MICROSOFT

Begründete Skepsis

Microsofts Großakquisitionen aus dem vergangenen Jahrzehnt hatten vor allem zwei Eigenschaften: hohe Preise und hoher Abschreibungsbedarf. Für die Onlinewerbegesellschaft Aquantive zahlte das US-Softwarehaus 2007 gut 6,3 Mrd. Dollar - eine...

Begründete Skepsis

Microsofts Großakquisitionen aus dem vergangenen Jahrzehnt hatten vor allem zwei Eigenschaften: hohe Preise und hoher Abschreibungsbedarf. Für die Onlinewerbegesellschaft Aquantive zahlte das US-Softwarehaus 2007 gut 6,3 Mrd. Dollar – eine 85-prozentige Prämie auf den letzten Schlusskurs. Nur vier Jahre später mussten mehr als 6 Mrd. Dollar abgeschrieben werden. Für die im freien Fall befindliche Mobiltelefonsparte von Nokia zahlte Microsoft 2014 noch 9,5 Mrd. Dollar. Im Sommer 2015 folgte eine Abschreibung über 7,6 Mrd. Dollar. Auch beim 2011 übernommenen Kommunikationsdienst Skype bezweifeln Marktbeobachter, dass das 8,5 Mrd. Dollar schwere Investment reüssiert.Nun erhöht der Konzern aus Redmond (Washington) das Risiko und gibt 26,2 Mrd. Dollar für das soziale Netzwerk Linkedin aus. Das entspricht dem 91-fachen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) des vergangenen Jahres. Auf dieser Basis ist es laut Bloomberg die teuerste Übernahme im Volumen von mindestens 5 Mrd. Dollar im laufenden Jahr. Auch 2015 habe es nur zwei teurere Deals gegeben. Wie kostspielig Linkedin ist, lässt sich mit einem Vergleich zur Whatsapp-Transaktion von Facebook verdeutlichen. Die damals von den meisten Marktbeobachtern als völlig überteuert eingestufte Übernahme bewertete jeden Whatsapp-Nutzer mit 42 Dollar. Jeder Linkedin-Anwender kostet Microsoft nun sogar gut 60 Dollar.Strategisch passt Linkedin zu Microsoft. CEO Satya Nadella hat die erfolglosen Versuche seines Vorgängers Steve Ballmer, um Privatkunden zu buhlen, aufgegeben und konzentriert sich auf professionelle Anwender – etwa mittels Cloud-Produkten wie der Plattform Azure. Laut Nadella ist die Hochzeit des größten professionellen Cloud-Dienstleisters mit dem größten professionellen sozialen Netzwerk eine gewinnbringende Verbindung. Mittelfristig hofft er, dass das Linkedin-Profil der Anwender im Zentrum von deren Arbeitsleben stehen und dabei mit den Microsoft-Produkten wie Skype verbunden sein wird.Doch der Deal wirft neben dem Preis viele Fragen auf. Sind Firmen wirklich interessiert, ein soziales Netzwerk in den Arbeitsalltag ihrer Mitarbeiter zu integrieren? Kann das Engagement der Linkedin-Anwender ausgebaut werden? Nur ein Viertel der 433 Millionen registrierten Nutzer ist monatlich aktiv. Kann Linkedin die nachlassende Wachstumsdynamik anfachen? Die Microsoft-Aktie notierte am Montag teils 4 % schwächer. Gründe für Skepsis gibt es genug.