Volkswagen

Betriebsrat fordert Aus für Blumes Doppelrolle

VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo dringt auf ein Aus der Doppelrolle von Oliver Blume als VW-Konzern- und Porsche-Chef. „Dieser Zustand muss enden“, sagte sie in einer Betriebsversammlung in Wolfsburg.

Betriebsrat fordert Aus für Blumes Doppelrolle

Blume soll Doppelrolle aufgeben

VW-Betriebsratschefin: Vorstandsvorsitzender kann in Wolfsburg kein Halbtags-Chef sein

ste Hamburg

Der Druck auf Oliver Blume, die Doppelrolle als Vorstandschef des Volkswagen-Konzerns sowie der Sportwagentochter Porsche aufzugeben, nimmt weiter zu. Ein Jahr nach dem „Schwarzen Montag“ bei Volkswagen forderte VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo in einer Betriebsversammlung am Dienstag im Wolfsburger Stammwerk, das Aus für die von Blume seit genau drei Jahren ausgeübte Doppelrolle. „Der Vorstandsvorsitzende kann in Wolfsburg kein Halbtags-Chef sein und die restliche Zeit bei Porsche verbringen“, monierte Volkswagens oberste Arbeitnehmervertreterin laut einem VW-internen Bericht, der der Börsen-Zeitung vorliegt. „Dieser Zustand muss enden.“

Unlängst hatten Medienberichte, nach denen Porsche die Suche nach einem Nachfolger für Blume eingeleitet habe, Spekulationen neu angefacht. Seit Oktober 2015 steht der 57-Jährige an der Spitze des Stuttgarter Herstellers, Anfang September 2022 trat er zudem die Nachfolge von Herbert Diess als VW-Konzernchef an. Unter Führung von Blume kam Porsche Ende September 2022 an die Börse. 81 Tage nach dem Debüt an der Frankfurter Wertpapierbörse rückte Porsche kurz vor Weihnachten 2022 in den Leitindex auf, Blume wurde zum einzigen Vorstandsvorsitzenden zweier Dax-Unternehmen. Investoren verlangen, dass Blume einen der beiden Chefposten aufgibt. Begründet wird die Forderung neben der zeitlichen Beanspruchung mit vermuteten Interessenkonflikten. Zugleich ist die einstige Ertragsperle Porsche inzwischen in eine schwere Krise gerutscht.

Renditeversprechen pulverisiert

VW-Betriebsratschefin Cavallo verwies nun in ihrer Rede selbst auf „massive Gewinneinbrüche“ und auf Renditeversprechen von Porsche, die „pulverisiert“ seien. Die Porsche-Vorzugsaktie bewege sich derzeit bei etwa einem Drittel ihres einstigen Höchstwerts von rund 120 Euro. Der Titel könnte bei der Index-Überprüfung in Kürze aus dem Dax fallen.

Cavallo hatte Blumes Doppelrolle auch während des heftigen Tarifstreits bei Volkswagen im vorigen Herbst kritisiert. Diesen hatte der Vorstand um Blume vor einem Jahr mit der Ankündigung ausgelöst, aufgrund einer deutlich geschrumpften Fahrzeugnachfrage in Europa massiv zu sparen und erstmals auch Werksschließungen in Deutschland nicht mehr auszuschließen. Mit Blick auf den kurz vor Weihnachten 2024 erreichten Tarifkomporomiss forderte Betriebsratschefin Cavallo nun in der Betriebsversammlung, Volkswagen müsse „wieder stärker Dreh- und Angelpunkt für den gesamten Konzernverbund“ sein.

Disziplin gefordert

Der Konzern sei nur so stark wie seine Marken und ihr Zusammenspiel. Es brauche gemeinsame Ziele, und auf die habe jede Marke, jede Gesellschaft und jede Region bestmöglich einzuzahlen. „Im Moment ist das leider oft anders“, so Cavallo, die Disziplin und die Verankerung aller zentralen Themen im Konzernvorstand einforderte. „Alleingänge einzelner Marken können wir uns schlicht nicht mehr leisten.“ Es brauche wieder mehr fachliche Zuständigkeiten im Konzernvorstand. Dinge wie Software, Entwicklung, Produktion, Beschaffung und Vertrieb seien „überlebenswichtig in einem derart komplexen Konzern wie Volkswagen“ und gehörten „klar und verbindlich nach Wolfsburg ins Spitzengremium der Organisation“.

Cavallo wandte sich gegen Überlegungen, den Konzern aus einer Finanzholding heraus zu steuern. „So würden nur noch Finanzziele in die Marken gegeben und damit die notwendigen Konzernsynergien gänzlich unmöglich gemacht werden.“ Volkswagen brauche nicht weniger zentrale Steuerung, sondern entschieden mehr. „Andernfalls strampeln wir uns in der Produktion und in den indirekten Bereichen ab, Effizienzen zu holen, und auf der anderen Seite werden die Milliarden zum Fenster rausgeschmissen.“

VW-Markenchef Thomas Schäfer und VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo zeigen in der Betriebsversammlung die getarnte Serienversion des Elektro-Kompaktwagens „ID.2all“
VW-Markenchef Thomas Schäfer und VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo zeigen in der Betriebsversammlung die getarnte Serienversion des Elektro-Kompaktwagens „ID.2all“
VW-Betriebsrat/Roland Niepaul

„Boost 2030“

Neben der Forderung nach dem Aus für Blumes Doppelrolle, dem Ruf nach einem aktiveren Konzernvorstand sowie der Absage für eine Holding-Idee enthüllte die Betreibsratsvorsitzende gemeinsam mit VW-Markenchef Thomas Schäfer während der Betriebsversammlung auch die noch getarnte Serienversion des Elektro-Kompaktwagens mit dem Arbeitstitel „ID.2all“, der ebenfalls noch im Camouflage-Look kommende Woche auf der IAA in München zu sehen sein soll. Auch das VW-Kompakt-SUV T-Roc wurde der Belegschaft in Wolfsburg noch vor der Publikumspremiere auf der Automesse präsentiert. Markenchef Schäfer stellte zudem die neue Markenstrategie „Boost 2030“ vor, die in den kommenden Wochen intern allen Bereichen präsentiert werden soll. Bis 2030 wolle man der technologisch führende Volumenhersteller sein, so das Zielbild der überarbeiteten Strategie.