Beiersdorf rechtfertigt organisches Wachstum
ste Hamburg – Beiersdorf hält auch nach dem Wechsel an der Vorstandsspitze Anfang des Jahres und der Vorstellung des Strategieprogramms “Care+” Ende Februar an seiner Ausrichtung fest. “Wir arbeiten nicht für den schnellen Gewinn, sondern für den langfristigen Erfolg”, sagte Stefan De Loecker in seiner ersten Hauptversammlung als Vorstandsvorsitzender des Konsumgüterkonzerns. “Das hat uns über all die Jahre erfolgreich gemacht – und das ist die gemeinsame tiefe Überzeugung des Mehrheitsaktionärs, des Aufsichtsrats und des Vorstands.”Beiersdorf habe “Potenzial wie kaum ein anderes Unternehmen”, betonte der Belgier. Die Bilanzposition sei stark. Sie erlaube dem Konzern, aus eigener Kraft zu handeln. Für den Plan, von diesem Jahr an jährlich 70 bis 80 Mill. Euro zusätzlich in Internationalisierung, Innovationen, Digitalisierung sowie Mitarbeiterqualifizierung zu investieren, um das überdurchschnittliche Wachstumstempo der vergangenen Jahre beizubehalten und zugleich die Wachstumsqualität zu verbessern, würden dem Unternehmen keine Mittel entnommen.Auf neuerliche Kritik von Anlegerschützern und Kleinaktionären, trotz einer 2018 um 213 Mill. auf 4,4 Mrd. Euro weiter erhöhten Nettoliquidität die Dividende auf dem seit 2009 unveränderten Niveau von 70 Cent je Aktie zu belassen, entgegnete Aufsichtsratschef Reinhard Pöllath, Geld aus dem Geschäft müsse im Geschäft bleiben. Gewinne sollen bei Beiersdorf, die mit der Familie Herz einen mit rund 51 % beteiligten Mehrheitsaktionär hat, auch in Zukunft weiterhin vor allem in das Unternehmen investiert werden.Steffen Kraus von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hatte zuvor Beiersdorf als “grundsolides Unternehmen” bezeichnet, aber auch eines “mit einem riesen Cash-Berg”, keinen Akquisitionen, rein organischem Wachstum und einer dürftigen Dividende. “Ich sehe seit Jahren keinen nachhaltigen Ansatz, wie dieses Geld sinnvoll investiert wird”, sagte Kraus mit Blick auf die Liquidität und erhielt Beifall der Kleinaktionäre. Hansgeorg Martius von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) verwies auf frühere Anregungen zur Ausgabe von Gratisaktien, der Aktionär Bernd Günther auf Inflationseffekte. Die Dividende sei immer weniger Wert, der Aufsichtsrat habe “eine gewisse Ausgleichspflicht”.Aufsichtsratschef Pöllath sagte, dass Beiersdorf in den vergangenen Jahren im Consumer-Segment, das für vier Fünftel des Konzernumsatzes sorgt, keine Zukäufe abschloss, habe nicht daran gelegen, dass der Aufsichtsrat Vorschläge abgelehnt habe. Übernahmen im Hautpflege-Kerngeschäft, zu dem bei Beiersdorf Marken wie Nivea, Eucerin und La Prairie gehören, müssten passen. Die Hautpflege-Branche sei aber teuer und profitabel. Es gebe niemanden, der ein gut gehendes Skin-Care-Unternehmen verkaufen müsse, so Pöllath. Keine Furcht vor HedgefondsDer 71-Jährige, der dem Aufsichtsrat des einzigen Hamburger Dax-Konzerns seit 2002 angehört und seit 2008 an der Spitze des Kontrollgremiums steht, unterstrich weiter, das Unternehmen mache sich viele Gedanken über den Einsatz der Liquidität, aber nicht darüber, dass die hohe Liquidität aktivistische Aktionäre wie Hedgefonds anlocken könnte. Er verwies auf die Aktionärsstruktur. Es sei “total uninteressant”, bei Beiersdorf als aktivistischer Aktionär zu investieren. Aktivistische Aktionäre könnten nur so viel verdienen wie alle anderen Aktionäre auch.Im vergangenen Jahr rutschte der Aktienkurs von Beiersdorf um 6,9 % ab. Der neue Vorstandschef De Loecker sagte, die Kursentwicklung der Aktie seit Verkündung der neuen Strategie Ende Februar – ein Plus von 12 % bei einem gleichzeitigen Dax-Anstieg um 5 % – verstehe man als “klares Zeichen des Vertrauens”.De Loecker erläuterte die Prioritäten des neuen Strategieprogramms, die unter anderem eine Stärkung der Präsenz in den Wachstumsmärkten vorsehen, wo der Konzern einen Umsatzanteil von aktuell 43 % erwirtschaftet. In China, wo das breitere Nivea-Konsumentengeschäft sowie das vor zehn Jahren übernommene, inzwischen vollständig abgeschriebene Slek-Haarpflegegeschäft die Erwartungen bislang nicht erfüllt hätten, will Beiersdorf strategische Optionen für Slek prüfen. China biete enormes Potenzial, gerade für Marken wie Nivea und Eucerin.—– Wertberichtigt Seite 8