Im InterviewThomas Toepfer

"Bis jetzt haben wir keine Trendumkehr gesehen"

Covestro sieht das Ende der konjunkturellen Talfahrt noch nicht erreicht. An zusätzliche Kostensenkungsmaßnahmen wird gleichwohl kein Gedanke verschwendet, wie Finanzchef Thomas Topefer im Interview sagt.

"Bis jetzt haben wir keine Trendumkehr gesehen"

IM INTERVIEW: THOMAS TOEPFER

Lagerabbau könnte sich noch fortsetzen

Covestro-Finanzchef sieht Konzern dennoch gut aufgestellt, um die schwierige Situation zu meistern

Covestro rechnet mit einer noch länger währenden Durststrecke. Zwar bestätigt der Chemiekonzern die Prognose, rückt sie aber an den unteren Rand der Spanne. Was dahinter steht, erläutert Finanzchef Thomas Toepfer im Interview.

Herr Toepfer, Covestro hat von Anfang an ein schwaches Geschäftsjahr erwartet und muss sich nun bestätigt sehen. Allerdings erwarten Sie eine weitere konjunkturelle Abschwächung. Warum?

Das Umfeld um uns herum schwächt sich ab. Zwar wächst die Weltwirtschaft, aber wenn man sich unsere Industrien anschaut, sieht man, dass sich mit Ausnahme der Automobilindustrie der Ausblick für alle für uns relevanten Industrien abgeschwächt hat. Namentlich sind das die Bau- und die Möbelindustrie sowie die Elektro-/Elektronikindustrie. Insofern bewegen wir uns in einem Umfeld, in dem es schwierig bleibt.

Gleichwohl hat man nach all den Gewinnwarnungen aus Ihrer Industrie den Eindruck gewonnen, ich nehme BASF als Beispiel, dass der Boden erreicht ist. Gerade was den Lagerabbau betrifft. Schätzen Sie das anders ein?

Es ist schwierig, genau einzuschätzen, wie die Lagersituation unserer Kunden aussieht. Zumindest haben wir bis jetzt keine Trendumkehr gesehen. Aber Sie haben recht, dass das Destocking nun schon länger anhält, als wir es normalerweise erwarten würden. Insofern können wir nicht ausschließen, dass sich das noch einige Wochen oder Monate fortsetzt. Deshalb halten wir auch an unserer Prognose fest und rechnen damit, eher am unteren Ende herauszukommen.

Ist die Marktschwäche rein konjunktureller Natur oder gibt es auch strukturelle Probleme?

Zu einem Großteil ist das, was wir sehen, konjunktureller Natur. Zumindest wenn man es auf die Weltwirtschaft bezieht. Aber insbesondere in Europa kommt hinzu, dass wir weiterhin mit sehr herausfordernden Gegebenheiten konfrontiert sind, die nicht allein konjunktureller Natur sind. Das Thema Energiepreise ist ja hinlänglich thematisiert. Diese Situation wird sich so rasch nicht ändern.

Welche Maßnahmen ergreift Covestro, um die Marge zu stützen?

Wir haben den Vorteil, dass wir Kosten- und Technologieführer in unserer Industrie sind. Das hilft uns, weil wir in Europa selbst bei hohen Energiekosten noch mit am profitabelsten produzieren können. Aber natürlich hat das absolute Niveau gelitten. Unser Fokus liegt auf Kosteneffizienz. Das sieht man in den Zahlen, denn unsere Fixkosten haben sich sehr gut entwickelt. Wir haben kein neues Programm aufgelegt, sondern exekutieren das vor längerem aufgelegte Programm.

Das heißt, es kommen keine weiteren Kostensenkungsmaßnahmen on top?

Nein, wir konzentrieren uns auf das Bestehende.

Sie verlassen den Konzern Ende des Monats. Haben Sie ein schlechtes Gewissen, dem Konzern in dieser schwierigen Lage den Rücken zu kehren?

Nein. Der Konzern ist sehr solide aufgestellt. Wir haben eine starke Bilanz, das hat Moody’s erst kürzlich bestätigt. Das Umfeld ist weiterhin sehr herausfordernd, aber Covestro ist gut aufgestellt, um die Situation zu meistern.

Das sieht die staatliche Adnoc aus Abu Dhabi ähnlich, sie macht Covestro Übernahmeavancen. Wie stehen Sie dazu?

Es gibt Marktgerüchte, die Sie und auch wir wahrnehmen. Aber wie Sie wissen, haben wir Gerüchte in der Vergangenheit nicht kommentiert, und so halte ich es weiterhin.

Das Interview führte Annette Becker.