Finanzinvestoren

Software AG lässt Bain abblitzen

Die Software AG hat hat die Übernahmeofferte des Finanzinvestors Bain Capital mit seinem Portfoliounternehmen Rocket Software bemerkenswert schnell abgelehnt. Dabei ist das Angebot höher als das von Silver Lake.

Software AG lässt Bain abblitzen

Software AG lässt Bain abblitzen

Finanzinvestor will bis zu 36 Euro je Aktie zahlen – Unternehmen lehnt die höhere Offerte ab und zieht Silver Lake vor

cru/sar Frankfurt

Der Bieterkampf der Finanzinvestoren Bain Capital und Silver Lake um die Darmstädter Software AG geht in die nächste Runde. Bain Capital hat über die US-Firma Rocket Software, die zu 60% Bain gehört, ein als unverbindlich bezeichnetes Angebot für die Software AG öffentlich gemacht, das mindestens 2 Euro je Aktie über der bereits von 30 auf 32 Euro aufgestockten Offerte von Silver Lake liegt. Bain Capital will 34 Euro je Aktie auf den Tisch legen, das sind insgesamt gut 2,5 Mrd. Euro. Wenn Silver Lake und die Software-AG-Stiftung von Firmengründer Peter Schnell bereit seien, ihre Anteile von zusammen 34% zu verkaufen, böte der Investor sogar 36 Euro je Aktie. Bain und Rocket-Chef Milan Shetti haben sich Zugriff 10% der Software-AG-Aktien gesichert. Ihre Offerte macht eine Prüfung der Bücher (Due Diligence) bei der Software AG ebenso zur Voraussetzung wie das Zustandekommen einer Finanzierung. Bain erklärte, dass Software AG und Rocket Software komplementäre Produkte haben, die Raum für Cross-Selling bieten, und versprach, “signifikante Investitionen” in die Mitarbeiter und Technologie des Unternehmens zu tätigen.

Silver Lake, die mit Christian Lucas den Aufsichtsratschef der Software AG stellt, an der Silver Lake bald mit 30% beteiligt ist, reagiert gelassen. Der Finanzinvestor bekräftigte am Mittwoch seine Offerte von 32 Euro je Aktie, ohne eine Erhöhung in Aussicht zu stellen. “Silver Lake ist weiterhin von der Attraktivität seines Angebots überzeugt und bekräftigt seine volle Unterstützung für die Strategie des Unternehmens sowie den Erhalt der Software AG als unabhängiges, in Darmstadt beheimatetes Unternehmen.”

Postwendend abgebügelt

Die Software AG unter CEO Sanjay Brahmawar lehnte die neue Bain-Offerte schon am Vorabend postwendend ab und ordnet sie – anders als das Angebot von Silver Lake – auch nur als „eine angepasste, rechtlich unverbindliche Interessenbekundung“ ein. Silver Lake hatte seine Offerte per Pflichtmitteilung nach Paragraf 10 Wertpapierübernahmegestz gemacht, und will das Angebot in den kommenden Tagen bei der Finanzaufsicht Bafin abliefern. Auch wenn Bain mit 34 Euro den höheren Betrag bietet, handelt es sich aus Sicht der Software AG „nicht um ein überlegenes Angebot“. Vorstand und Übernahmeausschuss seien daher „nicht in der Position“, darauf einzugehen.

Das bemerkenswerte: Die Ablehnung der Software AG folgte am Dienstagabend mit nur weniger als einer Stunde zeitlichem Abstand auf den Transaktionsvorschlag von Bain und Rocket. Laut Finanzkreisen will die Software AG mit dieser Vorgehensweise die Interessen aller Stakeholder wahren. Gemeint ist, dass es bei einer Fusion mit Rocket zu Kostensenkungen durch Stellenabbau kommen würde. Die gegnerische Seite bringt vor, das Rocket zusagen würde, auf Stellenabbau in Deutschland, wo rund 30% der Beschäftigten der Software AG arbeiten, zu verzichten. Die Software AG habe ein Gespräch mit Rocket abgelehnt, heißt es, obwohl von dort die für die Aktionäre attraktivere Offerte komme. Die finanziell niedrigere Silver-Lake-Offerte findet in Darmstadt mehr Anklang, weil die Software AG in dieser Konstellation als unabhängiges Unternehmen weiter agieren und ihre zu Jahresanfang ausgerufene Strategie weiterverfolgen könnte.

Das Unternehmen will nach Abschluss des mehrjährigen Transformationsprogrammes „Helix“ stärker auf Cloud-Produkte und Anwendungsintegration setzen.

Furcht vor Blockade

Auch wenn die konkurrierenden Gebote für die Aktionäre derzeit positive Folgen haben, so wächst im Lager der Software AG die Sorge vor strategischen Nachteilen. In Unternehmenskreisen gibt es die Befürchtung, dass es zu einer Blockadesituation kommen könnte, in der beide Finanzinvestoren mit signifikanten Anteilen an der Software AG beteiligt bleiben, sich aber nicht aufeinander zubewegen. Größere strategische Entscheidungen wären in einer solchen Konstellation kaum denkbar.

An der Börse kam die neue Runde im Bieterrennen zunächst gut an, im Tagesverlauf legte die Aktie zeitweise um mehr als 2,5% zu und näherte sich der 34-Euro-Marke an. Damit erreichte sie in etwa das Kursniveau vom Jahresanfang 2022. In der vergangenen Woche hatte die Nachricht über ein nachgebessertes Silver-Lake-Angebot die Aktie zeitweise sogar auf mehr als 35,40 Euro getrieben, in den folgenden Tagen hatte sich der Kurs dann bei Werten um 33 Euro eingependelt. Der Börsenwert des Unternehmens liegt zurzeit bei etwa 2,5 Mrd. Euro.

Die Software AG hat hat die Übernahmeofferte des Finanzinvestors Bain Capital mit seinem Portfoliounternehmen Rocket Software bemerkenswert schnell abgelehnt. Dabei ist das Angebot höher als das von Silver Lake. Für die Offerte von Silver Lake hegen die Darmstädter aus anderen Gründen eine Präferenz.

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