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Biotest steht im Schaufenster

Spekulationen gibt es schon länger. Nun ist klar: Biotest könnte den Haupteigentümer wechseln.

Biotest steht im Schaufenster

swa Frankfurt

Seit einiger Zeit wird über einen Eignerwechsel spekuliert, nun ist es amtlich. Der chinesische Biotest-Großaktionär Tiancheng In­ternational Investment lotet strategische Optionen für seine Beteiligung aus, teilt das Spezialpharmaunternehmen mit. „Diese Überlegungen befinden sich in einem frühen Stadium und können zu einer Transaktion führen oder auch nicht“, heißt es weiter.

Tiancheng ist die Akquisitionsgesellschaft der Creat Group, die knapp 90% der Biotest-Stammaktien hält. Creat ist nach Informationen von Bloomberg gemeinsam mit Bank of America Merrill Lynch auf Käufersuche. Der Finanzinvestor Triton hatte im März Interesse an einem Erwerb bestätigt.

Seit 2017 an Bord

Das Grundkapital des Anbieters von Plasmaproteinprodukten und biotherapeutischen Arzneimitteln setzt sich aus einer gleich hohen Zahl an Stamm- und Vorzugsaktien zusammen, wobei die nicht stimmberechtigten Titel zu 100% in Streubesitz gehalten werden. An der Börse führte die Mitteilung zu einem Kurssprung der Stämme um 17,3% auf 33,20 Euro und der Vorzüge um 7,2% auf 32,80 Euro. Damit bringt Biotest in Summe 1,3 Mrd. Euro auf die Waage. Die Aktie hatte in den vergangenen zwölf Monaten mit Blick auf einen bevorstehenden Eignerwechsel bereits um ein Drittel zugelegt.

Die chinesische Investmentgruppe Creat, die weitere Plasmaproteinanbieter im Portfolio hält, hatte das damalige Familienunternehmen Biotest im Jahr 2017 für 1,3 Mrd. Euro einschließlich Schulden übernommen. Die Erben der Gründerfamilien Schleussner stiegen damals aus, sie hielten zuletzt noch gut 50% der Stammaktien. Die Barofferte von Creon lag damals bei 28,50 Euro je Stammaktie und 19 Euro je Vorzugsaktie. Um in den USA die Genehmigung für die Übernahme zu erhalten, musste Biotest ihre Blutplasmasammelstellen in den Vereinigten Staaten verkaufen, was den Konzern zum Aufbau neuer Zentren zwang.

Biotest ist derzeit dabei, ein groß angelegtes Investitionsprogramm abzuarbeiten, das auf die Verdopplung der Kapazitäten am Stammsitz Dreieich abzielt. Der Ausbau des Werks ist mit hohen Anlaufkosten verbunden, so dass der Konzern 2020 mit einen Verlust beendete und auch im laufenden Turnus mit einem negativen Betriebsergebnis (Ebit) rechnet.