Bluebell mischt bei Lufthansa mit

Aktivistischer Investor soll Spekulationen über Börsengang der Technik-Tochter befeuert haben

Bluebell mischt bei Lufthansa mit

Bei den Spekulationen über einen Börsengang der Lufthansa Technik hat wohl ein aktivistischer Investor seine Finger im Spiel. Eine Trennung von der Tochter wird im Konzern schon länger durchgespielt, die Mehrheit soll auf alle Fälle bei Lufthansa verbleiben. Die Technik ist ein verlässlicher Ergebnisbringer.Von Lisa Schmelzer, FrankfurtHinter den Spekulationen über einen möglichen Börsengang der Techniktochter der Lufthansa steckt dem Vernehmen nach der aktivistische Investor Bluebell Capital. Das verlautet aus Unternehmens- und Finanzkreisen. Bluebell Capital ist bei Lufthansa-Chef Carsten Spohr kein Unbekannter, soll doch der Investor Ende des vergangenen Jahres Spohr in einem Brief bereits dazu aufgefordert haben, den Wert des Unternehmens auch mit Hilfe der Abspaltung und des (Teil-)Verkaufs von Unternehmensteilen zu erhöhen. Laut Bloomberg haben sich Vertreter von Bluebell Capital mit dem Lufthansa-Chef getroffen, um Optionen für den Bereich zu besprechen. Die Teilnehmer des Treffens diskutierten angeblich einen Börsengang von 25 bis 30 % der Sparte, wobei Lufthansa die volle operative Kontrolle behalten sollte. “Dies ist ein wunderbares Geschäftsfeld – jedes fünfte Verkehrsflugzeug der Welt wird von Lufthansa Technik gewartet”, sagte Bluebell-Gründer Giuseppe Bivona Bloomberg News. Die Lufthansa lehnte eine Stellungnahme ab. Fokussierung auf FluggeschäftUnter Konzernchef Spohr und Finanzvorstand Ulrik Svensson treibt die Lufthansa in jüngster Vergangenheit den Konzernumbau voran. Zuletzt wurde das Europageschäft der Cateringtochter LSG an die Gategroup verkauft, in diesem Jahr soll auch der Rest der LSG veräußert werden. Auch Überlegungen für eine Abspaltung der Lufthansa Technik beispielsweise über einen Börsengang sind nicht neu. Im Vordergrund steht die Fokussierung auf das reine Fluggeschäft.Lufthansa-Aktien zogen am Donnerstag im frühen Handel in Frankfurt um bis zu 3,3 % an, gaben die Gewinne aber bis zum Nachmittag ab. Die Techniksparte hat laut Bloomberg-Intelligence-Analyst George Ferguson einen Unternehmenswert von rund 7,5 Mrd. Euro – mehr als die Marktkapitalisierung der Lufthansa von rund 6,9 Mrd. Euro. Ein Börsengang würde Lufthansa Technik helfen, Mittel für Investitionen in die Digitalisierung oder Akquisitionen zu generieren. Die Überlegungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Lufthansa eine Holdingstruktur verpassen will, mit einer stärkeren Trennung der verschiedenen Unternehmensbereiche. Nach Meinung von Analysten wird eine Holdingstruktur es der Lufthansa ermöglichen, den Konglomeratsabschlag, der den Aktienkurs belastet, zu beseitigen.Spohr saß von 2013 bis 2019 im Aufsichtsrat von Thyssenkrupp und kann daher ein Lied davon singen, welchen Einfluss aktivistische Investoren haben können. Beim Stahlkonzern hatten die Beteiligungsgesellschaft Cevian und der US-Fonds Elliott immer wieder gepredigt, dass die einzelnen Teile des Unternehmens in der Summe mehr wert sind als der Gesamtkonzern. Sie hatten die Zerschlagung des Konzerns und die Abspaltung der Aufzugssparte gefordert, diese steht nun zum Verkauf. Dem Einfluss aktivistischer Investoren, zumal aus dem angelsächsischen Raum, sind bei der Lufthansa indes Grenzen gesetzt. Denn das Luftverkehrsnachweissicherungsgesetz schreibt vor, dass börsennotierte deutsche Luftverkehrsunternehmen sich mehrheitlich in deutschen Händen befinden müssen.Die Techniksparte komplett aus der Hand geben wird Lufthansa sicher nicht. Denn die in Hamburg ansässige Tochter ist seit Jahren ein verlässlicher Ergebnisbringer, auch und vor allem in Zeiten, in denen das reine Fluggeschäft schwächelt. In den ersten neun Monaten 2019 erzielte die Einheit einen Umsatz von 5,15 Mrd. Euro und ein bereinigtes Ebit von 371 Mill. Euro. Die Ebit-Marge landete demnach bei 7,2 %. Damit schnitt die Tochter zwar schlechter ab als die Drehkreuz-Airlines mit einer Rendite von 9 %, aber deutlich besser als Cargo (-1,8 %), Catering (3,7 %) und der Günstigableger Eurowings (-3,2 %).