dem „Ausnahmejahr“ 2022 hat die Euphorie der Anleger in Bezug auf das zur Genossenschaftsgruppe zählende Unternehmen nachgelassen. Für Pöllinger selbst dürfte das aber ein Ansporn sein. Denn vor Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 dümpelte der Anteilschein jahrelang bei rund 30 Euro. Bis Ende 2025 will der CEO das Ebit auf eine Spanne von 470 Mill. bis 520 Mill. Euro heben. Das heißt, maximal noch mehr als 2022. Pöllinger wird sich daran messen lassen müssen, ob er dies erreicht.

sck München