BMW kommt in die Spur

Nach einem Ergebnisschub im dritten Quartal setzt die Konzernführung auf einen Jahresschlussspurt

BMW kommt in die Spur

Nach einer Gewinnwarnung im Frühjahr und einer holprigen ersten Jahreshälfte kommt BMW langsam in die Spur. Mit guten Zahlen fürs dritte Quartal übertraf der Münchner Autohersteller die Analystenerwartungen. Hohe Anlaufverluste verbuchte der Konzern aber in den gemeinsamen Mobilitätsaktivitäten mit Daimler.sck München – Nach einem schwachen ersten Halbjahr fasst BMW zunehmend Tritt dank guter Zahlen im dritten Quartal. Der Münchner Autokonzern sieht sich damit unter seinem neuen Vorstandschef Oliver Zipse auf Kurs, die zuvor gesenkte Renditeprognose fürs Kerngeschäft 2019 zu erreichen. Zur Vorlage des Neun-Monats-Berichts stellte Finanzvorstand Nicolas Peter in einer Telefonkonferenz mit Journalisten fürs laufende Jahresschlussquartal eine “stabile Geschäftsentwicklung” in Aussicht. Er erwähnte die neuen Geländewagenmodelle (X3, X4 und X7), die für einen Ergebnisschub sorgen sollen.Nach neun Monaten erwirtschaftete BMW in der Autosparte eine operative Umsatzrendite von 4,1 (i.V. 7,6) %. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) fiel um 2. Mrd. auf 2,7 Mrd. Euro zurück. Der Finanzvorstand bekräftigte, dass der größte Konzernbereich 2019 eine Spanne von 4,5 bis 6,5 (7,2)% erreichen werde. Nach einer Rückstellung von 1,4 Mrd. Euro für ein EU-Kartellverfahren senkte die Konzernführung im April ihre Jahresprognose. Im Kern hält BMW aber an ihrem langfristigen Ziel fest, im Pkw-Geschäft eine Ebit-Marge in einer Bandbreite von 8 bis 10 % erwirtschaften zu wollen. Unter Verweis auf das schwierige Umfeld (Handelskonflikte) mieden Zipse und Peter Angaben darüber, wann dies wieder der Fall sein könnte. Markterwartung übertroffenIm zurückliegenden dritten Quartal steigerte BMW im Autogeschäft dank der neuen, margenträchtigen SUV-Modelle das Ebit um 63 % auf 1,5 Mrd. Euro. Die Rendite verbesserte sich auf 6,6 (4,4) %. Der gewachsene Pkw-Absatz (+3,6 % auf 613 361 Stück) bescherte ein deutliches Umsatzplus. BMW steigerte die Erlöse um 9 % auf 23 Mrd. Euro. Mit den Eckdaten übertraf das weiß-blaue Dax-Unternehmen die Analystenschätzungen. Nach anfänglichen Kursverlusten drehte die BMW-Stammaktie ins Plus, gewann in der Spitze 1,1 % an Wert und beendete den Xetra-Handel bei 73,51 Euro (+1 %). Analyst Frank Schwope von der Nord/LB bestätigte seine Einschätzung für das Papier mit “Halten”, erhöhte aber das Kursziel um 2 auf 72 Euro.Weiterhin hohe Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E) und Investitionen drückten auf die Umsatzrendite. In den Sommermonaten Juli bis September erhöhte BMW die F&E-Aufwendungen um 14 % auf 1,5 Mrd. Euro. Das entsprach 5,4 (5,1)% des Umsatzes (vgl. Grafik). Wie die Wettbewerber Daimler und Volkswagen steckt BMW viel Geld in Vorleistungen für die Zukunftsfelder Elektromobilität und autonomes Fahren.Zipse bekräftigte die unter seinem Amtsvorgänger beschleunigte E-Strategie. Der CEO äußerte sich zuversichtlich, dass die hohen Vorleistungen in die Zukunftstechnologien das Geschäftsmodell von BMW stärken würden. “Unsere Stärken werden oft unterschätzt”, sagte der ehemalige Produktionsvorstand, der Mitte August Harald Krüger an der Konzernspitze ablöste. Mit seiner Aussage bezog er sich auf die Kompetenz von BMW auf dem Feld der Hochtechnologie.Zipse wies darauf hin, dass einige andere Unternehmen die kostspielige Entwicklung eines vollständig selbstfahrenden Autos aufgegeben haben, ohne dabei Namen zu nennen. Auf diesem Feld kooperieren BMW und Daimler, um Kosten zu sparen. Zuletzt reduzierte Apple seine Entwicklungsmannschaft für Roboterautos, um sich künftig allein auf die Software zu konzentrieren. “Das Auto der Zukunft mit seinen digitalen Funktionen ist ein Hochtechnologieprodukt, dessen Komplexität heute noch unterschätzt wird”, so Zipse. Anlaufverluste mit Your NowEinen Dämpfer verbuchte BMW unterdessen beim Berliner Joint Venture für Mobilitätsdienste mit Daimler. Unter dem Namen Your Now fassten beide Konzerne im Februar unter anderem ihre Carsharing-Dienste zusammen. Im Zwischenbericht gab BMW an, “aufgrund von Anpassungen der Geschäftserwartungen bei einzelnen Your-Now-Gesellschaften” in den ersten neun Monaten 269 Mill. Euro wertberichtigt zu haben. Davon entfielen 73 Mill. Euro auf das dritte Quartal. Der laufende Verlust der at equity bilanzierten Aktivitäten sorgte dafür, dass das um 157 Mill. Euro gesteigerte Ergebnis aus dem chinesischen Gemeinschaftsunternehmen mit Brilliance überkompensiert wurde. BMW verbuchte dadurch im dritten Quartal im Finanzergebnis ein Defizit von 41 Mill. Euro nach einem Gewinn von 100 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Nach neun Monaten wies das Finanzergebnis ein Minus von 16 Mill. Euro aus. Im gleichen Vorjahreszeitraum erzielte BMW noch einen Gewinn von 659 Mill. Euro. Seinerzeit profitierte der Konzern von Zuschreibungen von 209 Mill. Euro infolge der kompletten Übernahme von Drivenow.Der Finanzvorstand spielte die Anlaufverluste herunter. Peter sprach von einem “ganz normalen Vorgang”. Er erwähnte “hohe Investitionen für die Harmonisierung der IT-Systeme” und das “starke Wettbewerbsumfeld” als Belastungsfaktoren. Der CFO zeigte sich aber davon überzeugt, auf lange Sicht mit dem Your-Now-Konzept Geld zu verdienen. “Wir haben mit Daimler eine klare Ambition, die Your-Now-Gesellschaften in die Gewinnzone zu führen.” Peter erwähnte das hohe Wachstumspotenzial mit urbanen Kundengruppen in Europa.