Boeing wird durchgerüttelt

737-Debakel lässt Ergebnisse des Airbus-Konkurrenten einbrechen - Kosten steigen drastisch

Boeing wird durchgerüttelt

Der US-Flugzeugbauer Boeing muss im dritten Quartal deutlich schlechtere Zahlen als im Vorjahreszeitraum hinnehmen. Das weltweite Flugverbot für den 737 Max spiegelt sich vor allem in einem negativen Cash-flow und einem weiteren Anstieg der Kosten für den Unglücksflieger wider.wü Paris – Der Handelskonflikt zwischen den USA und China und vor allem das nach zwei Flugzeugabstürzen innerhalb weniger Monate im März verhängte weltweite Flugverbot des Mittelstreckenjets 737 Max hinterlassen bei Boeing ihre Spuren. So musste der amerikanische Flugzeugbauer einen deutlichen Gewinneinbruch im dritten Quartal hinnehmen und nun auch eine Drosselung der 787-Produktion ankündigen, da erhoffte Aufträge aus dem Reich der Mitte für den Langstreckenjet bisher ausgeblieben sind. Sie soll Ende 2020 für zwei Jahre von derzeit 14 auf zwölf Exemplare monatlich reduziert werden. Der Airbus-Rivale hatte nach der Verhängung des Flugverbots für seinen spritsparenden Mittelstreckenjet im April bereits die Produktion des 737-Jets von 52 auf 42 Exemplare monatlich heruntergefahren.Boeing-Chef Dennis Muilenburg zeigte sich nach wie vor optimistisch, dass das Unglücksmodell noch im vierten Quartal wieder die Zulassung der amerikanischen Flugaufsicht FAA (Federal Aviation Agency) erhalten wird. Er scheint auch zuversichtlich zu sein, dass Passagiere trotz der beiden Abstürze und der seitdem bekannt gewordenen Vorwürfe gegenüber Boeing nicht zögern werden, mit dem 737 Max zu fliegen. So kündigte er an, nach der Wiederzulassung sogar noch mehr Exemplare des Modells monatlich bauen zu wollen als vor den beiden Abstürzen. Basierend auf der Annahme, dass die zuständigen Behörden die Wiederzulassung im vierten Quartal beginnen, werde man die 737-Produktionrate bis Ende 2020 schrittweise von 42 auf 57 Exemplare monatlich steigern, kündigte Boeing jetzt an.Der Luft- und Raumfahrtkonzern verfügt noch immer über einen Auftragsbestand für 4 406 Exemplare des 737-Mittelstreckenjets, der abgearbeitet werden muss. Da er seit Ende März keine 737 Max ausliefern kann, lieferte er in den ersten neun Monaten insgesamt nur 301 Flugzeuge aus. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 568 Jets gewesen. Das spiegelte sich vor allem im operativen Cashflow wider, wo im dritten Quartal ein Fehlbetrag von 2,4 Mrd. Dollar anfiel. Die Kosten für den 737 Max erhöhten sich innerhalb dieses Zeitraums um 900 Mill. Dollar, so dass sich die Gesamtkosten für das Debakel inzwischen auf 9,2 Mrd. Dollar belaufen.Die 737-Max-Krise hat auch darüber hinaus Spuren in den Ergebnissen hinterlassen. So brach der Umsatz des Gesamtkonzerns im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21 % auf 19,98 Mrd. Dollar ein. Er fiel damit aber etwas besser als erwartet aus, da Analysten laut Bloomberg im Schnitt mit 19,7 Mrd. Dollar gerechnet hatten. Das operative Ergebnis fiel mit 1,26 Mrd. Dollar 43 % niedriger aus und das Nettoergebnis verringerte sich sogar um 51 % auf 1,17 Mrd. Dollar.Während die Verkehrsflugzeugsparte deutliche Einbrüche hinnehmen musste, schrieb die Verteidigungssparte des Konzerns mit einem operativen Ergebnis von 755 Mill. Dollar wieder schwarze Zahlen, nachdem sie ein Jahr zuvor einen operativen Verlust von 247 Mill. Dollar verbucht hatte.Oberste Priorität habe die sichere Wiederindienststellung des 737 Max, erklärte Boeing-Chef Muilenburg. Der Flugzeugbauer habe aus der Krise gelernt und lerne weiterhin daraus. Der Konzern werde gestärkt aus dieser Situation herausgehen, betonte er. Muilenburg muss sich nächste Woche einer Anhörung im US-Kongress stellen.