Behörde prüft weitere Abgassoftware von Daimler
igo Stuttgart – Daimler hat eine weitere Anhörung des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) wegen eines Abgasnachbehandlungssystems bei Diesel-Pkw bestätigt. Es geht dabei um rund 60 000 SUVs GLK 220 CDI, die zwischen Juni 2012 und Juni 2016 gebaut und nach der Abgasnorm Euro 5 zertifiziert wurden.Einem Bericht der “Bild am Sonntag” zufolge hatte die Behörde im Herbst 2018 eine Software-Funktion in den Fahrzeugen entdeckt, die als unzulässig eingestuft worden sei. Demnach hielten die Autos den gesetzlichen Grenzwert für Stickoxide im Neuen Europäischen Prüfzyklus (NEFZ) nur ein, wenn die sogenannte “Kühlmittel-Sollwert-Temperaturregelung” aktiv sei. Im Straßenbetrieb werde die Funktion deaktiviert, wodurch der Grenzwert von 180 Milligramm pro Kilometer deutlich überschritten werde. Nach mündlichen Befragungen läuft seit Anfang April ein behördliches Verfahren, das nun eine schriftliche Anhörung des Konzerns vorsieht.Daimler teilte mit, man kooperiere “vollumfänglich mit dem Kraftfahrt-Bundesamt” und prüfe “den beschriebenen Sachverhalt”. Eine Stellungnahme soll noch im April an die Behörde gehen. Bleibt das KBA anschließend bei seiner derzeitigen Einschätzung, droht Daimler der nächste amtliche Rückruf.In dem Bericht ist zudem die Rede davon, dass das KBA Daimler vorwerfe, das entsprechende Programm im Zuge der laufenden Software-Updates für gut drei Millionen Fahrzeuge unbemerkt entfernt zu haben. Diese Behauptung sei unzutreffend, so der Konzern in einer Stellungnahme. Bei der Abwicklung der Updates halte man sich “an den mit dem BMVI und dem KBA vereinbarten Genehmigungsprozess”.Der Druck auf den Konzern in Sachen Abgasskandal steigt damit weiter. Im Februar hatte die Staatsanwaltschaft Stuttgart ein Bußgeldverfahren gegen Daimler eingeleitet. Sie hat den Verdacht, dass Führungskräfte ihre Aufsichtspflichten verletzt und damit eine Ordnungswidrigkeit begangen haben könnten. Nach Volkswagen und ihrer Tochter Audi – die Manipulationen zugegeben haben – wäre Daimler der zweite Autokonzern, gegen den ein Bußgeld verhängt würde. Seit dem Frühjahr 2017 laufen auch Ermittlungen gegen einzelne Konzernmitarbeiter wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung. Diese hatten bisher aber “keine Personen der Vorstandsebene erreicht” (vgl. BZ vom 21. Februar). Rückruf und WiderspruchDaimler hatte im Juli 2017 – kurz vor dem ersten Diesel-Gipfel der Bundesregierung – als freiwillig bezeichnete Software-Updates zur Emissionsreduktion für mehr als drei Millionen Mercedes-Pkw mit den Abgasnormen Euro 5 und 6 in Europa angekündigt. Auch der GLK war Teil davon. Bisher wurden Daimler zufolge im diesem Zuge europaweit bei 200 000 Fahrzeugen Updates aufgespielt. 25 000 davon in Deutschland.Im Mai und Juni 2018 ordnete das KBA auf Geheiß des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) dann einen amtlichen Rückruf an. Zunächst waren rund 5 000 Vito-Transporter betroffen, dann wurde der Rückruf auf europaweit 774 000 Diesel-Pkw ausgeweitet. Davon 238 000 Fahrzeuge in Deutschland. Alle betroffenen Fahrzeuge sind nach der Abgasnorm Euro 6 zugelassen. Hier sind Daimler zufolge europaweit 430 000 und davon 175 000 Fahrzeuge in Deutschland abgearbeitet.Das KBA sieht in diesen Modellen eine unzulässige Abschalteinrichtung in der Abgasnachbehandlung verbaut. Daimler ist anderer Meinung. Der Konzern setzt den Rückruf zwar um, hat gleichzeitig aber Widerspruch gegen die Einschätzung bei der Behörde eingelegt.