Unternehmenssanierung

Baywa-Vorstand stellt baldiges Wachstum in Aussicht

In den ersten neun Monaten dieses Jahres ist der Umsatz der Baywa um mehr als ein Fünftel gesunken. Trotzdem stellt der Vorstand für die nahe Zukunft ein Wachstum des Kerngeschäfts in Aussicht.

Baywa-Vorstand stellt baldiges Wachstum in Aussicht

Baywa erwartet Rückkehr zu Wachstum

Vorstandschef Frank Hiller erkennt erste Anzeichen für eine Wende – Zwischenbericht verschoben

In den ersten neun Monaten 2025 ist der Umsatz der Baywa um ein Fünftel gesunken. Trotzdem stellt der Vorstand für die nahe Zukunft ein Wachstum des Kerngeschäfts in Aussicht. Den Bericht über die Ertragslage bleibt das Management vorerst schuldig, berichtet aber von Fortschritten der Sanierung.

jh München

Der Vorstand der Baywa zeigt sich trotz Rückschlägen zuversichtlich, die Konzernsanierung bis 2028 planmäßig abzuschließen. „Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir in die Phase kommen, dass wir wieder Wachstum zeigen“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Agrar- und Baustoffhandelskonzerns Frank Hiller in einer Pressekonferenz in der Münchner Zentrale. Und die Profitabilität werde höher sein als in der Vergangenheit.

Im Oktober habe der Konzern im Kerngeschäft eine um Sondereffekte bereinigte operative Rendite von 4,0% erzielt. „Das müssen wir jetzt stabilisieren“, betonte Hiller. Dieser Wert – bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) – ist das Ziel für den Konzern bis zu dem für Ende 2028 angepeilten Abschluss der Sanierung. In den ersten neun Monaten dieses Jahres liege das bereinigte Ebitda einen hohen zweistelligen Millionenbetrag über dem Wert des Sanierungsplans.

Weniger Rückgang im Oktober

Einen für den Donnerstag angekündigten Zwischenbericht über die ersten neun Monate veröffentlichte die Baywa nicht. Begründet wird dies damit, dass noch an einer Neubewertung des USA-Geschäfts der Baywa r.e. gearbeitet werde. In dem mit dem Schweizer Partner EIP geführten Unternehmen ist das Geschäft mit erneuerbaren Energien gebündelt. Ein Verkauf des Anteils soll zur Konzentration auf das Kerngeschäft und zum Abbau der hohen Verschuldung beitragen. Im September hatte die Baywa davor gewarnt, dass die Ertragserwartung für die Baywa r.e wegen erschwerten Rahmenbedingungen in den USA verringert werden könnte.

Der Umsatz des Baywa-Konzerns ist in den ersten neun Monaten um 22% auf 9,6 Mrd. Euro gesunken. Im Kerngeschäft allein habe sich der Erlös um 15% verringert, berichtete Hiller. Die Märkte seien wegen der Konjunkturschwäche um etwa 10% geschrumpft. Mit einem Rückgang um 7% im Oktober habe sich die Schere im Kerngeschäft der Baywa weiter geschlossen.

Zweiter Anlauf für Cefetra

Bis 2028 strebt die Baywa eine Reduzierung der Schulden um 4 Mrd. Euro an. Ausgangspunkt waren 7,6 Mrd. Euro im Sommer 2024, als die Misere des Konzerns offenbar wurde. Bisher sei eine Entschuldung um etwa 700 Mill. Euro gelungen, berichtete der für die Sanierung verantwortliche Vorstand Michael Baur. Zum Abbau soll der Verkauf des niederländischen Getreidehändlers Cefetra 600 Mill. Euro beitragen. Trotz eines unterschriebenen Vertrags mit einem Käufer scheiterte eine Veräußerung aber im Oktober.

„Der Käufer Peter Goedevolk war nicht in der Lage, den vereinbarten Kaufpreis zu finanzieren“, sagte Baur. Ein Kaufvertrag mit einem Investorenkonsortium soll noch in diesem Jahr unterzeichnet werden. Den Abschluss dieser Transaktion erhofft er sich nach einer Investitionskontrolle in Italien für das erste Quartal 2026.

„Keinen guten Job gemacht“

Die Baywa beschäftigt sich nicht nur mit der Sanierung bis Ende 2028, sondern ist auch dabei, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Eine in Auftrag gegebene Untersuchung mit einer zivil- und strafrechtlichen Bewertung ist noch nicht abgeschlossen. Hiller kündigte an, der Aufsichtsrat werde auf der für Mitte Juli geplanten Hauptversammlung Ergebnisse bekanntgeben. Mit einer Vielzahl von Akquisitionen ohne Synergien hatte sich die Baywa nach seiner Darstellung finanziell übernommen. „Das Management hat keinen gut Job gemacht“, sagte Hiller, der im März 2025 ins Unternehmen kam. „Es ging dem Management um sich selbst, nicht um die Firma.“

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt seit einiger Zeit gegen drei ehemalige Vorstände sowie ein aktuelles Mitglied. Es besteht der Verdacht der unrichtigen Darstellung der Liquiditätslage des Unternehmens im Geschäftsbericht 2023. Das aktuelle Mitglied ist Marlen Wienert, die für zwei Geschäftsfelder, das Marketing und die Baywa-Stiftung, zuständig ist. Es gelte die Unschuldsvermutung, antwortete Hiller auf die Frage nach Wienert.