Baywa warnt vor Lieferengpässen
sck München – Deutschlands größter Agrar- und Baustoffhandelskonzern Baywa hat zwar derzeit keine Probleme mit der Versorgung seiner Abnehmer, warnt aber vor Beeinträchtigungen in der Lieferkette, sollten die Ausgangsbeschränkungen für die Bevölkerung wegen der Coronavirus-Pandemie länger dauern. “Im Laufe der Zeit, wenn die Situation so bleibt, kann es durchaus zu Unterbrechungen kommen”, sagte Vorstandschef Klaus Josef Lutz in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zur Bilanzvorlage. Momentan laufe es noch, es gebe keine Engpässe. Die Warenströme seien noch intakt, der Geschäftsbetrieb sei nicht gefährdet, so der CEO. “Die Landwirte können sich auf uns verlassen.” Erntehelfer fehlenAn die Politik gerichtet mahnte er aber, dass man eine “Exit-Strategie” benötige, um darauf vorbereitet zu sein, die Beschränkungen wieder aufzuheben. Lutz verwies in diesem Zusammenhang auf die vor allem aus Osteuropa stammenden Erntehelfer, die voraussichtlich in diesem Jahr fehlen. Auf Deutschland bezogen würde die drohende Personalknappheit rund 300 000 Saisonarbeitskräfte ausmachen, bei der Baywa “mehrere” Tausend. “Hätten wir keine Helfer, bliebe die Ernte hängen und verdirbt.” Das wäre “alles andere als lustig”. Die Baywa hätte dann ein Problem mit der Lieferkette.Lutz setzt auf freiwillige Arbeitskräfte, die mit einer höheren Bezahlung möglicherweise zu motivieren seien. Von einer Zwangsrekrutierung von Arbeitslosen oder Studenten hält er nichts. Dies sei rechtlich nicht möglich.Sollte sich die Lage “in einigen Wochen” aber wieder “normalisieren, werde 2020 für die Baywa noch “vernünftig” ausgehen. “Ich bin ganz, ganz vorsichtig positiv, dass wir unser Schiff so steuern werden, ohne große Blessuren durchzukommen.” Eine Prognose wagte der Konzernchef aber wegen der Unsicherheit nicht. “Ein seriöser Ausblick für 2020 ist völlig unmöglich.” Die Baywa fahre “auf Sicht”.Nach einem Kurssturz infolge der Coronakrise konnte Lutz die Anleger mit seinen Aussagen womöglich etwas beruhigen. Die Baywa-Aktie gewann am Donnerstag bis zu 1,5 % an Wert und beendete den Xetra-Handel bei 26,60 Euro (+ 0,6 %).Als Alternative für den Ausfall von Erntehelfern nannte Lutz den verstärkten Einsatz von Robotern auf den Feldern. Sollte zum Beispiel nach einer Testphase ein Roboter für die Apfelernte die Serienreife erreichen, könnte das Modell künftig in Neuseeland eingesetzt werden. Auf dem Inselstaat ist die Baywa mit ihrer Obsthandelstochter T&G präsent. Ein Roboter dieser Art könnte 25 Erntehelfer ersetzen.Derweil räumte Lutz ein, dass die Corona-Seuche die Suche nach einem Investor für die Tochtergesellschaft Baywa R.E. Renewable Energy verzögere. Es gebe Gespräche und Verhandlungen mit Interessenten, ein Abschluss sei aber derzeit nicht umsetzbar, wenn man sich momentan nur am Telefon oder per Videokonferenz austauschen könne. “Wir können definitiv nicht sagen, wann ein Private Placement abgeschlossen ist.” Lutz sucht seit April vergangenen Jahres einen finanzstarken Investor für die Tochter, um die Expansion in diesem lukrativen Geschäft voranzutreiben. Die Konzernführung präferiert dafür einen Einstieg via Kapitalerhöhung, die rund 500 Mill. Euro bringen soll (vgl. BZ vom 13.4.2019). Die Baywa wollte ursprünglich bis Ende 2019 eine Lösung finden. Geldbuße kompensiertDas Geschäft mit Windkraft- und Solaranlagen trug wesentlich dazu bei, dass der Konzern 2019 sein Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 9 % auf 188 Mill. Euro steigern konnte (vgl. BZ vom 5. März). Nach Steuern verdiente die Baywa 61 (i.V. 55) Mill. Euro. Finanzvorstand Andreas Helber sprach von einer wieder “normalisierten” Steuerquote. Diese fiel im vergangenen Jahr auf 22,8 (40,7) % zurück. Die Belastung aus der Geldbuße des Kartellamts von 69 Mill. Euro habe der Konzern mit Erlösen aus Beteiligungsverkäufen ausgleichen können, so der CFO. Die Bonner Behörde verhängte zum Jahreswechsel diese Strafe aufgrund nachgewiesener illegaler Preisabsprachen bei Pflanzenschutzmitteln.