BMW fährt weiter Diesel und setzt auf Luxus

Konzern will bei der Neuausrichtung Programm straffen - Wachstumsdynamik lässt 2016 nach - Finanzchef schaut auf mehr Effizienz

BMW fährt weiter Diesel und setzt auf Luxus

Trotz des Skandals um manipulierte Abgaswerte beim Wettbewerber Volkswagen spielt der Dieselantrieb auch in der Strategie des neuen BMW-Konzernchefs Harald Krüger eine wichtige Rolle. Wie Daimler und Audi will der Münchner Autokonzern künftig die Elektroautobaureihen ausbauen, die Modellpalette aber in der Kernmarke aus Kostengründen straffen. Mit mehr Luxusautos und Effizienzsteigerungen versucht der Dax-Konzern, die hohen Vorleistungen abzufedern. So soll die Konzernrendite vor Steuern auf dem Niveau von mindestens 10 % gehalten werden.sck München – Mit einer mehrgleisig angelegten Strategie wagt sich BMW im Zeitalter der Digitalisierung schrittweise in neue Felder vor, um ihre Marktführerschaft im Segment hochpreisiger Autos gegenüber Daimler zu verteidigen. Vorstandschef Harald Krüger will das bestehende Geschäftsmodell mit der Produktion leistungsfähigerer Elektroautos und dem Ausbau des Angebots hochpreisiger Fahrzeuge erweitern.Auf diese Weise versucht der Münchner Autokonzern, sich auch gegen das Vordringen der US-Technologieriesen Google und Apple in die Branche sowie den Vormarsch des E-Autobauers Tesla zu wappnen. “Zusätzlich zur hohen Wettbewerbsintensität im Premiumsegment stoßen die etablierten Hersteller auf branchenfremde Wettbewerber”, sagte Krüger auf der Bilanzpressekonferenz, wo er sein Zukunftskonzept vorstellte. Er kündigte ein neues Modell der i-Elektrobaureihe (“i-Next”) an, das BMW Anfang der nächsten Dekade auf den Markt bringen will. Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich signalisierte, dass es sich dabei um ein Modell mit einer deutlich größeren Reichweite handeln wird. Der i3 schafft bislang maximal nur 150 Kilometer mit einer voll aufgeladenen Batterie. Tesla bringt es bereits auf 400 Kilometer.Zugleich setzt BMW auf große Fahrzeuge im oberen Preissegment, mit denen die Hersteller hohe Deckungsbeiträge erzielen. Dazu zählen der geplante größere Geländewagen X7, mögliche Ableger der Baureihe BMW 7er und weitere Fahrzeuge der PS-starken M-Modelle. “Wir erwarten hieraus einen höherwertigen Produktmix, der das Profitabilitätsniveau unterstützen soll”, sagte Finanzvorstand Friedrich Eichiner.In dieser Ausrichtung hält die Konzernführung am Diesel und am Verbrennungsmotor fest, wie Fröhlich betonte. Der Diesel bleibe in den kommenden zehn Jahren ein wichtiger Bestandteil der Strategie. Bei BMW macht diese Antriebstechnologie gut 75 % des Absatzes der Kernmarke in Westeuropa aus. Krüger betonte, dass der strategische Anpassungsprozess im Strukturwandel der Branche eine “Evolution” sei und “keine Revolution”.Derweil plant die Konzernführung, die Modellpalette in der Kernmarke BMW wie zuvor bei der Kleinwagenmarke Mini zu straffen sowie die Effizienz in der Entwicklung und Fertigung zu steigern. Eichiner zufolge sollen dadurch Mehrkosten reduziert werden. “Wir rechnen in den kommenden Jahren mit Einsparungen in der Größenordnung eines dreistelligen Millionenbetrags.” “Mindestens” 10 ProzentDiese Palette unterschiedlicher Maßnahmen soll nach den Vorstellungen des Vorstands dazu beitragen, die hohen Vorleistungen für die Vernetzung und für modernere Antriebstechnologien wie etwa die Brennstoffzelle zu finanzieren.Vor diesem Hintergrund will Krüger die operative Rendite im Kernsegment in einer Bandbreite von 8 bis 10 % halten. Diesen Zielwert soll auch die deutlich kleinere Motorradsparte erreichen. Für die Umsatzrendite vor Steuern auf Konzernebene peilt BMW von 2017 an “mindestens” 10 % an, sagte der CFO. Im vergangenen Jahr fiel dieser Wert trotz eines gestiegenen Absatzes und eines Rekordergebnisses um 0,8 Punkte auf 10 % (vgl. BZ vom 10. März).Im laufenden Jahr rechnet BMW mit einer nachlassenden Absatz- und Gewinndynamik. Die Konzernführung erwartet einen “leichten” Zuwachs, also Werte von unter 5 %. Eichiner begründete diesen zurückhaltenden Ausblick mit dem anhaltend hohen Wettbewerbsdruck und der Unsicherheit über die Konjunktur im größten Einzelmarkt China. Beides dämpft die Margen. Im vergangenen Jahr steigerte BMW den Pkw-Absatz um 6 % auf 2,25 Millionen Stück der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce. Der Vorsteuergewinn wuchs um 5,9 % auf den Bestwert von 9,2 Mrd. Euro.Die vorsichtige Prognose und der allgemein gehaltene strategische Ausblick kamen bei den Anlegern dennoch gut an. Die Stammaktie gewann zeitweise 5 % an Wert und beendete den Xetra-Handel bei 82,63 Euro (+ 3,9 %). Das Papier setzte sich damit an die Spitze des Dax.Im vergangenen Jahr reduzierte der Konzern die Investitionen geringfügig um 3,4 % auf 5,9 Mrd. Euro. Der Anteil der Investitionen am Gesamtumsatz schrumpfte damit um 1,2 Punkte auf 6,4 %. Nach zwei Jahren erreichte BMW damit wieder den Zielwert von unter 7 %. Der Cash-flow der Autosparte sprang hingegen infolge des Rekordabsatzes um 2,4 Mrd. auf 11,8 Mrd. Euro.Das Finanzergebnis fiel 2015 jedoch mit – 369 (i.V. 411) Mill. Euro abermals tiefrot aus. Als Grund dafür nannte BMW im Geschäftsbericht die Neubewertung von Währungsderivaten infolge der Dollarstärke. Zudem drückten Abschreibungen auf den Anteil an SGL Carbon (152 Mill. Euro). Das Beteiligungsergebnis, das das chinesische Joint Venture enthält, brach um 21 % auf 518 Mill. Euro ein.