Wirtschaftsprüfer

BDO zielt auf weitere Kunden im Dax

Mit der Bestellung zum Abschlussprüfer des Softwarekonzerns SAP erhofft sich die Prüfungsgesellschaft BDO weitere Mandatsgewinne bei großen Konzernen.

BDO zielt auf weitere Kunden im Dax

swa Frankfurt

BDO sieht sich auf der Erfolgsspur. Der Zuschlag für die Abschlussprüfung des Softwarekonzerns SAP hat der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft nach Einschätzung von Vorstandschef Holger Otte weiteren Rückenwind gegeben. Er sieht das seit vielen Jahren erstmals wiedergewonnene Dax-Mandat auch als Bestätigung für die vor drei Jahren eingeleitete Neuausrichtung der BDO und hält nach weiteren Aufträgen großer Konzerne Ausschau. Es sei ein Beleg dafür, „dass wir die nationale und internationale Leistungsfähigkeit und Expertise besitzen, auch Dax-Konzerne bestens zu unterstützen“, betont Otte.

BDO habe mit Blick auf SAP bereits Expertise aufgebaut und werde weiter ergänzende Fachkräfte an Bord holen, sagt Vorstandsmitglied Andrea Bruckner. Es sei nicht beabsichtigt, vom bisherigen Prüfer KPMG Teams abzuwerben, zumal es dafür sowieso regulatorische Hürden gibt. Ein großer Teil der Prüfung von SAP umfasst den US-Markt, zumal der Dax-Konzern auch dort an der Börse gelistet ist. Insofern ist BDO auf ihr internationales Netzwerk angewiesen. Doch die beiden führenden Partner des Prüferteams werden aus Deutschland kommen, sagt Bruckner. BDO habe bei SAP mit einem „innovativen Prüfungskonzept“ überzeugt und bewiesen, dass man das Geschäftsmodell des Softwarekonzerns verstanden habe. Auch die technologischen Möglichkeiten der Prüfung seien von hoher Relevanz und BDO habe mit einer global einheitlichen Prüfungsplattform und -software punkten können. Im Beauty Contest der SAP stand BDO indes nicht im Wettbewerb mit den großen Marktführern, weil die Platzhirsche Beratungsaufträge zu SAP-Produkten bevorzugen.

Mit Bodenhaftung

Sein Haus nehme regelmäßig an Dax-Ausschreibungen teil, sagt Otte. Aktuell sei jedoch kein weiteres Mandat in der Pipeline. Mit hanseatischem Understatement geht er davon aus, dass die gestiegene Wahrnehmung durch das SAP-Mandat die Chancen von BDO „nicht verschlechtern“ wird. Er ziele aber nicht nur auf Dax-Mandate, im Fokus stehe weiterhin der „gehobene Mittelstand“. Neue Kunden aus dem Kreis sind der Lebensmittelkonzern Theo Müller sowie der Heiztechnikkonzern Vaillant. BDO-Vorstand Parwäz Rafiqpoor unterstreicht, die Prüfungsgesellschaft werde sich mit großen Mandaten „nicht verheben“. Man werde sich nur bewerben, wenn man es fachlich bewältigen könne.

Geangelt hat BDO weiterhin im Bankenmarkt. Neuer Prüfungskunde ist die kontinentaleuropäische Einheit der Citi­group, vor einem Jahr hatte sich bereits J.P. Morgan für ihre europäische Tochtergesellschaft für BDO entschieden. Die US-Banken müssen in der EU die Brüsseler Vorgaben zur Rotation des Abschlussprüfers im Turnus von zehn Jahren beachten und entscheiden sich in der Regel für einen Prüfer außerhalb der vier Marktführer PwC, KPMG, EY und Deloitte.

Die Coronakrise hat BDO im vergangenen Geschäftsjahr nicht gebremst. Die deutsche Gruppe hat den Umsatz 2019/20 (zum 30. September) um 8,6% auf 285 Mill. Euro gesteigert. Das ist eine ähnliche Dynamik wie im vorangegangenen Turnus. Zum Wachstum hätten alle Geschäftsfelder beigetragen, wobei die Steuer- und Rechtsberatung ein zweistelliges Plus von 12,6% auf 117 Mill. Euro zeigt. Die Wirtschaftsprüfung bleibt größtes Segment mit einem Erlösanstieg um 7% auf 123 Mill. Euro. Ein starkes Transaktionsgeschäft zahlte sich im Beratungssegment aus, wo der Umsatz um 3,5% auf 45 Mill. Euro zulegte. BDO hat zum Beispiel die Übernahme des Rhön-Klinikums durch Asklepios begleitet. Das globale BDO-Netzwerk weist mit 91000 Beschäftigten ein Wachstum um 7,8% auf 10,3 Mrd. Dollar aus.