Bei der Lufthansa muss etwas geschehen

Von Peter Olsen, Frankfurt Börsen-Zeitung, 30.7.2019 Ende 2017 war die Welt für die Deutsche Lufthansa und ihre Aktionäre noch in Ordnung. Einen Aktienkurs von über 30 Euro und eine Marktkapitalisierung in zweistelliger Milliardenhöhe - Herz, was...

Bei der Lufthansa muss etwas geschehen

Von Peter Olsen, FrankfurtEnde 2017 war die Welt für die Deutsche Lufthansa und ihre Aktionäre noch in Ordnung. Einen Aktienkurs von über 30 Euro und eine Marktkapitalisierung in zweistelliger Milliardenhöhe – Herz, was willst Du mehr? Der anschließende Sinkflug auf aktuell noch 15,11 Euro je Aktie oder knapp 7,2 Mrd. Euro Marktkapitalisierung hat alle wieder mit den Realitäten im schwierigen internationalen Fluggeschäft konfrontiert. Schon immer hat sich die Branche damit schwergetan, bei Überkapazitäten die Kapitalkosten zu verdienen. Mit Bündnissen wie Star Alliance und Übernahmen versuchte sich Lufthansa sich des verschärfenden (Preis-)Wettbewerbs zu erwehren. Die Dynamik des Low-Cost-Segments mit ihren Auswirkungen auf das regionale und internationale Geschäft der Netzwerk-Carrier wurde lange unterschätzt, auch von der Lufthansa. Seit Jahr und Tag müht man sich mit verschiedensten Maßnahmen bis hin zum Aufbau des eigenen Billigsegments Eurowings darum, die Stückkosten deutlich zu senken. Aber der Lufthansa-Konzern krankt nach wie vor an seiner hohen Komplexität mit vier Drehkreuzen in Frankfurt, München, Zürich (Swiss) und Wien (AUA). Die zunehmende Bedeutung der Punkt-zu-Punkt-Verkehre erschwert das Netzmanagement. Herbe AbstricheDie Lufthansa musste zuletzt, für viele überraschend, bei ihren Gewinnzielen herbe Abstriche machen. Eurowings wird auf Kurzstrecken fokussiert und wird nun erst 2021 in die Gewinnzone fliegen. Auf dem Kapitalmarkttag am 24. Juni gab das von Carsten Spohr geführte Vorstandsteam zudem noch bekannt, dass die Aktionäre künftig statt 10 bis 15 % des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 20 bis 40 % des Konzerngewinns als Dividende bedient werden sollen.Wie der Kursverlauf zeigte, stellten diese Ankündigungen nicht zufrieden. Es muss etwas geschehen bei der Lufthansa, und laut “Handelsblatt” soll intern über eine Ablösung der bisherigen Matrix- durch eine Holdingstruktur diskutiert werden. Verwiesen wird als Vorbild dabei auf die britische IAG mit British Airways, Iberia, Vueling, Aer Lingus und Level, die auf 9,7 Mrd. Euro Marktwert kommt. Offenbar verspricht sich die deutsche Gruppe, dass ihre einzelnen Marken (Lufthansa, Swiss, AUA, Eurowings, Brussels) freier und effizienter agieren könnten. “Wir wollen nicht nur für Kunden und Mitarbeiter die Nummer 1 sein, sondern auch für unsere Aktionäre die erste Wahl”, versprach Spohr am Kapitalmarkttag.Raue Zeiten für Spohr: Der Vorstandschef ist sich des Aktionärsdrucks bewusst, beklagt er doch selbst, dass die Marktkapitalisierung den Unternehmenswert bei weitem nicht widerspiegelt. Allein Ersatzteile und Flugzeuge stehen mit 19 Mrd. Euro in den Büchern. Wäre die Fluggesellschaft ein “normales” Unternehmen, wäre sie für Finanzinvestoren ein begehrenswertes Ziel. Da steht allerdings das Luftverkehrsnachweissicherungsgesetz davor, das eine deutsche Aktionärsmehrheit vorschreibt.——Harter Wettbewerb, Überkapazitäten und Aktionärsdruck zwingen zur Kurskorrektur.——