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BMW fährt weiter zweigleisig

BMW will mit einer neuen Modellklasse den aufstrebenden chinesischen Autobauern und Tesla Paroli bieten. Vorstandschef Oliver Zipse berichtet zur IAA Mobility darüber, wie er das schaffen will.

BMW fährt weiter zweigleisig

BMW fährt weiter zweigleisig

Münchner wollen mit neuer Elektroklasse "sehr profitabel" sein

Von Stefan Kroneck, München

BMW wagt den Spagat. Der Münchner Autohersteller will mit einer neuen Modellgeneration („Neue Klasse“) den aufstrebenden chinesischen Wettbewerbern und Tesla vor allem im Elektrosegment Paroli bieten, setzt zugleich aber weiter auf Fahrzeuge mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Mit dieser zweigleisigen Strategie hat es Vorstandschef Oliver Zipse wohl besonders eilig, wie sich zum Auftakt der IAA Mobility 2023 in München zeigt.

Bereits zwei Tage vor dem offiziellen Start der weltgrößten Branchenmesse präsentierte das weiß-blaue Dax-Mitglied der Öffentlichkeit ein neues vollelektrisches Konzeptmodell auf Basis der Brot-und-Butter-Serie BMW 3er. Mit Blick auf die Konkurrenz geht Zipse voll aufs Tempo. „Wir planen eine unglaublich schnelle Markteinführung“, sagte er. BMW will binnen 24 Monaten nach Produktionsstart 2025 sechs neue Modelle der modernen Fahrzeuggeneration auf den Markt bringen. Die Autos der Neuen Klasse sollen nach Unternehmensangaben über eine um 30% höhere Reichweite verfügen. Zugleich verspricht BMW um rund 30% schnellere Ladezeiten.

Auf diese Weise will Zipse den Anteil von vollelektrischen Autos an den gesamten Auslieferungen des Konzerns bis 2025 auf rund 25% hochtreiben. In diesem Jahr soll die Quote bei 15% liegen nach 9% im vergangenen Jahr. Das heißt, Autos mit Benzin- und Dieselmotoren werden auf mittlere Sicht immer noch den Großteil des Absatzes von BMW ausmachen. Zipse spricht in diesem Zusammenhang von „Technologieoffenheit“. Er hält die Verbotspolitik der EU für falsch – Brüssel will bis 2035 die Zulassung von Verbrenner-Neuwagen abschaffen. Stattdessen plädiert er wiederholt dafür, dass der Markt entscheiden soll, wann der Wechsel wirklich erfolgt.

Verbrenner bleiben gefragt

Die Nachfrage nach Verbrennern werde weltweit sehr hoch bleiben, so Zipse. Andere Anbieter wie BVY und Tesla plagen sich mit Stichtagen nicht herum: Beide Konzerne bauen voll auf E-Autos. Dem BMW-CEO zufolge ist die neue Fahrzeugarchitektur des Konzerns vollständig auf E-Antriebe ausgerichtet. BMW verdiene mit seinen Elektroautos schon heute nicht weniger Geld als mit seinen Benzin- und Dieselautos, sagte er vor Journalisten. Die Produktion sei zwar teurer und damit die Kosten höher, allerdings sei das Geschäft mit Verbrennern nicht generell profitabler als mit E-Autos.

Mit Software-Baukästen für Antrieb, Fahrwerk, Bordnetz und Fahrassistenz spart die neue Fahrzeuggeneration Kabelstränge und Gewicht. „Wir verdienen heute mit jedem Elektroauto Geld, und mit der Neuen Klasse wird das noch mehr der Fall sein. Sie wird sehr profitabel sein.“ BMW sei bereits heute profitabel mit Elektrofahrzeugen. Für die Autosparte steuert BMW auf lange Sicht eine operative Marge in einer Bandbreite von 8 bis 10% an. Fürs laufende Jahr erhöhte der Konzern zuletzt die Prognose auf 9 bis 10,5%.

Rückenwind erhält BMW von hohen Verkaufspreisen. Das Premiumsegment, in dem BMW unterwegs ist, sei nicht so preissensibel wie das Volumengeschäft, so Zipse.

Daher sei der gegenwärtige Preisdruck im Elektrosegment im chinesischen Massenmarkt für BMW nicht zu spüren. Der größte chinesische E-Autobauer hatte zum Halbjahr BMW beim Absatz überholt.

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