Bei Italiens Fußballclubs geht es rund

Bei der halben Serie A wird über Besitzerwechsel spekuliert - International ist nur noch ein Verein dabei

Bei Italiens Fußballclubs geht es rund

Italiens Fußballclubs haben zuletzt meist nicht nur sportlich enttäuscht. Auch wirtschaftlich läuft es schlecht für sie. Nachdem der AS Rom gerade von dem texanischen Unternehmer Dan Friedkin übernommen worden ist, stehen auch bei anderen Serie-A-Clubs wieder mal Besitzerwechsel an. bl Mailand – Italiens erster Fußballliga Serie A geht es miserabel. Nach dem unglücklichen Ausscheiden von Atalanta Bergamo im Viertelfinale der Champions League ist mit Inter Mailand nur noch ein italienischer Verein in den internationalen Wettbewerben dabei, nämlich im Halbfinale der Europa League.Auch wirtschaftlich läuft es schlecht für die Serie A, die besonders stark betroffen war vom monatelangen Lockdown. Zwar konnte die Meisterschaft noch fertiggespielt werden. Doch vielen Vereinen geht es wegen der fehlenden Zuschauereinnahmen und dem schlechten Abschneiden der Spitzenmannschaften in den internationalen Wettbewerben schlecht. Das gilt auch für Juventus, die an der Börse notiert ist. Angesichts der sportlichen Ergebnisse und der Krise wird der mit 211 Mill. Euro verschuldete Club nach einem Verlust von 39,9 Mill. Euro in der Spielzeit 2018/2019 auch 2019/2020 tiefrote Zahlen schreiben. Der Rekordtransfer von Superstar Cristiano Ronaldo 2018 hat sich weder sportlich noch wirtschaftlich gerechnet. Immerhin hat der Club mit Großaktionär Exor (63,8 %), hinter dem die Familie Agnelli/Elkann steckt, keine existenziellen Sorgen.Das sieht bei anderen Vereinen ganz anders aus. Praktisch alle schreiben tiefrote Zahlen und sind hoch verschuldet. Beim AC Mailand und dem AS Rom gab es mehrere Besitzerwechsel in den vergangenen Jahren, wobei sich vor allem chinesische und amerikanische Investoren einkauften. Richtig glücklich wurde wohl keiner von ihnen. Für Schlagzeilen sorgte zuletzt, dass der texanische Unternehmer Dan Friedkin für 591 Mill. Euro den börsennotierten, aber mehrheitlich von dem ebenfalls amerikanischen Geschäftsmann James Pallotta kontrollierten AS Rom übernahm. Der neue Großaktionär plant eine Kapitalerhöhung von 90 Mill. Euro bei dem Club und will ihn dann von der Börse nehmen.Weitere Übernahmen zeichnen sich ab. Der Spielwarenunternehmer Enrico Preziosi will sich nach 35 Jahren beim ältesten Club des Landes, CFC Genua, zurückziehen, der sich gerade noch vor dem Abstieg gerettet hat. “Fußball raubt mir Zeit und beschert mir viel Leid”, sagte der 72-Jährige. Auch beim Lokalrivalen Sampdoria, Anfang der 90er Jahre immerhin Landesmeister, Gewinner des Europapokals der Pokalsieger und Finalist im Landesmeisterpokal, wird über den Einstieg von Investoren, möglicherweise um den Ex-Fußballstar Gianluca Vialli, gemutmaßt. Am AC Parma soll ein Investor aus Katar interessiert sein. Angeblich sind die bisherigen Anteilseigner, unter anderem der Pastahersteller Barilla, verkaufswillig.Und beim langjährigen Berlusconi-Club AC Mailand, einer Traditionsmannschaft mit vielen Champions-League-Siegen, die aber seit 2011 nichts mehr geholt hat, will offenbar Elliott verkaufen. Der US-Investor war 2018 eher durch Zufall an den Verein gekommen und galt nie als langfristiger Investor. Es soll diverse potenzielle Bieter geben.Trotz schlechter wirtschaftlicher Ergebnisse gibt es genug Interessenten für die Clubs. Dabei ist bei manchen, etwa bei Lazio Rom, die Lage so schlecht, dass es bis dato nicht mal einen Trikotsponsor gibt. Die Börsenperformance des Hauptstadtvereins ist auch grottenschlecht: Dennoch ist bisher nichts von einem Ausstieg des Mehrheitsaktionärs, der Mediengruppe Lazio Events Srl, zu hören.Selbst wenn wieder Zuschauer zugelassen würden, würde das keine durchgreifende Entlastung bringen. Die Stadien sind meist veraltet und es kommt immer wieder zu Gewaltausbrüchen, was vor allem Familien vom Stadionbesuch abhält. Es gibt diverse Projekte für den Neubau von Stadien, etwa in Mailand oder Rom: Doch ob es dabei angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage bleibt, wird sich zeigen. Ein zeitgemäßes Stadion hat nur Turin.Hoffnungen ruhen auf der Ausschreibung von TV-Rechten für Spiele: Ein kleinerer Anteil einer neu zu gründenden Rechte-Vermarktungsgesellschaft soll an Investoren gehen, was mit Hoffnungen auf höhere Einnahmen für die Clubs verbunden ist. Und mit CVC, Bain Capital, Apollo und anderen soll es auch Interessenten geben. Doch die Bosse der Serie A sind darüber zerstritten.