BMW LEGT BILANZ VOR

BMW gibt düsteren Ausblick ab

Vorstand befürchtet Absatz- und Gewinneinbruch wegen der Pandemie - Konzern fühlt sich finanziell solide

BMW gibt düsteren Ausblick ab

Wie die Wettbewerber Daimler und Volkswagen hat die Coronavirus-Pandemie auch BMW voll erwischt. Der Münchner Autokonzern rechnet 2020 mit einem Absatz- und Gewinneinbruch im Kerngeschäft. Gegenmaßnahmen wie zeitweilige Produktionsstilllegungen sollen dazu beitragen, das Working Capital zu entlasten.sck München – Wie bei den Konkurrenten hat sich der Ausblick von BMW aufgrund der Coronavirus-Pandemie stark eingetrübt. Der Münchner Autokonzern befürchtet 2020 einen “deutlichen” Absatzrückgang. Das heißt, die Verkaufszahlen dürften um mehr als 10 % einbrechen. Das betreffe alle Absatzmärkte, sagte Vorstandschef Oliver Zipse zur Bilanzvorlage in einer Internet-Pressekonferenz. Ursprünglich hatte das weiß-blaue Dax-Mitglied einen Zuwachs angepeilt nach einem Plus von 2,2 % auf 2,54 Millionen Stück der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce im vergangenen Jahr (vgl. Tabelle). Zipse zufolge wird “wie bei vielen Gütern auch die Nachfrage nach Automobilen deutlich sinken”. Damit endet für das Unternehmen nach elf Jahren eine Phase stetigen Wachstums im Neugeschäft.Wie Volkswagen und Daimler fährt BMW deshalb die Produktion herunter. Der Konzernchef kündigte an, dass für vier Wochen bis zum 19. April die Fertigung in den europäischen Werken und am Standort Rosslyn in Südafrika unterbrochen werde. Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic signalisierte, dass BMW am US-Standort Spartanburg zu ähnlichen Maßnahmen gezwungen sein könnte, sollte sich auch in den USA die Lage verschlechtern (vgl. dazu gesonderten Bericht auf dieser Seite). Vertriebsvorstand Pieter Nota zufolge ist der Absatz in China im Februar eingebrochen. Er hofft auf eine Erholung im laufenden Monat März und im April. Die Maßnahmen der Behörden vor Ort, das Virus zu bekämpfen, seien “effektiv”. China ist der größte Einzelmarkt der deutschen Autohersteller. In China nahm die Coronakrise im Herbst 2019 ihren Anfang.In einem von der Furcht vor den Auswirkungen der Coronakrise erneut geprägten Markt reagierten die Anleger auf die Prognose vergrätzt. Die BMW-Stammaktie brach zeitweise um 8,8 % ein, begrenzte im weiteren Tagesverlauf die Verluste etwas und beendete den Xetra-Handel bei 39,14 Euro (-3 %). Damit setzte das Papier den Kurssturz fort. Seit Jahresbeginn hat der Titel die Hälfte eingebüßt. Die Aktie notiert auf dem Niveau vom April 2010. Freier Cash-flow unter DruckDas Management befürchtet, dass aufgrund des Absatzeinbruchs die operative Umsatzrendite im Kernbereich Automobile im Gesamtjahr um rund 4 Prozentpunkte gedrückt wird. Die Ergebnisbelastung falle vor allem in der ersten Jahreshälfte an, erklärte Finanzvorstand Nicolas Peter. Für 2020 erwartet er, dass die Marge in Bezug auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf eine Bandbreite zwischen 2 und 4 % zurückfällt. Im vorigen Jahr schrumpfte die operative Rendite um 2,3 Prozentpunkte auf 4,9 %. Dieser Dämpfer ist vor allem auf die Rückstellung von 1,4 Mrd. Euro für ein EU-Kartellverfahren zurückzuführen. Ohne diesen Effekt hätte BMW 6,4 % erzielt.Für den freien Cash-flow in der Autosparte strebt BMW 2020 zwar noch einen positiven Wert an, nannte aber keine konkrete Summe. In den ersten sechs Monaten sei die Belastung besonders hoch, warnte Peter. Ein Zahlungsabfluss wegen der EU-Verfahren ist in diesem Ausblick nicht berücksichtigt. Ursprünglich plante BMW, beim freien Cash-flow 2020 das langfristige Ziel von über 3 Mrd. Euro zu erreichen. Im vergangenen Jahr verringerte sich der freie Cash-flow um 5 % auf 2,6 Mrd. Euro. Hohe Investitionen und Aufwendungen für Forschung und Entwicklung für die Elektromobilität dämpften den Nettomittelzufluss.Im Gegensatz zu Volkswagen wagte Peter immerhin eine Prognose in der Coronakrise. Tags zuvor verzichtete Volkswagen-Chef Herbert Diess mit Verweis auf die unsichere Lage darauf (vgl. BZ vom 18. März). Mehr noch: BMW fühlt sich stark genug, das Tief ohne zusätzliche Einschnitte und ohne Staatshilfen allein zu überwinden. “Ich bin zuversichtlich, durch die Krise aus eigener Kraft herauszukommen”, sagte der CFO. Er wies auf die Erfahrungen des Unternehmens in der Finanzmarktkrise der Jahre 2008 und 2009 hin. Der Konzern verfüge über eine Liquidität (brutto) von 17,4 Mrd. Euro. Mit den zeitweiligen Produktionsstilllegungen gelte es, die Belastung für das Working Capital zu begrenzen. Verzicht auf Einschnitte Auf verschärfte Sparmaßnahmen verzichtet Zipse vorerst. Der CEO bekräftigte, mit dem zuvor beschlossenen Effizienzprogramm bis 2022 mindestens 12 Mrd. Euro einsparen zu wollen. BMW sieht darin unter anderem vor, die Variantenvielfalt bei Fahrzeugmodellen zu reduzieren. BMW legte das Programm auf, um den teuren Wandel zur Elektromobilität zu finanzieren. Auch auf diesem Feld macht das Unternehmen trotz der Krise keine Abstriche. Peter zufolge hält BMW die Investitionen und die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung hoch. Nedeljkovic betonte, dass an dem geplanten neuen Werk in Ungarn festgehalten werde.Ebenso verzichtet BMW auf einen umfangreichen Personalabbau. Personalvorstand Ilka Horstmeier zufolge nutzt der Konzern für die von den Produktionsstopps betroffenen rund 30 000 Mitarbeiter als Instrument zunächst die Zeitkonten. Sollte dies nicht mehr ausreichen, würde BMW auf Kurzarbeit zurückgreifen. Die Bundesregierung gab zuvor bekannt, hierfür die Regelungen zu lockern, wie in der Finanzmarktkrise.BMW veröffentlichte ihre Eckdaten bereits in der vorigen Woche (vgl. BZ vom 13. März).