Bilfinger liefert wie versprochen

Krisengeplagter Industriedienstleister zahlt Dividende erneut aus der Substanz

Bilfinger liefert wie versprochen

ds Mannheim – “Wir freuen uns immer, wenn wir langweilig sind, also wenn wir liefern, was wir versprochen haben.” Das hat Bilfinger-Chef Tom Blades bei der Vorlage erster Eckdaten für 2018 gesagt. Der krisengeschüttelte ehemalige Baukonzern und heutige Industriedienstleister, der unter Ex-CEO Roland Koch Gewinnwarnungen in Serie produzierte, hat im vergangenen Jahr seine Ziele erfüllt oder leicht übertroffen: Der Umsatz kletterte organisch um 6 % auf 4,2 Mrd. Euro, das um Sonderlasten bereinigte operative Ergebnis (Ebita) von 3 Mill. auf 65 Mill. Euro und der Auftragseingang um 12 % auf 4,5 Mrd. Euro.Die geplagten Bilfinger-Aktionäre fanden das gar nicht langweilig und ließen die im SDax notierte Aktie in der Spitze um gut 9 % steigen. Zum Handelsschluss stand ein Plus von 7,5 % auf 30,16 Euro zu Buche. Beim Ausblick fürs neue Jahr bleiben die Mannheimer unter den Markterwartungen, wie Analysten des Bankhauses Lampe kritisch anmerken. Mit einem üppigen Auftragsbestand von 2,8 Mrd. Euro im Rücken traut sich Bilfinger für 2019 immerhin ein organisches Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich zu, während das bereinigte Ebita von 65 Mill. auf über 100 Mill. Euro klettern soll. Nachdem der Verlust 2018 von 89 Mill. auf 24 Mill. Euro reduziert wurde, soll unterm Strich für 2019 eine schwarze Null stehen. “Das ist ein ganz klares Commitment”, sagte die seit gut zwei Monaten amtierende Finanzchefin Christina Johansson. Bilfinger setzt darauf, das höhermargige Geschäft voranzutreiben – etwa mit Rauchgasentschwefelung auf Schiffen, Expertise bei Bioreaktoren sowie als Dienstleister der Nuklearindustrie, die hohe Qualitätsstandards hat. Weltweit gebe es 448 funktionsfähige Reaktoren, und Bilfinger, die unter anderem Spezialist für Rohrleitungen ist, sei in Europa an drei Atomkraftwerksneubauten beteiligt. Leerverkäufer nervenFür das vergangene Jahr will Bilfinger, der der schwedische Aktionärsaktivist Cevian (25,6 %) im Nacken sitzt, trotz des erneuten Verlusts wieder eine Dividende von glatt 1 Euro zahlen. Damit wird erneut aus der Substanz ausgeschüttet, wobei sich Bilfinger am Kapitalmarkt mit einer Dividendenrendite von gut 3 % profiliert. Trotz des Ende Oktober 2018 abgeschlossenen Aktienrückkaufs über 150 Mill. Euro hat das Papier auf Jahressicht jedoch fast 20 % verloren. Während Aktionär Cevian für Stress, aber auch Stabilität sorgt, setzen Leerverkäufer Bilfinger unverändert zu. Marshall Wace ist mit 1,3 % short, und BlackRock wettet inzwischen mit einer Position von 1,6 % gegen die Mannheimer. Finanzchefin Johansson sagte, die Leerverkäufer hätten “bislang keinen Kontakt mit uns gewünscht”. Bilfinger habe “aktiv versucht”, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, und werde das auch weiterhin tun. “Auf unserer Seite ist die Bereitschaft da”, sagte sie.Weiter in die Länge zieht sich das 2016 eingeleitete Vorhaben, ehemalige Vorstände wegen angeblicher Pflichtverletzungen zur Kasse zu bitten, wobei die Ex-Vorstandschefs Roland Koch sowie Herbert Bodner im Fokus stehen. Inzwischen habe man ein drittes Gutachten erstellen lassen und nun wolle man “den Prozess nach vorn bringen” und mit den ehemaligen Vorständen “Kontakt aufnehmen”, wie Blades sagte. “Dann entsteht wahrscheinlich ein Dialog.”—– Wertberichtigt Seite 8