BMW erhöht Prognose
BMW legt einen Schnaps drauf
Nach guten Quartalszahlen erhöht der Autobauer seine Prognose – Freier Cashflow aber unter Druck
sck München
Wie Wettbewerber Mercedes-Benz blickt BMW zuversichtlicher ins laufende Jahr. Nach guten Quartalszahlen erhöhte der Münchner Auto- und Motorradhersteller seinen Ausblick für 2023. Der Dax-Konzern veröffentlichte dazu eine Ad-hoc-Meldung zwei Tage vor der geplanten Vorlage des Halbjahresberichts. Der Vorstand stützt seine erhöhte Prognose auf eine "anhaltend gute Auftragslage" sowie "die voraussichtlich bessere Verfügbarkeit seiner Premiumfahrzeuge". Letzteres signalisiert, dass die Versorgung mit Mikrochips sich entspannt. Zuvor litt die Branche infolge der Coronakrise unter Engpässen. Auch im zweiten Halbjahr sei daher "eine positive Geschäftsentwicklung" zu erwarten.
Im Detail rechnet die Konzernspitze mit einem "soliden" Wachstum der Pkw-Auslieferungen. Das impliziert ein Plus von über 5%. Bislang gingen Vorstandschef Oliver Zipse und seine Kollegen im obersten Führungsorgan von einem "leichten" Zuwachs aus. Wie BMW zuvor bereits berichtete, steigerte die Autosparte von Januar bis Juni ihre Auslieferungen um 4,7% auf 1,21 Millionen Stück, davon entfielen 0,63 Millionen ( 11,3%) auf das zweite Quartal. Für 2023 geht die Geschäftsleitung nunmehr davon aus, dass die Kernsparte ihre Marge auf Basis des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf eine Bandbreite von 9 bis 10,5% erhöht. Bisher hatte BMW eine Spanne von 8 bis 10% im Visier. Dieses Niveau entspricht auch dem langfristigen Renditeziel. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Segment Automobile 8,6%.
Schlusslicht im Dax
In der ersten Jahreshälfte erzielte BMW eine Marge von 10,6 (i.V. 8,5)%. Im zweiten Quartal waren es 9,2% – 1 Prozentpunkt mehr als vor einem Jahr. Als Gründe für diesen Schub in der Profitabilität nannte BMW das höhere Absatzvolumen, einen vorteilhaften Produktmix und eine "gute Preissituation". Das heißt, der weiß-blaue Hersteller konnte höhere Verkaufspreise durchsetzen. Auf diese Weise gelang es BMW, negative Währungseffekte und gestiegene Beschaffungskosten mehr als zu kompensieren.
Trotz dieser guten Nachricht geriet die BMW-Stammaktie im Anschluss unter Druck. Im Xetra-Handel büßte das Papier zeitweise 6,4% auf 103,80 Euro an Wert ein. Der Titel war damit schwächster Wert im deutschen Leitindex. Die Aktien von Mercedes-Benz (−2,3%) und Volkswagen (−1%) verloren weniger.
Der Hauptgrund für die vergrätzte Reaktion der Anleger war vermutlich, dass BMW in der Ad-hoc-Meldung ihren Ausblick für den freien Cashflow der Autosparte herabsetzte. Für 2023 geht der Vorstand bei dieser Kennziffer von "mindestens 6 Mrd. Euro" aus. Zur Vorlage der Bilanz 2022 im März war noch von rund 7 Mrd. Euro die Rede gewesen. Zum Vergleich: 2022 waren es 11,1 Mrd. Euro. Darin enthalten waren allerdings 5 Mrd. Euro aus der Erstkonsolidierung der chinesischen Einheit BMW Brilliance. Im ersten Halbjahr schrumpfte der freie Cashflow der Autosparte auf 3,1 (7,8) Mrd. Euro. Unter Bezug auf die aktuellen Prognosewerte schreibt das Unternehmen von höheren Investitionen für die Elektromobilität und erhöhten Vorräten, um die Versorgung sicherzustellen. Die Inflation trug ebenfalls dazu bei. Höhere Kosten für Material und Rohstoffe wirkten nach Unternehmensangaben "negativ".
Working Capital belastet
Letzteres trägt dazu bei, das Working Capital auszudehnen. Das drückt wiederum den Mittelzufluss. Hinzu kommt, dass BMW ihr Produktionsvolumen ausweitet, um das avisierte Plus bei den Pkw-Auslieferungen zu gewährleisten. Das bindet zusätzlich Mittel. Offenbar ist BMW in Bezug auf die Fertigungsraten zunächst zu verhalten ins Jahr 2023 gestartet. Die jüngsten Auslieferungszahlen signalisieren aber, dass die Geschäfte in Übersee besser laufen als ursprünglich erwartet. Vor allem China gewinnt wieder an Fahrt nach der Flaute im ersten Dreimonatsabschnitt. Im größten Einzelmarkt verzeichnete BMW im zweiten Quartal einen Absatzzuwachs von 16% auf knapp 200.000 Fahrzeuge. Die Geschäfte in den USA liefen im ersten Semester robust.
Zwei Tage vor Veröffentlichung des Halbjahresberichts hat BMW ihre Prognose für die Auslieferungen und für die Umsatzrendite erhöht. Trotz erhöhter Zuversicht des Vorstands verlor die Aktie über 6% an Wert. Der Grund war ein Dämpfer für den freien Cashflow im Kerngeschäft wegen Lageraufbaus.
Wertberichtigt Seite 2